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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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kleinen Wohnung ein paar Straßenzüge vom Tirpitz-Ufer entfernt. Ulbricht erreichte ihn dort telefonisch und berichtete, daß Horst Neumann Kontakt mit dem U-Boot aufgenommen habe und Großbritannien verlassen wolle. Fünf Minuten später trat Vogel aus der Tür seines Hauses und eilte durch den Regen zum Tirpitz-Ufer.
    Im selben Augenblick kontaktierte Walter Schellenberg sein Büro und erfuhr von der Entwicklung in Großbritannien. Er rief Himmler an und setzte ihn ins Bild. Himmler bestellte Schellenberg zu sich in die Prinz-Albrecht-Straße. Er hatte eine lange Nacht vor sich und wollte Gesellschaft. Schellenberg und Vogel kamen gleichzeitig in ihren jeweiligen Büros an und richteten sich auf eine längere Wartezeit ein.
    Die Invasion der Alliierten in Frankreich.
    Das Leben von Admiral Canaris.
    Beides hing von den Informationen zweier Spione ab, die sich auf der Flucht vor dem MI5 befanden.

53
    Hampton Sands, Norfolk

    Martin Colville stieß mit dem Lauf seiner Schrotflinte das Scheunentor auf. Neumann, der noch vor dem Funkgerät stand, hörte das Geräusch und griff nach der Mauser, als Colville hereintrat. Colville sah, daß Neumann die Waffe zücken wollte.
    Er machte eine Drehung, legte an und schoß. Neumann hechtete zur Seite, landete auf dem Boden und rollte sich ab. Ein ohrenbetäubendes Krachen erfüllte den Raum. Das Funkgerät löste sich in seine Bestandteile auf.
    Colville richtete seine Flinte ein zweites Mal auf Neumann.
    Neumann stützte sich, die Mauser in beiden Händen, auf die Ellbogen. Sean Dogherty trat einen Schritt vor und schrie, Colville solle aufhören. Colville schwenkte die Flinte in Doghertys Richtung und drückte ab. Der Schuß traf Dogherty in die Brust und riß ihn von den Füßen, so daß er wie eine Stoffpuppe nach hinten flog. Er landete auf dem Rücken. Blut spritzte stoßweise aus der klaffenden Wunde in seiner Brust, und er starb innerhalb weniger Sekunden.
    Neumanns Schuß traf Colville in die Schulter und riß ihn herum. Inzwischen hatte auch Catherine ihre Mauser gezogen und zielte beidhändig auf Colvilles Kopf. Sie feuerte zweimal schnell hintereinander. Wegen des Schalldämpfers waren die Schüsse nur ein dumpfes Pochen. Colvilles Kopf explodierte. Er war tot, bevor sein Körper auf dem Boden aufschlug.
    Mary Dogherty lag in einem unruhigen Halbschlaf im Obergeschoß, als sie den ersten Schuß aus der Schrotflinte hörte.
    Sie fuhr im Bett hoch und setzte gerade die Füße auf den Boden, als der zweite Schuß die nächtliche Stille zerriß. Sie warf die Decke zur Seite und rannte die Treppe hinunter.
    Im Haus war es dunkel, Wohnzimmer und Küche waren verlassen. Sie trat ins Freie. Regen schlug ihr ins Gesicht. Da bemerkte sie, daß sie nur ihr Nachthemd trug. Es war jetzt still, nur das Rauschen des Windes war zu hören. Sie blickte in den Garten und sah einen fremden Lieferwagen in der Auffahrt stehen. Dann bemerkte sie, daß in der Scheune Licht brannte.
    Sie rief »Sean!« und rannte zur Scheune hinüber.
    Der Boden unter Marys nackten Füßen war kalt und morastig.
    Sie rief noch mehrmals Seans Namen. Ein schwacher Lichtstrahl drang aus dem offenen Scheunentor und fiel auf eine Schachtel Schrotpatronen, die auf dem Boden lag.
    Mary betrat keuchend die Scheune. Sie wollte schreien, doch der Schrei blieb ihr im Hals stecken. Zuerst sah sie die Leiche Martin Colvilles, nur ein paar Schritte entfernt. Ein Teil des Kopfes fehlte, und überall waren Blut und Gewebe verspritzt.
    Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte.
    Dann fiel ihr Blick auf den zweiten Toten. Er lag mit weit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken. Irgendwie hatte er im Sterben die Beine übereinandergeschlagen, und es sah fast so aus, als schlafe er. Das blutverschmierte Gesicht war nicht zu erkennen. Einen kurzen Augenblick hoffte Mary, daß es vielleicht doch nicht Sean war, der da tot auf dem Boden lag.
    Dann sah sie die alten Gummistiefel und das Ölzeug und wußte, daß er es war.
    Der Schrei, der ihr eben noch im Hals steckengeblieben war, brach hervor.
    »Oh, Sean!« schrie sie. »Oh mein Gott, Sean! Was hast du getan?«
    Sie hob den Blick und sah Horst Neumann mit der Pistole in der Hand über Seans Leiche stehen. Ein paar Schritte von ihm entfernt stand eine Frau. Sie hielt ebenfalls eine Pistole in der Hand und zielte damit auf Marys Kopf.

    Mary sah wieder Neumann an und schrie: »Wart ihr das?
    Habt ihr das getan?«
    »Colville war es«, sagte Neumann. »Er kam hier rein und

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