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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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Fall wird immer seltsamer. Wie nannte es Detective Krantz – einen Trittbrettmord? Ich ahne allmählich, was sie damit meinte, aber einen Sinn ergibt es nicht. Ich hebe den Blick und mustere die Anwesenden – eine nette Versammlung: DA Brannigan, Bürgermeister Warring, zornrot im Gesicht und schlampig gekleidet, ein Typ, der nach Leibwächter und arroganter Dummheit aussieht, und der hiesige Leichenbeschauer.
    Brannigan nickt mir zu. »Nun, was meinen Sie, CF-Agent?«
    Jetzt bin ich an der Reihe mit Schulterzucken. »Ein schief gelaufener Drogendeal«, schlage ich vor.
    Brannigans Mundwinkel zucken kurz. War das etwa der Ansatz eines Grinsens? Mehr für die Anwesenden als für sich fragt er: »Wie kommen Sie darauf?«
    »Herman Santero hat für die Capistrano-Familie gearbeitet, deren Oberhaupt heute Nacht das mutmaßlich fünfte Opfer des Downtown-Schlitzers wurde …«
    »Was hat das mit mir zu tun?«, blafft Warring den DA an. Mich ignoriert er.
    »Um das zu beantworten, sind CF-Agent Donovan und ihr Partner hier«, sagt Brannigan glatt und schiebt mir dabei die Verantwortung zu. Sehr clever, DA, wirklich clever. »Und Sie«, er winkt dem Bodyguard, »werden mit der C-Force kooperieren.«
    »Mit der da, einer Straßenratte in Uniform?« Der Boss der Sicherheit schafft es trotz des Desasters, Überheblichkeit auszudünsten. Erstaunlich. Da liegt ein toter Berufskiller auf dem Kaschmirteppich des Bürgermeisters und er spielt sich auf. »Das ist doch wohl ein schlechter Witz, oder?«
    »Mit City Force-Agent Donovan«, fauche ich ihn an. »Ich will sofort die Aufzeichnungen der Drohnen sehe. Und damit meine ich nicht Ihre kreative Bearbeitung, ist das klar?!«
    Er sieht rasch zu seinem Boss, der unmerklich den Kopf schüttelt, und sagt dann gewandt: »Ich muss mit der Technik reden, ob das Material abrufbereit ist.«
    Kaum ist er aus dem Zimmer gerannt, gebe ich Chan einen Wink und wir setzen ihm nach. Er läuft eine gewundene Rampe runter und verschwindet im unterirdischen Servicebereich der Residenz. Gut, so habe ich keine Zeugen, wenn ich ihn mir vornehme. Als er hinter einer Sicherheitstür verschwinden will, rufe ich: »Halt, Arschloch«, und werfe mich auf ihn.
    Er hat ein zu bequemes Leben, ist völlig untrainiert. Zwei, drei gut platzierte Faustschläge und er ist alle. Als er wieder Luft kriegt, sage ich ganz ruhig: »Ich will sofort die Aufzeichnungen der Drohnen sehen.« Diesmal gibt es keine heimlichen Signale von Warring, diesmal gibt es die Aufzeichnungen und einen Blick von meinem Partner, der Erstaunen und Anerkennung zugleich ausdrückt. Ja, ich habe von DelMonico gelernt, von Del und der Straße.
    Santero muss unmittelbar nach dem Anschlag auf die Drogenqueen hierher gekommen sein. Mit blutbeschmierter Kleidung steht er in der Eingangshalle der Residenz und brüllt: »Wo ist die Puta, ich bringe sie um!« Ist er auf Drogen? Noch wichtiger: Wie ist er reingekommen? »Aufzeichnung stopp«, sage ich, und zu dem Sicherheitstypen: »Wer hat ihn reingelassen?«
    »Carmichael und Hasaroshi hatten Schicht«, sagt er, als ob das eine Erklärung wäre.
    »Und, sind die debil, oder was?« Ich merke, wie die Wut schon wieder in mir aufsteigt. »Wo sind sie?« Schulterzucken. »Schaffen Sie sie ran. Chan wird mit ihnen reden.«
    Brannigan kommt rein. Erfasst die Situation mit einem Blick, den Abdruck am Kinn des Sicherheitstypen, der aussieht wie die drei Knöchel meiner rechten Faust, eingeschlossen. »Schon was entdeckt, CF-Agent?«
    Ich zeige auf den Monitor, auf dem der brüllende Santero erstarrt ist. »Frage mich gerade, wer ihn reingelassen hat«, denke ich laut und merke im selben Moment, dass ich mir die gleiche Frage bereits bei Concepción Capistrano gestellt habe. Entweder ist in Down-und Uptown der große Leichtsinn ausgebrochen, oder der Killer und Santero wurden erwartet.
    »Wo steckst du, Miststück? Du hast sie umgebracht, jetzt bist du dran!« Brannigan hat die Aufzeichnung der Überwachungsdrohnen wieder anlaufen lassen. Santero steht jetzt im Arbeitszimmer, das Gesicht wutverzerrt, die Fäuste geballt. Warum hat er keine Waffe, wenn er mit dem Vorsatz gekommen ist, jemanden – eine Frau, welche Frau? – zu töten.
    »Warum hat er keine Waffe?«, fragt Chan in den Raum, ohne eine Antwort zu erwarten.
    Sieht die gleichen Dinge wie ich, mein neuer Partner. Gut. Doch da muss mehr kommen, sonst treten wir auf der Stelle. Was ist mit der Frau? »Wer lebt hier noch, außer dem Bürgermeister

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