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Down

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Titel: Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Southard
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Welle der Erschöpfung durchfuhr ihn und ein Gähnen bahnte sich den Weg ins Freie. Er kam sich wie ein Idiot vor.
    So leise wie möglich krabbelte er aus seinem Versteck und ging in die Hocke. Er war weder tapfer noch dumm genug, um sich auf den Präsentierteller zu stellen. Erneut hielt er nach dem Mikrofon Ausschau und verfolgte das Kabel bis zum Armaturenbrett. Als er einen Kasten erspähte, von dem er annahm, es könnte sich um das Funkgerät handeln, betätigte er ein paar Schalter und betete, dass etwas passierte. Nichts. Er probierte ein paar andere Schalter aus – mit demselben Ergebnis. Panik stieg in ihm auf und er drückte wahllos auf zahlreiche Knöpfe, rüttelte an allen Bedienelementen herum, die er finden konnte. Nichts funktionierte und er wusste nicht, woran es lag. Er wusste nicht einmal, wo er anfangen sollte.
    »Scheiße!«
    Er ließ sich zu Boden fallen und griff sich ans Knie, massierte ein wenig vom Schmerz weg. Denkbar, dass einer der anderen wusste, wie man in einem Flugzeug den Strom und das Funkgerät zum Laufen brachte, aber er selbst war mit seiner Weisheit am Ende.
    Okay, das Funkgerät konnten sie fürs Erste vergessen. Das bedeutete, dass sie zum nächsten Punkt übergehen mussten. Die To-Do-Liste in seinem Kopf hatte sich verändert, als er sie aufrief. Ihn empfing ein leeres Blatt staubiges Papier. Es schien ihn zu verhöhnen. In der Dunkelheit grübelte er darüber nach, was er als Nächstes tun sollte.
    Zunächst bemerkte Greg nicht, dass das Licht ein wenig heller geworden war. Shannon hatte sich stundenlang mit seinem Arm abgemüht – mal hier ein paar Metallteile von A nach B umgeschichtet, mal dort an seinem müden Körper herumgezerrt. Mehrfach hatte sie versucht, weitere Trümmerstücke als Hebel einzusetzen. Jedes Mal schoss ein Blitzstrahl aus Schmerz durch seinen Arm. Er keuchte oder grunzte dann gequält, verkniff sich aber eine lautere Reaktion. Das Komische war, dass er es nicht tat, um wie ein harter Kerl rüberzukommen. Vielmehr hatte er Angst, dass er ihre Gefühle verletzte, wenn sie merkte, dass sie ihm Schmerzen zufügte. Er wusste, dass das lächerlich war, aber der Gedanke hatte sich in seinem Kopf festgesetzt wie ein rostiger Nagel, der sich nicht von der Stelle rührte.
    Die Schwärze der Nacht war in ein dunkles Grau übergegangen. Mit jedem Moment wurde es ein bisschen heller. Ob bald die Sonne aufging? Die Vorstellung fühlte sich fremd für ihn an, als ob in seinem Leben so schnell nichts Normales mehr passierte. Die Sonne würde weiterhin mit Abwesenheit glänzen, er selbst seinen Arm niemals freibekommen und ein Monster, das wie die Höllenversion von Bigfoot aussah, alle paar Stunden zurückkehren, um sich ein weiteres Opfer zu schnappen. Er hatte die Vorstellung von Normalität fast aufgegeben. Nun, wo das Licht zurückkehrte, vermittelte es ihm das Gefühl, dass er den ersten kindlichen Schritt in sein wirkliches Leben unternahm.
    »Wie ist die Lage?«, fragte er Shannon.
    Sie wischte sich mit einem Arm über die Stirn. Über ihren ganzen Körper zog sich ein Film aus Schmutz, Fett und Schweiß. Sie strich ihre Haare zurück und band sie zu einem Knoten zusammen. Das Top klebte an Schultern und Bauch. Greg konnte nicht aufhören, sie anzuschauen. Es hatte keinen weiteren Kuss gegeben, aber er spürte, dass einer unterwegs war. Er flatterte in seinem Bauch und wartete darauf, freigelassen zu werden.
    »So ein verficktes Mistding. Aber ich glaube, wir haben’s fast geschafft.«
    »Du machst Witze.«
    »Wie fühlt es sich an?«
    »Ich habe ein bisschen Angst, es auszuprobieren.«
    Sie grinste ihn an. »Tja, wie wär’s, wenn du zur Abwechslung mal aufhörst, dich wie ein Weichei zu benehmen, und ein bisschen für mich zappelst?«
    »Ist das ein Euphemismus?«
    »Versuch’s einfach.«
    Er holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und setzte Ober- und Unterkiefer gerade aufeinander. Er rechnete mit Übelkeit erregenden Schmerzen, aber Shannon hatte recht. Er musste es wenigstens versuchen. Vorsichtig machte er einen Anlauf, den Arm zu bewegen. Er riss überrascht die Augen auf, als das schmerzfrei gelang. Während vorher schon die leichteste Bewegung Todesqualen verursacht hatte, konnte er den Arm nun problemlos um einige Zentimeter in jede Richtung verschieben. Nur ein einzelnes Metallstück scheuerte an der Seite seines Handgelenks und er glaubte, dass es das Letzte war, was ihn daran hinderte, sich zu befreien. Noch einmal versuchte er, mit den

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