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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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vorzustellen, was geschehen war: Ihr Vater stürmt mit seinem Gewehr aus dem Haus, Jenny folgt ihm, kommt zu Doghertys Farm und belauscht das Gespräch in der Scheune. Vermutlich wollte sie sich jetzt verstecken und warten, bis sie weg waren. Und Neumann glaubte auch zu wissen, wo.
    Er spielte kurz mit dem Gedanken, Jenny laufenzulassen.
    Aber sie war ein kluges Mädchen. Sie würde einen Weg finden, die Polizei zu alarmieren, und dann würde man rund um Hampton Sands Straßensperren errichten. Es war so schon schwer genug, rechtzeitig das U-Boot in Lincolnshire zu erreichen. Wenn er Jenny laufenließ, würde es noch viel riskanter werden.
    Neumann ging zurück in die Scheune. Catherine hatte die Leichen mit altem Sackleinen bedeckt. Mary saß auf einem Stuhl und zitterte heftig. Neumann wich ihrem Blick aus.
    »Wir haben ein Problem«, sagte er und deutete mit dem Kinn auf den zugedeckten Leichnam Martin Colvilles. »Ich habe das Fahrrad seiner Tochter gefunden. Wir müssen davon ausgehen, daß sie irgendwo da draußen ist und weiß, was hier geschehen ist. Und wir müssen damit rechnen, daß sie Hilfe holen will.«
    »Dann suchen Sie sie«, sagte Catherine.
    Neumann nickte. »Bringen Sie Mary ins Haus. Fesseln und knebeln Sie sie. Ich kann mir schon denken, wo Jenny Colville hinläuft.«
    Neumann eilte hinaus und rannte durch den Regen zum Lieferwagen. Er ließ den Motor an, stieß rückwärts in die Einfahrt und fuhr Richtung Strand.
    Catherine fesselte Mary in der Küche an einen Holzstuhl.
    Dann riß sie ein Geschirrtuch entzwei. Die eine Hälfte ballte sie zusammen und stopfte sie Mary in den Mund, mit der anderen band sie ihr den Mund zu. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie Mary sofort getötet - es widerstrebte ihr, der Polizei eine Zeugin zu hinterlassen. Aber Neumann hatte die Frau irgendwie gern. Außerdem würde es viele Stunden dauern, bis jemand sie fand, vielleicht sogar länger. Das Cottage lag über einen Kilometer vom Dorf entfernt. Es konnten ein oder zwei Tage vergehen, bis Sean, Mary, Colville und das Mädchen vermißt wurden. Und doch, ihr Instinkt sagte ihr, daß es besser wäre, die Frau zu töten. Neumann würde es nie erfahren. Sie würde ihn belügen, ihm sagen, daß Mary unverletzt sei, und er würde nie dahinterkommen.
    Catherine überprüfte ein letztes Mal die Knoten. Dann zog sie die Mauser aus der Manteltasche. Sie legte den Zeigefinger an den Abzug und hielt Mary den Lauf an die Schläfe. Mary saß ganz still und sah Catherine herausfordernd an.
    »Denken Sie daran, daß Jenny mit uns kommt«, sagte Catherine. »Wenn Sie die Polizei verständigen, erfahren wir es.
    Und dann töten wir sie. Verstehen Sie, was ich Ihnen sage, Mary?«
    Mary nickte einmal. Catherine packte die Mauser am Lauf, holte aus und schmetterte sie auf Marys Schädeldach. Mary sank bewußtlos vornüber. Blut rann aus ihren Haaren zu ihren Augen herab. Catherine ging ins Wohnzimmer, stellte sich vor das verglimmende Kaminfeuer und wartete auf Neumann und das Mädchen, wartete darauf, nach Hause zu fahren.

54
    London

    Zur selben Zeit hielt ein Taxi im strömenden Regen vor einem efeubewachsenen Bau unterhalb des Marineministeriums. Die Wagentür öffnete sich, und ein kleiner, ziemlich häßlicher Mann stieg aus. Sich schwer auf einen Stock stützend, legte er die wenigen Meter bis zum Eingang ohne Schirm zurück. Die Wache salutierte schneidig, doch der häßliche Mann erwiderte den Gruß nicht. Er hätte sich dafür der Anstrengung unterziehen müssen, den Stock von der rechten in die linke Hand zu nehmen.
    Außerdem hatte sich Arthur Braithwaite auch nach fünf Jahren als Offizier bei der Royal Navy noch nicht mit den Sitten und Traditionen des Militärs anfreunden können.
    Offiziell begann sein Dienst erst in einer Stunde. Doch er kam wie jeden Tag eine Stunde früher in die Zitadelle, um mehr Zeit für seine Vorbereitungen zu haben. Er hatte seit seiner Kindheit ein verkrüppeltes Bein und wußte aus Erfahrung, daß er nur Erfolg hatte, wenn er besser vorbereitet war als die Leute in seinem Umfeld. Dieser Eifer hatte sich ausgezahlt.
    Die U-Boot-Aufklärungszentrale war für einen stark gehbehinderten Mann nicht leicht zu erreichen, denn der Weg führte durch ein Labyrinth von engen, gewundenen Treppen nach unten. Braithwaite durchquerte den Hauptoperationsraum und betrat die U-Boot-Aufklärungszentrale durch eine weitere bewachte Tür.
    Wie jede Nacht zog ihn die pulsierende Geschäftigkeit in

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