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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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überhaupt begonnen hat...« Hitler legte den Kopf zurück, seine Augen glühten. »Die Vorbereitungen für einen neuerlichen Versuch würden Monate in Anspruch nehmen. Der Feind würde es nie wieder probieren! Roosevelt würde nicht wiedergewählt werden. Vielleicht würde er sogar im Gefängnis enden! Die Moral der Briten wäre über Nacht gebrochen. Churchill, dieser kranke alte Fettwanst, wäre am Ende! Und während die Briten und Amerikaner ihre Wunden lecken, können wir Menschen und Material vom Westen in den Osten verlegen. Dann ist uns Stalin auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Er wird um Frieden winseln. Da bin ich ganz sicher.«
    Hitler machte eine Pause.
    »Aber wenn der Feind aufgehalten werden soll, müssen wir wissen, wo die Invasion erfolgt«, fuhr er schließlich fort.
    »Meine Generäle glauben, daß sie bei Calais erfolgt. Ich bin skeptisch.« Er drehte sich auf dem Absatz herum und sah Canaris an. »Admiral, ich möchte, daß Sie die Frage klären.«
    »Das dürfte kaum möglich sein«, antwortete Canaris vorsichtig.
    »Ist es nicht die Aufgabe der Abwehr, geheime militärische Informationen zu beschaffen?«
    »Selbstverständlich, mein Führer.«
    »Und Sie haben Spione, die innerhalb Großbritanniens operieren - der Bericht über General Eisenhowers Ankunft ist doch der Beweis dafür.«
    »Gewiß, mein Führer.«
    »Dann schlage ich vor, daß Sie an die Arbeit gehen. Ich wünsche Beweise für die Absichten des Feindes. Ich wünsche, daß Sie das Geheimnis lüften. Und zwar schnell. Seien Sie versichert - Sie haben nicht viel Zeit.«
    Hitler erblaßte sichtlich und wirkte mit einem Mal erschöpft.
    »Sofern die Herren keine weiteren schlechten Neuigkeiten für mich haben, werde ich jetzt ein paar Stunden schlafen. Es war eine sehr lange Nacht.«
    Alle erhoben sich, als Hitler die Treppe hinaufstieg.

5
    Nordspanien: August 1936

    Es ist eine warme Nacht, und er steht in der offenen Tür und hält eine gekühlte Flasche Weißwein in der Hand. Er gießt sich noch ein Glas ein, ohne sie zu fragen, ob er ihr nachschenken soll. Sie liegt auf dem Bett, raucht und lauscht seiner Stimme.
    Sie lauscht dem warmen Wind, der durch die Bäume vor der Veranda streicht. Wetterleuchten flimmert lautlos über dem Tal.
    Seinem Tal, wie er immer sagt. Seinem Tal! Und wenn die Arschlöcher von Regierungstreuen jemals versuchen sollten, es ihm wegzunehmen, wird er ihnen die Eier abschneiden und den Hunden vorwerfen.
    »Wer hat dir das Schießen beigebracht?« fragt er. Sie sind am Morgen gemeinsam auf der Jagd gewesen, und sie hat vier Fasane erlegt, er nur einen.
    »Mein Vater.«
    »Du schießt besser als ich.«
    »Das habe ich bemerkt.«
    Wieder erleuchtet ein Blitz das Zimmer, und für ein paar Sekunden kann sie Emilio deutlich sehen. Er ist dreißig Jahre älter als sie, doch sie findet ihn schön. Sein Haar ist graublond, und die Sonne hat auf seinem Gesicht die Farbe eingeölten Leders hinterlassen. Seine Nase ist lang und scharf wie die Schneide einer Axt. Sie wollte von seinen Lippen berührt werden, doch beim ersten Mal wollte er sie sehr schnell und grob, und Emilio bekommt immer, was er will, mein Schätzchen.
    »Du sprichst sehr gut Englisch«, sagt er ihr, als höre sie das zum ersten Mal. »Deine Aussprache ist perfekt. Ich habe meinen Akzent nie verloren, sosehr ich mich auch darum bemüht habe.«
    »Meine Mutter war Engländerin.«
    »Wo ist sie jetzt?«

    »Sie ist schon lange tot.«
    »Spricht du auch so gut Französisch?«
    »Ja«, antwortet sie.
    »Und Italienisch?«
    »Ja, auch Italienisch.«
    »Dein Spanisch ist aber nicht so gut.«
    »Gut genug«, sagt sie.
    Er spielt beim Sprechen mit seinem Schwanz. Er liebt ihn, so wie er sein Geld und sein Land liebt. Er spricht von ihm, als sei er eines seiner besten Pferde. Im Bett ist er wie eine dritte Person.
    »Du liegst mit Maria am Fluß, und abends läßt du mich in dein Bett und fickst mit mir«, sagt er.
    »So kann man es auch ausdrücken«, antwortet sie. »Willst du, daß ich mit Maria Schluß mache?«
    »Du machst sie glücklich«, sagt er, als sei Glück der Grund für alles.
    »Und sie macht mich glücklich.«
    »Eine Frau wie du ist mir noch nie begegnet.« Er steckt sich eine Zigarette in den Mundwinkel und zündet sie wegen des Windes in der hohlen Hand an. »Du treibst es mit mir und meiner Tochter am selben Tag, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Ich halte nichts von festen Beziehungen.«
    Er lacht sein leises, beherrschtes

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