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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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wüßte nicht, was ich ohne ihn tun würde.«
    »Und wie geht's unserem Kollegen Boothby?«
    Vicary seufzte. »Wie immer.«
    »Wir haben alle unsere Nazis, Alfred.«
    »Wir spielen mit dem Gedanken, ihn auf die andere Seite zu schicken.«
    Becker lachte und zündete sich am Stummel seiner Zigarette gleich eine neue an. »Wie ich sehe, haben Sie mein Funkgerät mitgebracht«, sagte er. »Welche Heldentat habe ich jetzt wieder für das Dritte Reich vollbracht?«
    »Sie sind in der Downing Street Nr. 10 eingebrochen und haben dem Premierminister alle Privatpapiere gestohlen.«
    Becker warf den Kopf zurück und brach in ein kurzes, höhnisches Lachen aus. »Ich hoffe, daß ich diesmal auch mehr Geld verlange. Dem Falschgeld dieser Geizhälse habe ich meine beschissene Lage zu verdanken.«
    »Natürlich.«
    Becker sah das Funkgerät an, dann Vicary. »In der guten alten Zeit hätten Sie einen Revolver auf den Tisch gelegt und mich die Sache zu Ende bringen lassen. Jetzt kommen Sie mit einem Funkgerät, das eine gute, solide Firma in Deutschland gebaut hat, und zwingen mich zum Selbstmord auf Raten.«
    »Wir leben in einer schlechten Welt, Karl. Aber niemand hat Sie gezwungen, Spion zu werden.«
    »Immer noch besser als die Wehrmacht«, sagte Becker. »Ich bin ein alter Mann wie Sie, Alfred. Sie hätten mich eingezogen und an die Ostfront geschickt, um mit dem Iwan zu kämpfen.
    Nein, danke. Dann warte ich lieber hier in meinem hübschen kleinen englischen Sanatorium das Ende des Krieges ab.«
    Vicary sah auf die Uhr - noch zehn Minuten, bis Becker auf Sendung gehen mußte. Er faßte in die Tasche und nahm die verschlüsselte Nachricht heraus, die Becker durchgeben sollte.
    Dann zog er das Foto aus dem Paß der Holländerin Christa Kunst hervor. Ein Ausdruck vager Erinnerung huschte über Beckers Gesicht und verschwand dann wieder.
    »Sie wissen, wer das ist, nicht wahr, Karl?«
    Becker nickte. »Sie haben Anna gefunden«, sagte er lächelnd.
    »Gute Arbeit, Alfred, wirklich gute Arbeit. Bravo!«
    Vicary machte sich keine Notizen. Er hatte die Hände gefaltet und saß da wie jemand, der angestrengt einer fernen Musik lauscht. Er wußte, daß es am besten war, so wenig Fragen wie möglich zu stellen und Beckers Rede freien Lauf zu lassen. Er verharrte regungslos wie ein Jäger auf der Pirsch. Seine Zigarette verglomm im Aschenbecher neben ihm zu grauer Asche. Durch den Fensterschlitz hörte er Regen auf die Steinplatten im Hof klatschen.
    Wie immer begann Becker mit seiner Geschichte irgendwo mitten drin und bei sich selbst. Eine Zeitlang hielt er seinen Körper ruhig, doch als die Geschichte Gestalt annahm, begann er, mit den Armen zu fuchteln wie früher und der Erzählung mit seinen flinken kurzen Fingern Nachdruck zu verleihen. Während er vor Vicarys Augen die Ereignisse zu einem Teppich verwob, geriet er wie immer in Sackgassen oder auf Abwege, prahlte mit seinem Mut, seinem Geschäftssinn, seinen sexuellen Eroberungen. Zuweilen verfiel er in langes nachdenkliches Schweigen, dann wieder überschlug sich seine Rede, so daß er einen Hustenanfall bekam. »Das kommt von der verfluchten Feuchtigkeit in meiner Zelle«, entschuldigte er sich. »Davon versteht ihr Engländer wirklich was.«
    »Leute wie ich bekommen praktisch keine Ausbildung«, berichtete er. »Gewiß, man erhält ein paar Einweisungen von irgendwelchen Idioten aus Berlin, die England nur von der Landkarte kennen. So schätzen Sie die Stärke einer Armee, sagen sie. So bedienen Sie Ihr Funkgerät. So zerbeißen Sie Ihre Selbstmordpille, wenn der MI5, was äußerst unwahrscheinlich ist, Ihre Tür eintritt. Und dann schicken sie einen in einem Boot oder Flugzeug nach England, wo man für den Führer den Krieg gewinnen soll.«
    Er hielt inne, zündete sich eine weitere Zigarette an und riß die Verpackung der Schokolade auf. »Ich war noch gut dran. Ich durfte legal einreisen. Mit dem Flugzeug und einem Schweizer Paß. Wissen Sie, was die mit einem Kollegen gemacht haben? Sie haben ihn im Schlauchboot an der Küste von Sussex ausgesetzt. Das U-Boot führte aber nur die Spezialboote der Abwehr mit sich, und so mußte er ein Schlauchboot mit den Abzeichen der deutschen Kriegsmarine nehmen. Ist das zu glauben?«
    Vicary glaubte es. Er dachte an den Jungen, den er im September 1940 an der Küste von Cornwall verhaftet hatte. Die Männer der Special Branch, die seine Taschen durchsuchten, fanden bei ihm eine Schachtel Streichhölzer aus einem bekannten Berliner

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