Down Under - Reise durch Australien
haben, regte mich unglaublich auf. Aber was nutzte es. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte voraus in die Nacht. Ich fixierte die Straße, versuchte, die blöde Tankstelle als Erste auszumachen und fluchte leise vor mich hin. Je länger die Fahrt dauerte, desto mehr zerrte die Situation an den Nerven. Angespannt lauschte ich auf das Geräusch des Motors und erwartete jeden Moment den ersten Aussetzer.
Wir erreichten tatsächlich die Tankstelle, wären aber um ein Haar an ihr vorbeigefahren. Nur eine winzige Funzel beleuchtete die kleine Raststätte. Paul trat hart auf die Bremse und lenkte den Wagen mit dem vermutlich wirklich allerletzten Tropfen in die Einfahrt. An der Zapfsäule machte er den Motor aus, zog den Schlüssel ab und hielt ihn uns triumphierend vor die Nase.
»Na, war das Timing?«
Gina und ich schauten ihn kopfschüttelnd an. Chris war bereits ausgestiegen, um sich umzusehen. Als wir ihm folgten, stand er mit hängenden Schultern vor dem Eingang des kleinen Shops.
»Die haben schon geschlossen.«
»Was heißt das, die haben schon geschlossen?«, fragte Gina gereizt. »Es kann doch höchstens zehn Uhr sein.«
»Geschlossen heißt geschlossen. Zu. Kein Benzin. Kein gar nichts.« Chris drehte sich zu uns um und zuckte mit den Achseln.
»Benzin gibt’s schon«, kam es von Paul, der die Zapfpistole schwenkte. »Nur bezahlen können wir nicht. Aber das ist schließlich ein Notfall.«
Ich konnte es nicht glauben, aber die Zapfanlage funktionierte problemlos. Nichts war gesperrt oder blockiert. Man konnte einfach so tanken. Da wir nicht viel Bargeld dabei hatten, füllte Paul den Tank nur etwa zur Hälfte. Wir wussten, dass es bis zur nächsten Tankmöglichkeit nicht allzu weit war und wollten keine Diebe sein. Wir klemmten einen Geldschein in die Tür des Shops und fuhren das kurze Stück bis zum nächsten auf der Karte eingezeichneten Campingplatz in richtig ausgelassener Stimmung.
Es war eigentlich gar nicht so spät, als wir auf den Platz einbogen, aber nirgends brannte mehr ein Lagerfeuer und auch keine Öllampe in den Zelten. Die Leute mussten zeitig schlafen gegangen sein. Vielleicht mussten sie am anderen Morgen auch früh raus. Als wir uns mit dem Wagen langsam ein Plätzchen für die Nacht suchten, strahlten unsere Scheinwerfer diverse Zelte an. Wir mussten viele von ihnen aufgeweckt haben, denn es war deutlich zu sehen, wie sich die Leute in den Zelten unwirsch aufrichteten und hin- und herwälzten. Aber am peinlichsten war es, als wir im letzten Zelt das eindeutige Liebesspiel eines Pärchens beobachten konnten.
Schnell schaltete Paul auf Standlicht um und den Motor aus. Ich glaube, wir waren keine sehr willkommenen Nachbarn, denn während wir versuchten, unsere Zelte möglichst leise aufzubauen, kicherten und feixten wir in einer Tour. Weil wir die Anspannung des Tages abbauen mussten, konnten diverse Leute in ihren Zelten nicht zu ihrer wohlverdienten Nachtruhe kommen. Tut uns leid. Wirklich. Das nächste Mal nehmen wir mehr Benzin mit.
Den Rest unserer Fahrt hinauf nach Darwin erlebten wir als eine zwar abwechslungsreiche, aber nicht mehr ganz so aufregende Tour. Wirklich schön ist ein Abstecher in den nicht weit (»Is nich weit!«) von Darwin entfernt liegenden Litchfield National Park . Das Landschaftsbild ist von Termitenhügeln und wunderschönen Wasserfällen geprägt, und man kann sich auf endlosen Wanderungen in diesen herrlichen Park verlieben. Wir entschlossen uns, hier zu übernachten, um nicht nur einen flüchtigen Eindruck zu bekommen.
Zwei Tage später erreichten wir Darwin.
Von Darwin nach
Airlie Beach
N ach zwölf Tagen Einsamkeit in australischer Landschaft, Nächten in Zelten und endlosen Gesprächen am Lagerfeuer erreichten wir Darwin. Bevor wir nach Australien aufgebrochen waren, erschien uns diese Stadt als eines der aufregendsten Ziele. Im tropischen Norden des Kontinents und damit in einer völlig anderen Klimazone gelegen, hatte sie ihren ganz eigenen Ruf vorausgeschickt. Doch jetzt, als wir durch die suburbs fuhren, war nichts mehr von der Vorfreude auf Darwin übrig geblieben. Es war nicht nur die Tatsache, dass es hier auch nicht anders aussah als in anderen Städten, sondern vor allem, dass wir Schwierigkeiten hatten, uns mit Straßen, Häusern und lärmenden Menschen anzufreunden, nachdem wir auf unseren Touren durch einsame weite Landstriche das Gefühl der Enge und des Eingesperrtseins verloren hatten.
»Oh Gott, zurück in der
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