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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy & Rau Rau
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Evolution Millionen Jahre voraus sind. Mehr Ehrfurcht als in der Kirche, wo man automatisch geduckt und flüsternd umherschleicht. Kirchen sind von Menschen gemachte Ehrfurchteinflößer, gebaut von den Gaben derer, denen man sie einflößen will, um sie in der Herde zu halten. Bäume nehmen der Ehrfurcht den Teil Angst, der in ihr mitschwingen kann und geben ihr dafür Respekt hinzu.
    Auch wenn es nur ein winziger Teil Regenwald war, der an dieser Stelle der Welt übrig geblieben war, so schien er uns doch während der Stunden auf den Rücken der Pferde unendlich riesig. Ich hatte die ganze Zeit über, während Sam ununterbrochen redete, den Kopf hierhin und dorthin gewendet und auch ab und zu nach oben gereckt, um mich kleine Ameise als winzigen Teil dieses Organismus wahrzunehmen und so viel wie möglich in meinem Kopf zu speichern. Viele Tierstimmen waren zu hören, vor allem die der Vögel, aber zu sehen waren sie nur selten. Wer Spinnen mag, kommt im Regenwald voll auf seine Kosten. Unzählige handtellergroße Exemplare hängen zwischen den Bäumen und im Blattwerk, und ich war doch froh, dass wir uns nicht zu Fuß mit der Machete durch den Wald kämpfen mussten. Als Sam dann wieder anhalten ließ, wurde mir klar, dass ich alleine niemals den Weg zurückgefunden hätte.
    »Wenn man sich die Riesen anschaut«, meinte Sam und machte eine Geste zu den Baumkronen hinauf, »kann man kaum glauben, dass ein paar Winzlinge genügen, sie zu töten. Wir Menschen haben in Australien nicht nur Wälder gerodet und Wasser verschwendet, sondern auch viele fremde Tiere und Pflanzen eingeführt, die das alte Gleichgewicht stören. Mit den Nutzpflanzen kamen auch Schädlinge ins Land, und manche von ihnen haben ganze Landstriche aufgefressen.«
    »Ist dieser Wald hier auch bald tot?«, fragte Gina leise.
    »Nein, der hier hat Glück gehabt. Ich pass schon auf ihn auf!«, lachte Sam. »Und jetzt lasst uns ein wenig flotter zurückreiten.«
    Auf dem Rückweg mussten wir uns ganz auf die Pferde und das Reiten konzentrieren, denn Sam schlug ein Tempo ein, das einem nicht sehr geübten Reiter einiges abverlangte. Als wir aus dem Wald herauskamen und über die Brücke den Fluss überquerten, wussten die Tiere, dass es nach Hause ging und waren nicht mehr zu halten. Im Galopp rasten wir die letzte Strecke am Wasserlauf entlang, und ich genoss das unbändige Gefühl der Freiheit. So lange, bis ich merkte, dass das Farmhaus auf uns zuschoss und ich nicht die geringste Bremswirkung bei meinem Gaul erzielte. Ich hörte jemanden brüllen, und dann wusste ich, ich schaff es nicht. Im buchstäblich letzten Moment stemmte das Tier seine Vorderbeine in den Sand und kam so abrupt zum Stehen, dass ich in einem formvollendeten Salto vorwärts über den Kopf meines tierischen Scherzkekses flog und mit einem ziemlichen Plumps direkt vor die Veranda des Ranchhauses fiel. Da saß ich auf dem Hintern inmitten einer sich langsam senkenden Staubwolke und meine Freunde hielten sich vor Lachen die Seite.
    Das nächste Mal gehe ich doch lieber zu Fuß durch den Regenwald.
    * * *
    Die übrigen Tage in Byron Bay verbrachten wir tagsüber mit endlosen Strandspaziergängen und abends mit Ausgehen. Schließlich nahte die Zeit, in der wir arbeiten mussten, und wir hatten keine Ahnung, ob unser Arbeitsplatz nahe genug am Meer lag, um es nach dem täglichen Schuften noch genießen zu können. Also nahmen wir das schöne Leben jetzt noch einmal so richtig in uns auf und tanzten im wahrsten Sinne des Wortes auf den Tischen. Im Cheeky Monkies , einer Bar im Ort, kann man tatsächlich auf den Tischen tanzen, und wenn einem das schon erlaubt wird, dann sollte man es auch tun, nicht wahr?
    Ziemlich zum Schluss lernten wir noch John und Sam kennen. Entschuldigt, Alex und Joel, aber schließlich studierten die beiden Biologie. Und nur deswegen sind wir mitgegangen. Ehrlich.
    »Es gibt hier in der Nähe einen herrlichen Wasserfall, an dessen Fuß man baden kann. Mitten im Regenwald. Habt ihr Lust mitzukommen?«, fragte John mit entwaffnendem Lächeln. Mal ehrlich, Mädels, wenn ihr von einem gut aussehenden jungen Mann gefragt werdet, ob ihr nicht mitkommen und unter einem Wasserfall im Regenwald baden möchtet, würdet ihr »Nein! Niemals!« brüllen? Ich nicht. Und Gina auch nicht.
    Wir fuhren etwa eine Stunde mit dem 4-Wheel-Drive der beiden in Richtung Süden. »Is nich weit« kennt ihr ja nun schon, aber die Fahrt dauerte wirklich nicht lange. Die beiden kannten die

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