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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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daß Sie an einer engeren Zusammenarbeit mit ihm Gefallen finden werden.«
    Himmler drehte sich abrupt um und ging weg. Vogel stand alleine da und zitterte vor Kälte.
    »Sie sehen nicht gut aus«, sagte Canaris, als Vogel zu ihm in den Wagen stieg. »Ich fühle mich immer so, wenn ich mit dem Hühnerfarmer gesprochen habe. Aber ich muß sagen, ich kann es besser verbergen als Sie.«
    An der Wagentür war ein Kratzen zu vernehmen. Canaris öffnete sie, und die Hunde hüpften herein und legten sich auf ihren Platz zu Vogels Füßen. Canaris klopfte mit dem Knöchel an die Trennscheibe. Der Motor sprang an, und der Wagen rollte knirschend durch den Schnee zum Tor. Vogel empfand Erleichterung, als die Lichter der Wolfsschanze hinter ihnen verblaßten und sie wieder in die Dunkelheit des Waldes eintauchten.
    »Der kleine Gefreite war heute abend sehr stolz auf Sie, Kurt«, sagte Canaris mit Verachtung in der Stimme. »Und was war mit Himmler? Haben Sie mir bei dem kleinen Mondscheinspaziergang den Dolch in den Rücken gestoßen?«
    »Herr Admiral...«
    Canaris lehnte sich hinüber und legte Vogel die Hand auf den Arm.
    »Seien Sie auf der Hut, Kurt«, sagte er. »Sie spielen ein gefährliches Spiel. Ein sehr gefährliches Spiel.«
    Und mit diesen Worten lehnte sich Canaris zurück, schloß die Augen und war gleich darauf eingeschlafen.

39
    London

    Die Operation erhielt in aller Eile den Decknamen  Kesselpauke - wer den Namen ausgesucht hatte und warum, wußte Vicary nic ht. Die Operation war zu komplex und zu heikel, als daß sie von den überfüllten Büros in der MI5-Zentrale aus geleitet werden konnte, und so verlegte Vicary seine Kommandostelle in ein regierungseigenes Haus in der West Halkin Street. Das Wohnzimmer wurde in einen Konferenzraum umfunktioniert, mit zusätzlichen Telefonen, einem Funkgerät und einer riesigen Karte von Groß-London an der Wand. In der Bibliothek im Obergeschoß wurde für Vicary und Harry ein Büro eingerichtet. Es gab einen Hintereingang für die Watchers, und die Speisekammer war prall gefüllt. Die weiblichen Schreibkräfte meldeten sich freiwillig zum Kochen, und als Vicary am frühen Abend das Haus betrat, empfing ihn ein köstlicher Duft nach Schinkentoast und dem Lammeintopf, der auf dem Herd köchelte.
    Ein Mitarbeiter führte ihn hinauf zur Bibliothek. Im Kamin brannte ein Kohlefeuer, die Luft war trocken und warm. Er schälte sich aus seinem Regenmantel und hängte ihn an die Innenseite der Tür. Eines der Mädchen hatte ihm eine Kanne Tee ins Zimmer gestellt, und er goß sich eine Tasse ein. Vicary war erschöpft. Er hatte nach der Vernehmung Jordans schlecht geschlafen, und seine Hoffnung, im Auto etwas Schlaf nachzuholen, hatte Boothby zunichte gemacht, als er ihm vorschlug, zusammen ins Büro zurückzufahren, damit sie die Zeit zum Reden nutzen konnten.
    Die Oberaufsicht über Kesselpauke hatte Boothby. Vicary fiel die Aufgabe zu, Jordan zu instruieren und Catherine Blake beschatten zu lassen. Gleichzeitig sollte er versuchen, die anderen Agenten des Netzes aufzuspüren und herauszufinden, wie sie mit Berlin kommunizierten. Boothby stand in ständigem Kontakt mit dem Zwanziger-Komitee, dem aus Vertretern mehrerer Behörden gebildeten Gremium, das den Double-Cross-Apparat kontrollierte und das deshalb so hieß, weil das Symbol für Double Cross und die römischen Ziffern für zwanzig identisch waren: XX. Boothby und das Zwanziger-Komitee sollten die irreführenden Dokumente für Jordans Aktentasche anfertigen und Kesselpauke mit den anderen Double-Cross-Projekten und Bodyguard abstimmen. Vicary fragte nicht nach dem Inhalt des gefälschten Materials, und Boothby sagte von sich aus nichts. Vicary wußte, was das zu bedeuten hatte.
    Obwohl er es war, der die Existenz des neuen deutschen Agentennetzes entdeckt und herausgefunden hatte, daß Jordan die undichte Stelle war, war er nun zum Handlanger degradiert worden. Basil Boothby führte allein das Kommando.
    »Nette Bude«, sagte Harry, als er den Raum betrat. Er goß sich eine Tasse Tee ein und wärmte sich den Rücken am Feuer.
    »Wo steckt Jordan?«
    »Er schläft oben.«
    »Dieser blöde Kerl«, sagte Harry mit gedämpfter Stimme.
    »Dieser blöde Kerl ist jetzt einer von uns, Harry, vergessen Sie das nicht. Was haben Sie gefunden?«
    »Fingerabdrücke.«
    »Was?«
    »Fingerabdrücke, die nicht von Peter Jordan stammen, überall im Arbeitszimmer. Auf dem Schreibtisch, außen auf dem Safe.
    Er sagt, daß er seiner

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