Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
Er bog rechts auf sie ein und fuhr wieder nach Norden.
    Kurz darauf raste er über die einsamen Ebenen der Fens.
    Sie legten schnell viele Kilometer zurück. Der Regen hörte auf, aber der Wind, der ohne Widerstand von der Nordsee her über das Marschland brauste, warf den Lieferwagen wie ein Spielzeug hin und her. Die Straße verlief eine Zeitlang parallel zu dem Fluß Great Ouse und führte dann durch die südlichen Fens. Sie kamen durch die Dörfer Southery und Hilgay. Die nächste größere Stadt war Downham Market. Sie war kleiner als Cambridge, aber Neumann nahm an, daß auch sie über eigene Polizeikräfte verfügte, die ihnen gefährlich werden konnten.
    Wie schon vor Cambridge wich Neumann wieder auf eine kleinere Nebenstraße aus, umfuhr die Stadt und bog erst im Norden wieder auf die A 10 ein.
    Nach weiteren fünfzehn Kilometern erreichten sie die Hafenstadt King's Lynn. Sie lag am Südostende des Wash und war die größte Stadt an der Norfolker Küste. Auch diesmal verließ Neumann die A 10 und wählte eine kleine Umgehungsstraße östlich der Stadt.
    Die Straße war schlecht, an vielen Stellen nur ein ungeteerter einspuriger Weg, und das Gelände wurde zunehmend hügelig und bewaldet. Neumann hielt an und leerte zwei Kanister Benzin in den Tank. Je näher sie der Küste kamen, um so schlechter wurde das Wetter. Manchmal ging es nur noch im Schrittempo voran. Neumann fürchtete schon, er sei zu vorsichtig gewesen und habe einen Fehler gemacht, als er von der größeren Straße abgewichen war. Doch nach einer weiteren Stunde schwieriger Fahrt erreichten sie endlich die Küste.
    Neumann fuhr durch Hampton Sands, überquerte die Brücke, und beschleunigte hinter dem Dorf. Er war erleichtert. Endlich eine vertraute Straße. In der Ferne tauchte das Cottage der Doghertys auf. Neumann bog in die Auffahrt ein. Die Haustür ging auf, und im Schein einer Petroleumlampe näherte sich eine Gestalt. Es war Sean Dogherty in Ölzeug und Südwester, mit einer Schrotflinte in der Armbeuge.
    Sean Dogherty war nicht weiter beunruhigt gewesen, als Neumann nicht mit dem Nachmittagszug nach Hunstanton zurückkehrte. Neumann hatte ihn gewarnt, daß er vielleicht länger als sonst in London bleiben würde. Dogherty beschloß, auf den Abendzug zu warten. Er verließ den Bahnhof und ging in einen nahegelegenen Pub. Dort bestellte er eine Kartoffel-Mohrrüben-Pastete und spülte sie mit zwei Gläsern Bier hinunter. Dann verließ er den Pub und schlenderte am Hafen entlang. Vor dem Krieg war Hunstanton wegen der malerischen Sonnenuntergänge an der Ostküste des Wash ein berühmter Ferienort gewesen. Jetzt waren die um die Jahrhundertwende erbauten Hotels jedoch größtenteils leer und boten in dem strömenden Regen einen traurigen Anblick. Der Sonnenuntergang bestand nur mehr aus ein paar diffusen Lichtstrahlen, die hier und da durch die Wolken drangen.
    Dogherty verließ den Hafen, ging zurück zum Bahnhof und wartete auf den Abendzug. Er stand rauchend auf dem Bahnsteig und musterte die wenigen Passagiere, die dem Zug entstiegen. Erst als er feststellte, daß Neumann wieder nicht unter ihnen war, machte er sich Sorgen. Auf der Rückfahrt nach Hampton Sands dachte er darüber nach, was Neumann vor ein paar Tagen zu ihm gesagt hatte. Er hatte angekündigt, daß die Operation vielleicht schon bald beendet sei und daß er dann England verlassen und nach Berlin zurückkehren werde. Aber warum zum Teufel war er dann nicht in dem Zug? dachte Dogherty.
    Als er zu Hause ankam, saß Mary neben dem Kamin. Sie warf ihm einen giftigen Blick zu und stieg dann die Treppe hinauf.
    Dogherty schaltete das Radio ein. Die Nachrichten ließen ihn aufhorchen. Die Sicherheitsbehörden hatten eine landesweite Fahndung nach zwei Mördern eingeleitet, die sich am frühen Abend in dem Londoner Stadtteil Earl's Court eine Schießerei mit der Polizei geliefert hatten.
    Dogherty drehte das Radio lauter, als der Sprecher eine Beschreibung der beiden Verdächtigen verlas. Der erste war überraschenderweise eine Frau. Der zweite war ein Mann, und seine Beschreibung paßte haargenau auf Horst Neumann.
    Dogherty stellte das Radio ab. Waren die beiden Gesuchten womöglich Neumann und der andere Agent? Waren sie jetzt auf der Flucht vor dem MI5 und der Polizei von halb England?
    Waren sie auf dem Weg nach Hampton Sands, oder würden sie ihn zurücklassen? Dann dachte er: Wissen die Briten, daß ich ebenfalls ein Spion bin?
    Er ging nach oben, stopfte Kleider zum

Weitere Kostenlose Bücher