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Down

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Titel: Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Southard
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die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte, und konzentrierte sich darauf, das Wegsacken ihrer Knie zu verhindern.
    »Was ist das für ein Viech?«, erkundigte sich Kevin, aber sie konnte sich nicht dazu aufraffen, ihm zu antworten. Stattdessen schüttelte sie stumm den Kopf und wurde Zeugin, wie das Monstrum in den Schatten des Waldes abtauchte. Als sie merkte, wie sich das Entsetzen mit zunehmendem Druck um ihr Herz klammerte, beschloss sie zu sprechen, um die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen.
    »Ich glaube, wir sitzen ganz schön in der Scheiße.« Sie wollte mehr sagen, doch ihr restlicher Wortschatz hatte sich in die hintersten Winkel ihres Verstands verkrochen – einen dunklen Ort, an dem sie sich große, gebeugte Gestalten vorstellte, die ausgewachsene Männer wie Lumpensäcke davontragen konnten. Mit benommenem Schweigen machte sie kehrt und hockte sich auf den nächsten Sitz, der nicht aus dem Kabinenboden herausgebrochen war. Kevin plapperte unentwegt weiter, aber sie konnte nichts erwidern. Sie saß da, starrte ins Leere und fragte sich, ob sie überhaupt eine Chance hatten, lebend aus diesem Schlamassel herauszukommen. Wenn sich da draußen etwas herumtrieb, das aus roher Kraft und Gebrüll bestand, durften sie sich nicht allzu große Hoffnungen machen.
    »Rolling Stone …«
    Sie hatte mitbekommen, wie der andere Teil des Fliegers beim Angriff gewackelt hatte. Wie stark mochte ihr Gegner sein? Wozu war er fähig, wenn er einen von ihnen zwischen die Finger bekam?
    »Hey! Rolling Stone!«
    Besaß er überhaupt Hände oder waren es nicht vielmehr Klauen? Schwarze, fiese Werkzeuge, die Haut durchbohren und Blut abzapfen konnten.
    »Hey, verdammt noch mal!«
    Der Ruf riss sie aus ihren Gedanken und holte sie zurück in die Kabine. Sie sah Kevin an, der sich auf den Ellenbogen aufstützte. »Hmm?«
    »Lauschen Sie mal.«
    Sie tat es, neigte ihren Kopf in Richtung Sichtluke und versuchte, noch irgendetwas außer den Geräuschen wahrzunehmen, wie sie für einen nächtlichen Wald typisch waren. Es dauerte eine Sekunde und sie dachte erst, sie würde es sich nur einbilden, doch dann war sie ganz sicher. Schluchzen. Irgendwo da draußen weinte jemand mit einer Hemmungslosigkeit, die sofort einen Beschützerinstinkt in ihr weckte. Sie hörte noch eine Sekunde lang zu und versuchte dann, festzustellen, aus welcher Richtung das Schluchzen kam. Als sie erkannte, dass es vom vorderen Teil des Rumpfes ausging, sprang sie von ihrem Sitz und raste durch die Kabine. Heilige Scheiße, Greg war noch am Leben!
    Auf halbem Weg zwischen den zwei Trümmerhaufen stolperte eine Gestalt zwischen den Bäumen hervor. Sie hätte beinahe laut aufgeschrien, doch dann sah sie, dass nicht der riesenhafte Angreifer aus dem Wald zurückkehrte, sondern Potter, der Tourmanager. Er bewegte sich zielstrebig, aber mit deutlicher Vorsicht. Sein Humpeln schien ihn kaum zu behindern und er musterte sie mit ängstlichem Blick.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    Sie legte einen Finger an die Lippen und winkte ihn näher heran. Potters Augen scannten den Waldrand ab, während er auf sie zulief. »Es ist dort langgegangen«, sagte sie und zeigte auf die Stelle, wo sie die Kreatur zuletzt gesehen hatte.
    »Haben Sie erkannt, womit wir es zu tun haben?«
    Sie schüttelte den Kopf. Später blieb noch genug Zeit für Erklärungen. Stattdessen zog sie ihn am Arm und führte ihn dahin, wo sie Greg und Curtis entdeckt hatte. Von dort ging das Schluchzen aus, da war sie ganz sicher, und sie murmelte ein kurzes Stoßgebet, dass Greg nach wie vor bloß schwer verletzt war und nicht bereits im Sterben lag. Allerdings wäre es ein mittleres Wunder, wenn er bei dem Angriff keine tödliche Verletzung davongetragen hätte.
    Als sie die vordere Sektion des Flugzeugs erreichte und hineinspähte, empfing sie der Anblick eines Mannes, der unbändige Schmerzen litt. Ein zusammengerollter Ball aus menschlichen Gliedmaßen, dessen einer Arm noch immer in der zertrümmerten Kabinenwand steckte, inzwischen aber bis weit unterhalb des Ellenbogens rot verschmiert war. Er zitterte und weinte und als sie in die Kabine trat, verstand sie, woran das lag. Jeder Schritt auf dem vollgesaugten Teppich verursachte ein schmatzendes Geräusch.
    Zunächst bemerkte sie gar nicht, dass der Körper des Schlagzeugers fehlte, obwohl sie wusste, dass das riesige Monster jemanden weggeschleppt hatte. An der Stelle, wo die Leiche zuletzt gelegen hatte, fand sie stattdessen

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