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Down

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Titel: Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Southard
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freien Hand wischte er ihn weg. Er atmete flach und so langsam, wie er nur konnte, zwang sich, stillzuhalten und keinen Mucks zu tun. Dann erstarrte er und schielte durch das Loch hinter Curtis’ Leiche.
    Die Flammen, die der Absturz entzündet hatte, loderten deutlich schwächer, aber sie spendeten ein wenig Helligkeit. Seine Augen hatten sich inzwischen an die schlechten Lichtverhältnisse gewöhnt. Als das Biest neben der Maschine aufschlug, konnte er genug erkennen, um Angst zu bekommen. Er hatte gehofft, dass es ein Bär war, und befürchtet, es könnte eine Großkatze sein, doch mit beiden Vermutungen lag er falsch. Stattdessen handelte es sich um eine Kreatur, wie er sie nie zuvor gesehen hatte – gleichermaßen vertraut und fremdartig. Ein grotesker Mischmasch einzelner Elemente, die sich zu einem merkwürdigen und furchterregenden Ganzen zusammenfügten.
    Das Geschöpf wirkte beinahe menschlich, falls ein Mensch in der Lage gewesen wäre, zu einem fast zweieinhalb Meter großen Muskelberg anzuwachsen. Die Flammenzungen tanzten auf derbem, vernarbtem Fleisch, das die fahle Tönung verbrannter Asche angenommen hatte. Batzen von verfilzten Haaren zierten die Arme und den Oberkörper und bedeckten den Schädel. Er konnte einen klappenden Kiefer ausmachen, der lediglich aus Knochen und ein paar Fetzen geschwärzter Haut zu bestehen schien. Er erkannte Zähne, die Felsbrocken glichen. Anstelle der Nase klaffte ein ausgefranstes schwarzes Loch wie aus einem Albtraum. Rote Augen glühten unter buschigen Brauen. Der Atem rasselte wie ein dringend reparaturbedürftiger Dieselmotor. Wütend, abgerissen und gefährlich.
    Greg betrachtete die Kreatur und fragte sich, ob er sich weit genug in den Schatten zurückgezogen hatte, damit sie ihn nicht bemerkte. Er erforschte die Bestie mit den Augen. Sie verströmte eine Aura von Verkommenheit, die Bilder von verdorbenem Fleisch und Verbitterung in ihm aufsteigen ließ. Der heranwehende Geruch blieb ihm in der Kehle stecken und brachte seine Augen zum Tränen. Eine entsetzliche Erscheinung, die sich aus einem längst vergessenen Versteck den Weg in die Freiheit gebahnt zu haben schien. Der Begriff Sasquatch kam ihm in den Sinn und er hätte beinahe laut aufgelacht. Was immer dieses Ding war, auf gar keinen Fall handelte es sich um eine billige Attrappe aus einem Horrorfilm. Was da vor dem Flugzeugrumpf kauerte, war ein leibhaftiges Monster. Greg musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht zu schreien.
    Das Wesen stand einfach da, und Greg hörte das laute Geräusch seines Atems, während er in Deckung blieb und abwartete. Er wollte weglaufen, sich verstecken, doch das Wrack gab ihn nicht frei. Sein Arm steckte nach wie vor in der Falle. Er glaubte nicht, dass es dem bedrohlichen Besucher gelingen würde, durch die Öffnung in die zerstörte Kabine zu kriechen, um ihn zu holen. Auf der anderen Seite wirkte er stark genug, um den Rumpf weiter aufzureißen und zu ihm hereinzuspazieren. Sein Atem beschleunigte sich, als er sich vorstellte, wie das Biest ihn zu fassen bekam, an seinem wehrlosen Körper zerrte und seine Greifhand im Wrack zurückließ, während es den blutenden und schreienden Rest in die Dunkelheit davontrug, um ihn bei vollem Bewusstsein zu verspeisen.
    Das Monster fing an, Witterung aufzunehmen. Es schnüffelte wie ein Schwein, das versucht, einen Apfelkern in kaltem Schlamm aufzuspüren. Greg verkrampfte sich und überlegte, ob es ihn womöglich gar nicht bemerkte. Er nahm seine Umgebung als erstickende Mischung aus Öl, brennenden Kiefernadeln und Rauch wahr, aber vielleicht war dieses Ding trotzdem in der Lage, seinen Geruch herauszufiltern.
    Es ging in die Hocke und stakste vorwärts wie ein Affe. Eine chaotische Ansammlung von Zehen und Knöcheln. Es schnupperte weiter, bis es schließlich den Kopf in die Kabine steckte und an Curtis’ Leiche schnüffelte.
    »Nein«, protestierte Greg. Er hatte kein Geräusch von sich geben wollen, doch seine Stimme klang hart wie Stahl, als sie seinen Mund verließ. Alles in ihm ballte sich in wilder Entschlossenheit, sein Mund straffte sich in unbändiger Wut. Dieser beschissene Freak würde auf keinen Fall seinen Freund mitnehmen!
    Die Kreatur bellte und ihre Stimme überschlug sich fast, als sie durch die Kabine gellte. Greg zuckte zurück. Der Ton drohte, seinen Kopf zum Platzen zu bringen und das abrupte Reißen in seinem Arm ließ ihn aufschreien. Er zuckte, während sich der Schmerz wie ein Lauffeuer in ihm

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