Down
erstarb, tat er nichts weiter, als auf dem Kabinenboden liegen zu bleiben, während sein eingeklemmter Arm anklagend pochte und Schmerz in flüssiger Form sich ungehindert den Weg aus seinen zugekniffenen Augen bahnte. Sein Atem ging feucht und blubbernd, war mehr ein Winseln als ein Luftholen. Der letzte reißende Laut, auf den nichts als Schweigen und Stille folgte entpuppte sich als schlimmste Folter von allen. Lange tat er nichts anderes, als mit gekrümmtem Rücken und an den Teppich gedrücktem Gesicht hemmungslos zu schluchzen. Die Kreatur hatte gewonnen. Sie hatte Curtis zu sich geholt und es war ihm nicht gelungen, das zu verhindern. Scheiße, er hatte sie lediglich für ein paar Sekunden ablenken können. Er war nichts als ein nutzloser Bassist, dessen Arm in einer Wand aus verzogenem Metall feststeckte.
Wie durch einen Schleier, irgendwo hinter seinem Schluchzen und Zischen, gewahrte er trampelnde Schritte, die sich in Richtung Wald entfernten. Er fragte sich, was das für ein Wesen sein mochte, wo es herkam und was es vorhatte. Unerträgliche Bilder drängten durch seinen geplagten Geist, während er darüber nachdachte, was das Monstrum mit Curtis’ Körper anstellen mochte. Er schob die unerfreulichen Eindrücke zur Seite und wischte sich die Augen. Neue Tränen quollen hervor und sickerten über seine Wangen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass sie bis an sein Lebensende fließen würden.
Shannon wusste nicht, was sie noch tun sollte. Während des Angriffs – zumindest hörte es sich verdammt danach an, obwohl sie nicht ganz sicher war – hatte sie ihre Arme um Danis verletzten Mann geschlungen und ihn festgehalten. Er erwiderte ihre panische Umarmung und sie flüsterten miteinander, zu panisch, um laut zu sprechen.
»Was ist das?«, wisperte er.
»Ich weiß es nicht.«
»Es hört sich groß an. Wer schreit da?«
»Greg. Er ist eingeklemmt.«
»Sollen wir …?«
»Ich weiß nicht. Ich … ich weiß es einfach nicht.«
Er lehnte sich gegen ihre Schulter und sie tätschelte seinen Hinterkopf. Noch während sie es tat, wurde ihr bewusst, dass es eine lächerliche, nutzlose Geste war. Der verwundete Mann in ihren Armen war kein Baby, das zahnte, und auch kein Junge mit aufgeschürftem Knie. Sie hatte es mit einem berufstätigen Ehemann zu tun, doch er würde nie wieder laufen können. Außerdem musste er mit anhören, wie etwas, das sie nicht sehen konnten, einen Freund von ihm in Stücke riss. Ein Kopftätscheln tröstete ihn darüber sicher nicht hinweg, aber sie konnte nicht anders, als ihrem mütterlichen Instinkt zu folgen. Das Bedürfnis, ihn zu trösten, überlagerte ihre rationalen Gedanken.
Die Geräusche klangen jetzt lauter, eindringlicher und intensiver. Shannon schloss ihre Arme fester um Kevin, als eine Reihe nasser, fast schmatzender Laute über die Absturzstelle hallte. Lieber Gott, das Vieh riss Greg in Stücke! Nichts anderes konnte es bedeuten. Etwas in ihr spannte sich an, wurde hart und tapfer. Es drängte danach, den verwundeten Gitarrentechniker zurückzulassen, sich ein wuchtiges Wrackteil zu schnappen und einen Anlauf zur Rettung des Bassisten zu unternehmen. Doch ihr vernünftiges Ich protestierte, weil sie damit letztlich nur ihr eigenes Leben aufs Spiel setzte. Sie biss die Zähne zusammen und hasste sich dafür, nicht zu wissen, ob sie furchtbar clever oder unglaublich feige war.
Als die Geräusche endlich verstummten, lockerte sie ihren Griff ein wenig. Kevin atmete tief ein und sie fragte sich, ob sie ihm als Folge der extremen Emotionen die Luft abgedrückt hatte.
»Sind Sie in Ordnung?«
»Kommt ganz darauf an, was Sie darunter verstehen.«
»Ich …«
»Ich lebe noch. Denken Sie, dass das Biest hier reinkommt?«
»Ich weiß nicht einmal, womit wir es zu tun haben.« Ein spontaner Einfall brachte sie auf die Beine. So leise, wie sie konnte, eilte sie zur nächsten Luke und spähte hindurch. Die Dunkelheit verbarg fast alle Details vor ihr, aber sie konnte mit knapper Not eine gebückte Gestalt ausmachen, die trotz der gedrungenen Haltung ungemein imposant wirkte. Sie schleppte einen leblosen Körper mit sich herum. Wahrscheinlich Greg. Spärliches Licht spielte auf einem muskulösen Rücken, der von Haarbüscheln bedeckt war. Angst kroch ihr durch den Bauch, etwas, das ihr Herz finden und zerquetschen wollte. Was immer Greg angegriffen hatte, war kein Bär oder ein anderes Raubtier. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Also starrte sie wortlos auf
Weitere Kostenlose Bücher