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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Harry Dalton ist am Apparat. Er sagt, es sei dringend. Sie Ärmster, ich bringe Ihnen gleich eine Tasse Tee.«

41
    London

    Catherine Blake verließ ihre Wohnung kurz vor elf Uhr morgens. Ein leichter, kalter Regen fiel. Der Himmel verdunkelte sich und verhieß noch schlechteres Wetter. Sie hatte noch drei Stunden Zeit bis zu ihrem Treff mit Neumann. An trüben Tagen wie diesem war sie versucht, auf die übliche Odyssee durch London zu verzichten und auf direktem Wege zum Treffpunkt zu gehen. Es war ermüdend und lästig, ständig stehenzubleiben, um nach etwaigen Verfolgern Ausschau zu halten, mehrmals die U-Bahn und die Taxis zu wechseln. Aber es war notwendig, besonders jetzt.
    Sie blieb in der Tür stehen, verknotete den Schal unter dem Kinn und blickte in die Straße. Es war ein ruhiger Sonntagmorgen. Die Ampeln waren noch ausgeschaltet, die Geschäfte geschlossen. Nur das Café gegenüber hatte geöffnet.
    Ein kahlköpfiger Mann saß am Fenstertisch und las Zeitung. Er schaute kurz auf, blätterte um und senkte wieder den Blick.
    Vor dem Café wartete ein halbes Dutzend Leute auf den Bus.
    Catherine musterte die Gesichter und meinte, eines schon einmal gesehen zu haben, vielleicht an der Bushaltestelle, vielleicht anderswo. Wenn sie dich observieren, dann von einem festen Punkt aus, aus einer Wohnung im Haus gegenüber oder aus einem Zimmer über einem Laden. Sie ließ ihre Augen über die Fenster wandern und suchte nach irgendeiner Veränderung, einem Gesicht, das zu ihr herabsah. Sie entdeckte nichts. Sie spannte ihren Schirm auf und trat hinaus in den Regen.
    Ihren ersten Bus nahm sie in der Cromwell Road. Er war fast leer - nur zwei alte Damen, ein alter Mann, der Selbstgespräche führte, und ein schmächtiger, schlecht rasierter Mann, der einen durchnäßten Regenmantel trug und Zeitung las. Catherine stieg am Hyde Park Corner aus. Der Mann mit der Zeitung ebenfalls.
    Catherine ging in Richtung Park. Der Mann schlug die entgegengesetzte Richtung zum Piccadilly ein. Was hatte Vogel über die Watchers vom MI5 gesagt? Männer, die auf der Straße an dir vorübergehen und dir nicht nachsehen. Müßte Catherine für den MI5 Observationsspezialisten auswählen, dann würde sie sich für den Mann mit der Zeitung entscheiden.
    Sie ging auf einem Fußweg neben der Park Lane nach Norden. Am Nordrand des Parks, an der Bayswater Road, kehrte sie um und ging zum Hyde Park Corner zurück. Dann machte sie abermals kehrt und ging wieder nach Norden. Sie war überzeugt, daß ihr niemand zu Fuß folgte. Sie ging ein kurzes Stück an der Bayswater Road entlang. An einem Briefkasten blieb sie stehen, schob einen leeren, unfrankierten Umschlag in den Schlitz und blickte sich bei dieser Gelegenhe it noch einmal um. Nichts. Die Bewölkung wurde dichter, der Regen stärker.
    Sie hielt ein Taxi an und nannte dem Fahrer eine Adresse in Stockwell.
    Catherine lehnte sich in ihrem Sitz zurück und betrachtete die Regentropfen, die in Mustern an der Scheibe herabliefen. Beim Überqueren der Battersea Bridge erfaßte eine Böe das Taxi und schüttelte es. Noch immer herrschte sehr wenig Verkehr.
    Catherine drehte sich um und spähte durch das kleine Heckfenster.. Etwa zweihundert Meter hinter ihnen fuhr ein schwarzer Lieferwagen. Im Führerhaus saßen zwei Leute.
    Catherine schaute wieder nach vorn und bemerkte, daß der Fahrer sie im Rückspiegel beobachtete. Ihre Blicke begegneten sich kurz, dann sah er wieder auf die Straße. Instinktiv faßte Catherine in ihre Handtasche und tastete nach dem Griff ihres Stiletts. Das Taxi bog in eine von viktorianischen Häusern gesäumte Straße ein, die alle gleich aussahen. Kein Mensch war zu sehen - keine Autos, keine Fußgänger. Catherine schaute wieder nach hinten. Der schwarze Lieferwage n war verschwunden.

    Sie wurde ruhiger. Dem heutigen Treff blickte sie besonders gespannt entgegen. Sie wollte wissen, ob Vogel ihrer Bitte, sie aus England herauszuholen, nachkam. Einerseits wünschte sie sich, er hätte sie niemals hergeschickt. Sie war davon überzeugt, daß der MI5 das Netz um sie enger zog. Sie hatte schwere Fehler gemacht. Andererseits jedoch stahl sie aus Peter Jordans Safe wertvollstes Material. Vergangene Nacht hatte sie ein Dokument mit dem Stempel ›streng geheim‹ fotografiert, das mit Schwert und Schild, dem Abzeichen des SHAEF, versehen war. Es war gut möglich, daß sie das Geheimnis der Invasion gestohlen hatte.
    Von ihrer Warte aus konnte sie es nicht mit Sicherheit

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