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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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wieder an Alice Simpson dachte, seit Edward Kenton vor Tante Matildas Haus Helens Namen ausgesprochen hatte.

Ham Commons, Surrey

    Das große, ziemlich häßliche dreistöckige Haus war von einem doppelten Zaun umgeben und durch einen Lattenzaun vor den Blicken der Außenwelt geschützt. Baracken, die auf dem vier Hektar großen Grundstück eilig errichtet worden waren, dienten einem Großteil des Personals als Unterkunft. Einst unter dem Namen Latchmere House bekannt und im Ersten Weltkrieg als Pflegeanstalt und Rehabilitationszentrum für Opfer von Kriegsneurosen genutzt, wurde das Gebäude 1939 in die wichtigste Verhörzentrale und Haftanstalt des MI5 umgewandelt und erhielt die militärische Bezeic hnung Lager 020.
    Der Raum, in den Vicary geführt wurde, roch nach Schimmel, Desinfektionsmitteln und vage nach gekochtem Kohl.
    Nirgendwo war ein Haken, an dem Vicary seinen Mantel aufhängen konnte - die Wärter übertrieben die Maßnahmen zur Selbstmordverhütung -, und so behielt er ihn einfach an. Im übrigen erinnerte der Raum an einen mittelalterlichen Kerker: Er war feucht und kalt, eine Brutstätte für Bronchialkrankheiten.
    Allerdings gab es hier eine überaus praktische Einrichtung - ein schießschartenartiges Fenster, durch das man eine Antenne gesteckt hatte. Vicary öffnete den Deckel des tragbaren Funkgeräts, das er mitgebracht hatte. Es war dasselbe, das er Becker 1940 abgenommen hatte. Er schloß die Antenne an und schaltete das Gerät ein. Die Lämpchen le uchteten gelb auf, während Vicary die richtige Frequenz einstellte.
    Er gähnte und streckte sich. Es war 23.45 Uhr. Becker sollte den Funkspruch um Mitternacht durchgeben. Verdammt, dachte er, warum schreibt die Abwehr ihren Agenten für die Nachrichtenübermittlung so unmögliche Zeiten vor?
    Karl Becker war ein Lügner, ein Dieb und ein Perverser, ein Mann ohne Moral oder Pflichtgefühl. Aber er war auch charmant und intelligent, und inzwischen verband Vicary mit ihm fast so etwas wie eine berufliche Freundschaft. Mit Handschellen gefesselt und von zwei bulligen Wärtern flankiert, betrat Becker jetzt den Raum. Die Wärter nahmen ihm die Handschellen ab und gingen wortlos wieder hinaus. Becker lächelte und streckte Vicary die Hand entgegen - sie war kalt wie Stein.
    Im Raum standen ein kleiner Tisch aus grob behauenem Holz und zwei ramponierte Stühle. Vicary und Becker nahmen an den gegenüberliegenden Seiten Platz, als setzten sie sich zu einem Schachspiel. Die Tischplatte war übersät mit schwarzen Flecken, die unachtsam weggelegte Zigaretten hineingebrannt hatten. Vicary reichte ihm ein Paket, und wie ein kleines Kind öffnete er es sofort. Es enthielt ein halbes Dutzend Päckchen Zigaretten und eine Tafel Schweizer Schokolade.
    Becker sah die Geschenke an, dann Vicary. »Zigaretten und Schokolade - wollen Sie mich verführen, Alfred?« Becker kicherte leise, aber das Gefängnisleben hatte ihn verändert. Statt schimmernder französischer Anzüge trug er jetzt einen nüchternen grauen Overall, der, frisch gebügelt, an den Schultern überraschenderweise wie angegossen saß. Da er offiziell als selbstmordgefährdet galt - was Vicary für absurd hielt -, trug er leichte Leinenschuhe ohne Schnürsenkel. Die Dauerbräune seiner Haut war einer Kerkerblässe gewichen.

    Seine Bewegungen waren sparsamer geworden. Das Fuchteln mit den Armen und das hemmungslose Lachen - Vicary kannte beides von alten Überwachungsfotos - waren verschwunden.
    Jetzt saß er stocksteif da, als bohre ihm jemand den Lauf einer Pistole in den Rücken, und legte die Schokolade, die Zigaretten und die Streichhölzer vor sich hin, als ziehe er eine Grenze, die Vicary nicht überschreiten durfte.
    Becker riß ein Päckchen Zigaretten auf und nahm zwei heraus. Er entzündete ein Streichholz und gab Vicary Feuer, bevor er seine eigene Zigarette ansteckte. Sie saßen eine Weile schweigend da, und jeder fixierte einen Punkt an der feuchten Wand - wie alte Kumpel, die alle Geschichten erzählt haben und nun damit zufrieden sind, einfach nur zusammenzusein. Becker genoß die Zigarette und wälzte den Rauch auf der Zunge wie einen exzellenten Bordeaux, bevor er ihn als schmale Fahne an die niedrige Decke blies. In dem kleinen Raum ballte sich der Rauch über ihnen wie Gewitterwolken.
    »Schöne Grüße an Harry«, sagte Becker schließlich.
    »Ich werde sie ausrichten.«
    »Er ist ein guter Mann - ein bißchen verbissen, wie alle Polizisten. Aber kein übler Kerl.«
    »Ich

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