Down Under - Reise durch Australien
Denkversuche.
»Warum warten wir denn alle? Gibt’s hier denn kein Gepäckband?«, fragte Sandy.
»Was weiß ich?«, sagte ich gereizt. »Vielleicht bringen sie es jedem persönlich. Der Flughafen von Cairns ist sowieso der Hammer! Ich frage mal den da drüben.«
Ich ging zum nächstbesten Passagier hinüber und tippte ihn an.
»Entschuldigung, ist das hier immer so?«
»Sicher«, sagte der Mann achselzuckend. »Jedes Mal.«
»Na toll«, fluchte ich. »Cairns ist ja echt ein Kaff!«
Mein Gegenüber schaute mich mit großen Augen an. »Wieso Cairns? Das hier ist nicht Cairns!«
Ich dachte, mich trifft der Schlag. Wir waren in das falsche Flugzeug gestiegen! Aber wohin, zum Teufel, waren wir geflogen? Ich musste wohl ein selten dämliches Gesicht gemacht haben, denn der freundliche Herr hob beschwichtigend die Hände.
»Wir tanken hier immer auf. Wir sind in …«. Er drehte sich um und blickte suchend umher, fand aber nicht, wonach er gesucht hatte. »Ach, ich weiß auch nicht, wo wir hier sind. Jedenfalls ist das irgendeine Piste im Outback zum Auftanken, und in einer halben Stunde geht es weiter.«
Vermutlich wechselte meine Gesichtsfarbe in ein ungesundes Rot, denn mein Gegenüber musterte mich halb amüsiert, halb besorgt, winkte dann aber beruhigend ab.
»Machen Sie sich keine Sorgen, die Frage haben mir schon andere gestellt.«
Ich murmelte leise: »Danke für die Auskunft«, und machte, dass ich zu Sandy zurückkam. Ich erklärte ihr unseren Fauxpas, und die nächste halbe Stunde verbrachten wir damit, möglichst unauffällig hin- und herzuschlendern, denn der feine Herr, der mir die Erleuchtung gebracht hatte, war in ein angeregtes Gespräch mit anderen Mitreisenden vertieft, die immer wieder grinsend zu uns herüberblickten.
Ich weiß bis heute nicht, wie das Kaff hieß, in dem wir zwischengelandet sind.
Als wir erneut abhoben, schliefen wir fast auf der Stelle wieder ein. Ich erwachte erst vom Aufsetzen des Flugzeugs auf der Rollbahn des Flughafens von Cairns. Die Schlummerstunden in der Maschine hatten uns erfrischt, und mit geschulterten Backpacks machten wir uns auf den Weg zu einem Hostel, das wir uns vorher hatten empfehlen lassen. Es regnete in Strömen, während wir mit dem Bus die Straße vom airport in die Stadt fuhren. Trotzdem bekamen wir einen Eindruck vom tropischen Charme der Metropole. Palmengesäumte Straßen, die vielen schönen Holzhäuser und die Schwere der Luft erzeugten ein Gefühl der Gelassenheit und der Sehnsucht, sich dem Nichtstun hinzugeben.
Wir checkten im Captain Cook Hostel ein, eine schöne Herberge, in der man sich wohlfühlen kann. Gleich nachdem wir unsere Habseligkeiten im Zimmer verstaut hatten, wanderten wir trotz des Regens durch die Stadt, bummelten die herrliche, mit großen Palmen bepflanzte Straße am Yachthafen entlang, besuchten den Pier Market Place , der auf einem großen hölzernen Pier in die Bucht gebaut ist und auf dem man in vielen Geschäften stöbern kann, und verbrachten den Rest des Tages damit, die Atmosphäre der Stadt in uns aufzunehmen.
Leider hörte es auch am folgenden Tag nicht auf zu regnen. Nichts Ungewöhnliches für den Spätherbst, allerdings hätten die Strahlen der Sonne das tropische Flair vielleicht erst perfekt gemacht. Uns beide störte das Wetter jedoch nicht, denn wir wollten ein paar Tage für uns allein sein und mieden den Kontakt zu anderen, was uns unglaublich schwerfiel. Aber irgendwie verspürten wir das Bedürfnis, die zurückliegende Zeit aufzuarbeiten.
Wir verbrachten zwei Tage mit Strandspaziergängen, liefen stundenlang neben der Brandung her, ohne eine Menschenseele zu treffen und redeten über all das Schöne, Komische und Tragische, was uns diese Reise gebracht hatte. Die Regenwolken hingen schwer über dem Meer, für uns aber war die Stimmung nicht düster, eher zeitlos.
Am Abend des zweiten Tages in Cairns nahmen wir uns die Landkarte vor und markierten die weiteren Stationen, die uns bis zurück nach Brisbane bringen sollten. Da es am nächsten Morgen immer noch regnete, zögerten wir nicht, sondern brachen nach dem Frühstück auf in Richtung Süden.
Unsere Tour führte uns zuerst nach Mission Beach, einem kleinen Küstenort mit nur etwa achthundert Einwohnern. Wir übernachteten in einem kleinen Familienhostel, das von liebenswerten Menschen geführt wurde und machten am nächsten Tag einen Ausflug auf die vorgelagerte Insel Dunk Island . Eine schöne, aber nicht unbedingt atemberaubende
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