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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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gut, Herr Kaleu«, antwortete der Erste Offizier.
    »Starker Regen, Nordostwind, fünfzig Kilometer pro Stunde, drei bis vier Meter hohe Wellen.«
    »Großer Gott! Und er kommt wahrscheinlich mit einem Ruderboot. Wenn wir Glück haben. Bereiten Sie den Empfang vor, und machen Sie klar zum Auftauchen. Der Funker soll den Befehlshaber der U-Boote informieren. Ich gehe mit den Beobachtungsposten nach oben. Das schlechte Wetter stört mich nicht.« Hoffmann schnitt ein Gesicht. »Ich kann den Gestank hier drin nicht mehr ertragen.«
    »Jawohl, Herr Kaleu.«
    Der Erste Offizier brüllte eine Reihe von Befehlen, die von der Mannschaft wiederholt wurden. Zwei Minuten später durchbrach U-5O9 die sturmgepeitschte Oberfläche der Nordsee.
    Das System hieß High Frequency Direction Finding (HF/DF), wurde jedoch von fast allen Insidern Huff Duff genannt. Es arbeitete nach dem Prinzip der Triangulierung. Anhand des von dem Oszillographen in Scarborough aufgezeichneten »Fingerabdrucks« konnte die Art des Senders und seiner Energieversorgung festgestellt werden. Wenn die Oszillographen der Y-Dienst-Stationen in Flowerdown und auf Island den Funkspruch ebenfalls aufgefangen hatten, konnten die Peilwinkel ermittelt und der Sender lokalisiert werden. Mit Hilfe von Huff Duff konnte man den geographischen Standort eines Funkgeräts manchmal mit einer Präzision von fünfzehn Kilometern lokalisieren. Normalerweise war das System jedoch sehr viel ungenauer, die Abweichung lag bei fünfzig bis achtzig Kilometern.
    Commander Lowe war keineswegs der Ansicht, daß Charlotte Endicott völlig falsch lag. Vor einigen Stunden war der Y-Dienst von einem MI5-Major namens Vicary aufgefordert worden, auf genau solche Funksprüche besonders zu achten.
    Zehn Minuten nach seinem Gespräch mit Charlotte Endicott gelangte Lowe zu dem Schluß, daß es sich bei dem Sender wahrscheinlich um ein tragbares AFU-Funkgerät handelte, wie es häufig von deutschen Spionen benutzt wurde, die in Großbritannien operierten. Er setzte sich mit den Horchposten in Flowerdown und Island in Verbindung und fragte an, ob ihre Oszillographen die Funksprüche ebenfalls aufgezeichnet hatten.
    Beide bejahten.
    In den folgenden Minuten sprach Lowe mit seinen Kollegen in Flowerdown und Island und versuchte, die Position des Senders zu bestimmen. Leider war der Funkkontakt nur kurz gewesen, so daß keine genaue Lokalisierung möglich war.
    Tatsächlich konnte Lowe die Position des Senders nur auf ein großes Gebiet in Ostengland festlegen, das ganz Norfolk und weite Teile von Suffolk, Cambridgeshire und Lincolnshire umfaßte. Wahrscheinlich war damit nicht viel anzufangen, aber es war immerhin besser als nichts.
    Lowe wühlte in den Papieren auf seinem Schreibtisch, bis er Vicarys Nummer gefunden hatte, und griff nach dem abhörsicheren Telefon.
    Aufgrund der atmosphärischen Bedingungen über Nordeuropa war ein Funkverkehr auf Kurzwelle zwischen den Britischen Inseln und Berlin praktisch unmöglich. Aus diesem Grund befand sich die Funkzentrale der Abwehr im Keller einer großen Villa im Hamburger Vorort Wohldorf, 240 Kilometer nordwestlich der deutschen Hauptstadt.
    Fünf Minuten nachdem der Funker von U-5O9 seine Nachricht an den Befehlshaber der U-Boote in Nordfrankreich durchgegeben hatte, funkte der diensthabende Offizier beim BdU eine kurze Meldung nach Hamburg. Der diensthabende Offizier in Hamburg war Hauptmann Schmidt, ein altgedienter Abwehr-Offizier. Er notierte den Funkspruch, dann meldete er ein dringendes Gespräch mit der Berliner Abwehr-Zentrale auf der Sicherheitsleitung an und informierte Leutnant Werner Ulbricht über die Entwicklung. Kurz darauf verließ Schmidt die Villa und ging die Straße hinunter zu einem Hotel, wo er sich erneut mit Berlin verbinden ließ. Diesen Anruf wollte er nicht von der Funkzentrale der Abwehr aus tätigen, denn die Nummer, die er der Telefonistin nannte, war die von Brigadeführer Walter Schellenbergs Büro in der Prinz-Albrecht-Straße. Zu Schmidts Leidwesen hatte Schellenberg entdeckt, daß er eine ziemlich peinliche Affäre mit einem sechzehnjährigen Hamburger Knaben hatte, und so hatte er sich gerne bereit erklärt, für Schellenberg zu arbeiten, wenn die Sache nicht aufgedeckt wurde. Als die Verbindung hergestellt war, sprach er mit einem von Schellenbergs zahlreic hen Adjutanten - der General speiste gerade zu Abend - und teilte ihm die Neuigkeiten mit.
    Kurt Vogel verbrachte einen seiner seltenen freien Abende in der

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