Down Under - Reise durch Australien
Jobs und vielleicht auch schlechte Tage auf uns warten mochten, dieser Tag heute bei Joanna würde alles ausgleichen.
That’s for sure.
* * *
Um in den Genuss des lehrreichen »Kurses« zu kommen, fuhren wir nach Murgon. Murgon ist ein Nachbarort von Springbrook, etwa zwei Autostunden entfernt gelegen und nicht viel größer als ein Dorf. Wir landeten auf einer kleinen Farm und wurden herzlich von Jennifer begrüßt, die den ganzen Laden zusammen mit ihrem Sohn Alex, dem Koch Chris und dessen Freundin Kate in Ordnung hielt. Jen musterte uns wohlwollend, schien zu akzeptieren, was sie sah und zeigte uns unsere Zimmer.
»Könnt ihr sauber machen?«
»Jahrelange Erfahrung im Hotel Mama«, grinste Gina.
»Gut. Wir haben zwei Gäste- cabins hinter dem Haupthaus. Wenn ihr wollt, räumt die mal ordentlich auf, und ich schau mir das nachher an. Was wo steht, zeige ich euch.«
Lektion eins: staubsaugen, Betten machen, wischen, putzen. Nach zwei Stunden kam Jen und zeigte sich hochzufrieden. Na, kein Wunder, sind wir doch schließlich hoch zahlende Fachkräfte. Etwas später saßen wir bei einem Tee beisammen und lernten die Familie ein wenig näher kennen. Das Farmleben bringt für die meisten Familien nicht einmal mehr genügend Geld ein, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Farmer nutzen daher die Möglichkeit, vom Tourismus zu profitieren und nehmen Gäste auf, die eine Spur Farmleben mitnehmen möchten, oder sie lassen sich Arbeitskräfte vermitteln, die sich Geld für die nächste Etappe ihrer Reise verdienen wollen. Aber wer viel Glück hat wie Jen, kann Leute bei sich zu Diplom-Farmhilfsarbeits-Fachkräften ausbilden und braucht keinen Lohn zu zahlen, sondern bekommt noch etwas Geld dafür. Noch auf dem Weg zum hospitality course hatte es uns um das Geld leidgetan, doch nach wenigen Stunden mit Jen und ihrer Familie war die Sache anders und fing an, Spaß zu machen.
Am folgenden Tag bekamen wir eine Unterweisung in Erster Hilfe, um in Notfällen, zum Beispiel beim Zwiebelschneiden, zu wissen, wie man überlebt. Dann wurden wir Chris anvertraut, um Kochen zu lernen. Keine Angst, wer jetzt denkt, man müsse die Gäste in einem australischen Restaurant mit Haute Cuisine verwöhnen, dem können wir mitteilen, dass die Speisen den Gästen angepasst sind. Nehmen wir an, ihr steht auf der Veranda eines Pubs und entdeckt in der Ferne eine größer werdende Staubwolke, in der sich vermutlich dreißig bärtige Biker befinden. Wenn diese nicht vorbeifahren, dann rechnet mit folgender komplizierter Bestellung:
»Hey, Babe! Steaks und Bier für alle!«
Die Küche passt sich also den Gästen an, und da, wo man gewöhnlich für einige Tage oder Wochen einen Job bekommt, speist niemand im Anzug. Eines der typischen Gerichte heißt Cottage Pie und funktioniert wie folgt: Man nehme beef , matsche Kartoffelbrei, würze mit dem, was so rumsteht; dann kommt eine Schicht beef , eine Schicht Brei, eine Schicht beef und so weiter, und zum Schluss verziert man mit der Gabel die letzte Schicht Brei mit Wellen. Dann ab mit dem ganzen Packen in den Ofen. Fertig. Dazu gibt’s Weißkohl und Preiselbeeren. Enjoy!
Nach der Hälfte der Zeit bei Jen eröffnete sie uns, dass wir den Rest der Tage bei Dan verbringen würden. Ihm gehörte ein Pub im Royal Hotel in Murgon. Was an dem Hotel samt dem dazugehörigen Pub royal sein sollte, konnte uns niemand erklären. Dans Pub war ein stinknormaler Pub, in dem ab zehn Uhr morgens krumme Gestalten an den pokey machines herumhingen und ihr Geld beim Automatenspiel und mit Trinken verplemperten. Dan meinte, Gina und ich sollten das ganze abwechslungsreiche Spektrum der Arbeit in einem australischen Hotel kennenlernen. Also wechselten wir uns ab. Zwei Tage kümmerte ich mich um die besoffenen Gestalten, und Gina stand in der Küche und machte Cottage Pie , die nächsten zwei Tage war es umgekehrt. Aber Dan behielt recht. Wir lernten eine Menge. Die Typen im Pub hatten einen australischen Slang drauf, dass man meinen konnte, ein längst ausgestorbenes Volk unterhielte sich im Gastraum. Aber nachdem ich so langsam dahinterkam, dass auch das etwas mit Englisch zu tun hatte, lernte ich die interessantesten Schimpfwörter, die Down Under zu bieten hat.
Solchen Kerlen kann man nur mit Autorität begegnen. Dafür hatte Dan Paula. Paula war ein richtiges Aussieweibsbild. Stämmig, mit knallengem Top, das den Körper kaum zu bändigen vermochte, ebenso engen Hosen und einer Stimme, die selbst einen
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