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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy & Rau Rau
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die Stirn in Falten, denn das, was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Weit von uns entfernt musste es gewaltig geregnet haben, denn das Flussbett war bis oben hin mit träge fließendem Wasser gefüllt. Eine wacklige Holzkonstruktion überspannte den Fluss, doch das Wasser stand so hoch, dass die Bohlen in der Mitte überspült wurden. Das Ganze sah ganz und gar nicht vertrauenerweckend aus.
    »Wir sollten umkehren«, meinte Gina, und ich dachte das Gleiche.
    »Ach Quatsch!«, sagte Paul und packte energisch das Lenkrad. »Das ist die Hauptzufahrt zu der Farm und zum campsite . Da müssen doch ständig Leute rüber. Wir sollten aber besser etwas Anlauf nehmen.«
    Ich packte Paul am Arm. »Und was ist das da?«
    Paul folgte meinem Blick nach rechts, wo ich einen merkwürdig länglichen Gegenstand entdeckt hatte.
    »Das wird ein Ast sein. Du glaubst doch wohl nicht, dass sich hier abseits von jedem See oder Sumpf ein Krokodil hinverirrt hat?«
    »Das Wasser ist auch hierhergekommen«, wandte Gina ein.
    »Ich fahre jetzt«, sagte Paul, legte den Rückwärtsgang ein und setzte ein Stück zurück. Als er aufs Gaspedal trat, krallte ich mich am Sitz fest. Mir rutschte das Herz in die Hose, als der Wagen die brüchigen Bohlen erreichte und gleich darauf rechts und links Wasser aufspritzte. Für einen grauenvollen Moment hörte ich etwas unter uns knirschen, aber dann waren wir schon auf der anderen Seite. Drüben ging es einen steilen Abhang hinauf, und der Auspuff von Pauls Wagen knallte mit Getöse gegen einen Stein, als er den Schwung nutzte und bis zur Kuppe hochfuhr. Dann hielt er an, und wir blickten zurück.
    Von dieser Seite des creeks wirkte die Brücke noch morscher als von der anderen. Wer weiß, wie lange die verrottenden Bohlen schon als Brücke dienten, und wie lange sie noch halten mochten.
    »Wir müssen auf dem Rückweg wieder da rüber«, meinte ich und tippte mit dem Zeigefinger auf die Tankuhr. »Mein lieber Paul, sobald wir nur noch ein Viertel haben, drehst du um.«
    »Okay«, meinte er. »Es kann nicht mehr weit sein.«
    Wir fuhren vielleicht noch eine halbe Stunde, der Zeiger der Tankuhr stand nur einen Hauch von der Viertelmarkierung entfernt, als endlich ein verwittertes Schild auftauchte, das an einer Abzweigung aufgestellt war, von der ein noch schlechterer Weg als unserer ins Nichts führte.
    »Ah, da wird es zur Farm gehen«, meinte Paul zufrieden. »Ich wusste es doch!«
    Dann standen wir vor dem uralten Holzgestell und entzifferten mühsam die Inschrift: Private Property! Keep Out!
    Ich tippte Paul an, dessen Mund vor Verblüffung offen stand und zeigte mit dem Daumen nach hinten.
    »Wir fahren jetzt zurück«, sagte ich bestimmt. »Und wenn ihr dagegen seid, steige ich aus und laufe.«
    »Ich auch!«, meinte Gina und öffnete schon mal ihre Tür.
    »Und ich auch!«, rief Chris. »Außerdem, wenn es hier keinen Campingplatz gibt, sollten wir sowieso wieder auf dem Highway sein, bevor es dunkel wird.«
    Paul gab nach. »Okay. Ihr habt ja recht. Aber eins sage ich euch: Wenn ich jemals den Kerl zwischen die Finger kriege, der die Karte fabriziert hat, dann …«
    Also drehten wir um und fuhren die staubige Strecke zurück, allerdings in ziemlich angespannter Stimmung. Das lag nicht nur an der Selbstmordbrücke, die wir glücklicherweise wieder heil überquerten, sondern auch an der Eigenheit des Tankuhrzeigers, der sich von dem großen R, das für Reserve stand, förmlich anziehen ließ. Wir waren noch längst nicht wieder an der Hauptstraße, da fuhren wir tatsächlich im Reservebereich. Jeder im Wagen war nervös. Wir hielten alle wohlweislich den Mund, weil wir wussten, dass es zu großem Geschrei kommen würde, hätte jetzt jemand eine dumme Bemerkung gemacht.
    Endlich erreichten wir den Great Northern Highway . Genau zehn Minuten später war es dunkel.
    »Toll«, sagte Gina vom Rücksitz. »Wie weit ist es denn jetzt noch bis zur nächsten Tankstelle?«
    »Vielleicht fünfzig Meilen«, antwortete Paul kleinlaut.
    »Fünfzig Meilen?«, rief ich erschrocken und schaute auf das alarmierend rot leuchtende Reservezeichen. »Das schaffen wir nie!«
    »Auf dem Highway verbraucht der Wagen nur halb so viel«, wollte mich Chris beruhigen. »Wir müssen versuchen, möglichst langsam und gleichmäßig zu fahren.«
    Das tat Paul dann auch. Aber ich ließ mich nicht beruhigen. Die Sturheit von Paul, die blöde Farm mit so wenig Sprit finden zu wollen und uns damit in diese Situation gebracht zu

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