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Down

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Titel: Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Southard
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als persönliche Beleidigung betrachtete. Als es den Kopiloten aus seinem Sessel riss und ihn ins Freie schleuderte, setzte ein scharfes Klingeln in Potters Ohren ein. Sein ganzer Körper schmerzte und protestierte gegen das enge Gefängnis unter dem Pult.
    Nun machte sich das Biest am Piloten zu schaffen. Das schien ihm deutlich leichter zu fallen – entweder der Kerl hatte sich nicht angeschnallt oder die Gurte waren gerissen. Allerdings hing der Torso des Toten am Steuerbügel fest. Potters Jeans waren am Aufschlag bereits mit dem Blut des Mannes durchnässt. Er versuchte, seine Beine von dem kleinen Hügel aus Eingeweiden unter dem Sitz wegzuziehen, aber der Versuch war zum Scheitern verurteilt. Egal, wie er sich abmühte, immer wieder rutschte die glitschige Masse nach. Der Geruch stieg ihm in die Nasenlöcher, schwer und beinahe süß. Er hielt sich eine Hand über Mund und Nase, aber es half nichts. Das widerwärtige Aroma bahnte sich stur den Weg.
    Starr, mit verhärteten Muskeln und angehaltenem Atem wurde Potter Zeuge, wie die knurrende Kreatur ihre Pranken, die in glatten, schwarzen Krallen endeten, in die Schultern des Piloten grub. Wenigstens sie verliehen dem Biest eine unmenschliche Anmutung. Alles andere wirkte wie eine Mutation oder Perversion. Der breite Stirnrücken und die glühenden Augen darunter. Die lädierte Nase und die klappernden Zähne, die wie Felsbrocken über geschwollenen, gesprungenen Lippen aufragten. Büschel aus schmutzigem Haar oder Fell bedeckten große Teile des Körpers, der Rest bestand aus Muskeln, Narbengewebe und blässlicher Haut. Während Potter vor Angst schlotterte und sich fürchtete, das geringste Geräusch zu verursachen, konnte er nicht anders, als zu grübeln, welche Laune die Natur dazu antrieb, so ein schreckliches Wesen zu erschaffen.
    Das Monster schrie erneut – eine merkwürdige Mischung aus Brüllen, Heulen und Bellen –, während es gierig an der Leiche des Piloten zerrte. Die Klauen zerfetzten die Haut des Toten. Sie blieb am Höhenruder hängen. Weitere Eingeweide quollen in einem kühlen Schwall hervor. Etwas löste in Potters Kehle einen Würgreiz aus und er biss sich in den Handballen, um den Aufschrei zu unterdrücken.
    Noch ein Ruck. Er glaubte zu hören, wie die gewaltigen Greifer über Knochen schabten. Als das Biest erneut zog, wurde der Pilot über die Rückenlehne des Sitzes gehoben, wobei seine Innereien mitgeschleift wurden. Sein Bein verfing sich zwischen Sitz und Steuer und eine grässliche Sekunde lang dachte Potter darüber nach, dagegen zu treten, alles zu tun, um das Monster loszuwerden. Doch ein weiteres Zerren befreite den Piloten endgültig und das knurrende Wesen schleifte die Leiche mit einer schwarzen Klaue aus dem Cockpit.
    Potter atmete zitternd aus und wagte kaum, weiterzuatmen. Er behielt die Einstiegsluke im Auge und hoffte, dass das Biest nicht zurückkehrte. Im Kopf fing er an zu zählen, während seine Augen starr nach vorn gerichtet blieben und er wie versteinert wirkte.
    Eins, zwei …
    Draußen nahm er Bewegung wahr, schlurfende Geräusche und Grunzer. Als ob etwas Schweres angehoben wurde. Das bedeutete wohl, dass die Kreatur sich die Leiche über die Schulter warf, um sie wegzuschleppen. Genau wie bei Curtis.
    Zehn, elf, zwölf …
    Potter hörte schwere Schritte, die sich vom Cockpit entfernten. Ein schleifendes Geräusch begleitete sie und er fragte sich, welcher der beiden Körper es war, der es scheinbar nicht verdient hatte, getragen zu werden. Schon tauchte die nächste Frage in seinem Kopf auf: Warum hatte sich das Monster bisher mit niemandem angelegt, der noch am Leben war? Wollte es keine Gegenwehr riskieren? Der Gedanke amüsierte ihn. Wie konnte ein solcher Koloss vor irgendetwas Angst haben? Weitaus wahrscheinlicher, dass er sich zunächst auf die leichte Beute konzentrierte. Er hoffte, die drei toten Männer genügten. Wenn er sich den ramponierten Zugang betrachtete, den Stahl, der von den Fäusten des Monsters nach innen gehämmert worden war, bezweifelte er ernsthaft, dass sie sich gegen eine solche Urgewalt verteidigen konnten.
    Im Wald herrschte Totenstille. Potter zählte weiter. Sein Blick blieb fest auf die Einstiegsluke gerichtet. Seine Muskeln waren so stark angespannt, dass sie sich hart wie Beton anfühlten. Sie schmerzten und brannten, aber er hielt die Spannung aufrecht. Als er schließlich bis 100 gezählt hatte, atmete er langsam aus und zwang seinen Körper, sich zu beruhigen. Eine

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