Down Under - Reise durch Australien
übrigens, wart ihr denn im dritten Stock?«
Wir schüttelten verständnislos den Kopf.
»Die Busse fahren im dritten Stock der Central Station ab. Wenn ihr nichts dagegen habt, bring ich euch hin.«
Wer uns kennt, wird uns kaum glauben, aber doch: Wir waren sprachlos. Während sein Kollege auf der Wache blieb, begleitete uns der andere zurück zur Central Station , zeigte uns, wo die Busse in dem riesigen Gebäude abfuhren und ließ uns schließlich völlig verwirrt am Ticketschalter zurück, nicht ohne noch der Frau hinter dem Tresen unseren Zielwunsch aufgegeben zu haben. Wir stotterten ein Dankeschön und sahen ihm hinterher wie einem Geist.
Diese beiden Beamten aus Brisbane hatten einen Orden verdient. Wenn ein Mensch einem Fremden hilft, dann ist er der beste Botschafter seines Landes.
Wenn man denn weiß, wie es wo langgeht, ist alles ganz einfach. Wir fuhren von Brisbane nach Gimpy und von da aus nach Springbrook. Als wir aus dem Bus stiegen, wurden wir schon von Joanna erwartet. Da wir den hospitality course vorgebucht hatten, wusste Joanna, die Leiterin von VisitOz , wann wir ungefähr erscheinen würden. VisitOz (das Oz steht für Aussieland ) ist eine der Organisationen, die Arbeit in Australien vermitteln (nur bedingt empfehlenswert). Joanna machte einen recht strengen Eindruck mit ihren zu einem Dutt geformten grauen Haaren, aber sie war sehr nett, lud uns in ihr Auto und fuhr uns zu ihrer Farm, wo bereits acht weitere Kursteilnehmer warteten. Wie sich herausstellte, war unsere kleine Gruppe bunt gemischt und bestand unter anderem aus Deutschen, Amerikanern, Iren und Engländern.
Joanna hielt sich nicht lange mit Formalitäten auf.
»Zuerst bitte ich um die Entrichtung der Kursgebühr.« Aha, eine etwas geldgierige Frau. Aber hinterher bekamen wir heraus, dass es oft vorkommt, dass Leute den Kurs nicht durchhalten, keine Lust mehr haben oder einfach nicht mehr erscheinen. Da ist es sicher sinnvoll, vorher zu kassieren. Der Kurs ist verdammt teuer, so viel sei gesagt. Vierhundert australische Dollar sind eigentlich ein Hammer, vor allem wenn man bedenkt, dass man arbeiten lernt, indem man arbeitet! Davon gleich mehr.
Die meisten Leute, die nach Australien wollen, haben den Wunsch, unbedingt auf einer Farm zu arbeiten. Das klingt nach Romantik, und natürlich vermitteln viele Berichte im Fernsehen kurze Eindrücke, die Lust auf das Farmleben machen. Aber wenn man acht Stunden am Tag auf dem Feld, im Baum oder am Band steht, vergeht die Romantik verflixt schnell. Und niemand darf sich einbilden, bevorzugt behandelt zu werden, nur weil er von der anderen Seite der Welt kommt. Wer faul ist oder die Arbeit nicht schafft, fliegt raus. Dafür muss man auch Verständnis haben, denn gerade die Arbeit mit Obst und Gemüse muss fix gehen, da es schnell verderben kann, vor allem bei 40 Grad im Schatten.
Der Verdienst auf einer Farm und auch in Hostels oder Restaurants richtet sich natürlich wie überall auf der Welt nach dem geleisteten Einsatz, den Arbeitsstunden und dem Trinkgeldanteil. Als groben Anhaltspunkt kann man einen Wochenlohn zwischen etwa einhundertachtzig und vierhundert Dollar angeben. Die letzte Zahl erreicht man aber nur bei einer Sieben-Tage-Woche.
Aber zurück zu Joanna und ihrer Einweisung. Von den zehn Leuten hatten nur wir uns für den hospitality course entschieden. Die anderen buchten allesamt den farm course . Seien wir ehrlich, beide Kurse sind eigentlich nichts weiter als Vorbereitungen zu Hilfsarbeiten, für die man überhaupt keinen Kurs bräuchte, denn das bisschen, was man wissen muss, kann einem auch jeder Angestellte auf einer Farm, in einem Hotel oder einer Bar in kurzer Zeit beibringen. Einen Vorteil hat die Teilnahme dennoch. Man bekommt zum Abschluss ein Papier in die Hand, auf dem bescheinigt wird, dass man eine solche Ausbildung genossen hat, und wenn man Glück hat, vermitteln einem die VisitOz -Leute noch vor Ort den ersten Job. Aber dafür sage und schreibe vierhundert Dollar ausgeben? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir sagen an dieser Stelle einfach mal, fliegt hin und seid selbstbewusst, fragt überall nach Arbeit und ihr kriegt welche. Die meisten Organisationen wissen genau, dass sich überwiegend unerfahrene Erstreisende bei ihnen melden und verdienen mit blödsinnigen und überflüssigen Dingen ihr Geld. Auf der anderen Seite hat uns VisitOz gleich den ersten und verdammt guten Job vermittelt.
Wir hatten gedacht, dass wir auf der Farm von
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