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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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und in Kriegszeiten waren Soldaten zum Töten gezwungen. Außerdem hatte sich der Mord nicht vermeiden lassen. Er war unbedingt notwendig gewesen.
    Für einen Agenten gab es zwei Möglichkeiten, nach Großbritannien zu kommen - heimlich mit dem Fallschirm oder einem kleinen Boot oder aber legal als Passagier eines Schiffes oder Flugzeugs. Der Versuch, unbemerkt mit dem Fallschirm oder einem Boot zu landen, war riskant. Der Agent konnte entdeckt werden oder sich bei der Landung verletzen; ein simples Fallschirmspringer-Training hätte Catherines ohnehin schon langwierige Ausbildung um Monate verlängert. Die zweite Methode, die legale Einreise, barg andere Gefahren. Der Agent mußte die Paßkontrolle passieren. Ort und Datum der Einreise wurden registriert. War der Krieg erst einmal ausgebrochen, würde der MI5 diese Unterlagen sicherlich benutzen, um Spione aufzuspüren. Und wenn ein Ausländer ins Land eingereist, aber nicht wieder ausgereist war, konnte der MI5 mit Sicherheit davon ausgehen, daß die Person ein deutscher Spion war. Vogel fand eine Lösung: legal ins Land einreisen, und dann dafür sorgen, daß der Akteneintrag über die Einreise gelöscht wird, indem man die Person auslöscht. Eine einfache Sache - nur benötigte man dazu eine Leiche. Beatrice Pymm wurde im Tod Christa Kunst. Der MI5 hatte Catherine nie entdeckt, weil er nie nach ihr gesucht hatte. Ihre Ein-und ihre Ausreise waren in den Akten belegt. Der MI5 hatte keinen Hinweis darauf, daß sie existierte.
    Catherine goß sich eine weitere Tasse Tee ein, setzte den Kopfhörer auf und wartete.
    Sie hätte fast ihren Tee verschüttet, als es fünf Minuten später im Funkgerät knackte.
    Der Funker, der über die Station in Hamburg Kontakt mit ihr aufnahm, morste eine verschlüsselte Nachricht.
    Die deutschen Funker galten als die präzisesten auf der ganzen Welt. Und als die schnellsten. Catherine hatte Mühe mitzukommen. Als der Funker in Hamburg fertig war, bat sie ihn, die Nachricht zu wiederholen.
    Er tat es, diesmal langsamer.
    Catherine bestätigte den Empfang und verabschiedete sich.
    Sie brauchte mehrere Minuten, um ihr Chiffrierbuch zu finden und die Nachricht zu entschlüsseln. Ungläubig starrte sie auf das Blatt, als sie fertig war.
    Gehen Sie zu Treff Alpha.

    Kurt Vogel wollte endlich, daß sie sich mit einem anderen Agenten traf.

8
    Hampton Sands, Norfolk 

    Regen peitschte durch das Dorf, als Sean Dogherty, etwas angeschlagen von fünf Gläsern Guinness, versuchte, vor dem Hampton Arms auf sein Fahrrad zu steigen. Beim fünften Anlauf klappte es endlich, und er trat die Heimfahrt an.
    Hampton Sands war ein durchaus unbedeutender Ort - eine Ansammlung von Häusern entlang einer einzigen Straße, ein Krämerladen, der Pub Hampton Arms. Die Bemalung des Wirtshausschilds war seit 1938 nicht mehr aufgefrischt worden - Farbe war, wie fast alles, rationiert. Am östlichen Ende der Straße ragte die Kirche St. John's auf. Dogherty bekreuzigte sich unwillkürlich, als er am Kirchhofeinga ng vorbeikam, dann radelte er über die Holzbrücke, die sich über den kleinen Fluß spannte. Einen Moment später verschwand das Dorf hinter ihm.
    Es wurde bereits dunkel, und Dogherty hatte Mühe, auf dem zerfurchten Weg das Gleichgewicht zu halten. Er war ein kleiner Mann, sechzig Jahre alt, mit tiefliegenden grünen Augen und einem ungepflegten grauen Bart. Im Verlauf einer kurzen Karriere als Weltergewichtler in Dublin hatte er sich häufiger die Nase gebrochen, als ihm lieb war, und auch bei Wirtshausschlägereien war sie mehrmals zu Bruch gegangen.
    Krumm und schief saß sie jetzt in seinem Gesicht. Er trug einen Ölmantel und eine enganliegende Strickmütze. Die kalte Luft schnitt in sein ungeschütztes Gesicht: ein scharfer Nordseewind, der nach den arktischen Eisfeldern und Fjorden roch, über die er hinweggebraust war, bevor er die Küste von Norfolk attackierte.
    Die Regenwand riß auf und gab den Blick auf die Landschaft frei - smaragdgrüne Felder, das endlose graue Watt und kleine Buchten, die mit den Gezeiten wuchsen und schrumpften. Zu seiner Linken zog sich ein breiter Strand am Wasser hin. Auf der anderen Seite stiegen in einiger Entfernung grüne Hügel sanft zu den tiefhängenden Wolken empor.
    Die Küste von Norfolk war der ideale Lebensraum für viele seltene Vo gelarten. Vor dem Krieg waren Urlauber aus London scharenweise in Hampton Sands eingefallen und mit Feldstechern um den Hals über den Strand oder durchs Watt spaziert, um

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