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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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neue Bleibe schweifen. Außer dem Apple/Kenzo, den Chan für seine Bedürfnisse umfrisiert hat, ist das alte Foto von J.C. Potter und Mars-Commander Nick Berringer, meinem Großvater, das einzig sichtbare Erbe des NASA-Wissenschaftlers.
    Die Liste ist alphabetisch – von Brubaker, Stephen, bis Warring, Winston Jay – und mein ruhiger Tagesbeginn ist beendet. W.J., der totgesagte Bruder von Winona Warring – der Frau im Arbeitszimmer?
    »He, Chan, haben diese beiden Clowns«, ich checke die Datei, »Carmichael und Hasaroshi, gesagt, wo die Tochter des Bürgermeisters letzte Nacht war?«
    »Ja, sie wollen uns weismachen, dass sie seit gestern Mittag bei Freunden in Rock Sands zu Besuch ist«, sagt er, ohne aufzusehen. »Ich häng hier in der Steuerung für die Außenüberwachung … nur noch eine … ja, da ist es. Sie hat die Residenz genau acht Komma neununddreißig Sekunden, nachdem die Schüsse fielen, verlassen.« Er loggt sich aus und lehnt sich mit einem selbstbewussten Grinsen zurück. Nur eine weitere Fingerübung für den besten Eisbrecher in der Stadt.
    »Und wann ist sie zurückgekommen?«
    Chan ist irritiert. »Überhaupt nicht.«
    »Dann such sie. Jede Wette, Santero hatte es auf sie abgesehen, und ich will wissen warum. Also finde sie. Finde sie schnell, Partner.«
    Chan macht sich widerspruchslos an die Arbeit und loggt sich erneut in die Überwachungsdrohnen der Residenz ein.
    Ich hab nichts weiter zu tun als dazusitzen, meinen Moccaccino zu schlürfen und zu grübeln. Die Warring-Geschwister, Santero, die Capistrano-Frauen und Stephen Brubaker, wie passt das zusammen? Harding Jones, der Schwager des Bürgermeisters, machte zusammen mit seinem Neffen W.J. Geschäfte mit den Capistranos – Santero war ihr Mittelsmann. Kein Zweifel, ich war dabei. Brannigan sagt: Das Capistrano-Kartell hat den Wahlkampf des Bürgermeisters bezahlt. Brubaker – ja, was macht Brubaker? Will ich das wirklich so genau wissen? Und Winston Jay, der ist durchgeknallt und spurlos verschwunden – oder doch nicht? Und er besitzt einen Kawasaki Desert Racer. Vom Capistrano-Clan sind zwei bereits tot, Concepción und ihr Bruder Jaquito. Santero, der Verbindungsmann zu den Warrings, ist ebenfalls tot. Drei sind kein Zufall. Doch wem nützt das außer – Aranxa? Plus fünf tote Frauen, alle Opfer des Downtown-Schlitzers? Auf einmal kommt mir ein Gedanke: Was, wenn alles mit diesem Koffer voller Sternenstaub anfing? Brauche ich dann nur diesen verdammten Koffer, um den Fall knacken? Scheiße, nein, den haben längst die Triaden, oder nicht?

    Der Bericht des DWNTN-Pathologen bringt nichts Neues. Concepción Capistrano ist erwürgt worden, so wie die anderen vier Frauen. »Ich schließe mich der Meinung der ermittelnden Detectives vor Ort an, dass die Leiche nur nicht verstümmelt wurde, weil der Täter gestört wurde.«
    Ranson und Krantz wechseln einen kurzen Blick. »Wir haben es also mit einem weiteren Opfer des Downtown-Schlitzers zu tun, Doc?«, fragt Ransons Partner.
    »Möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich«, nickt er.
    »Und möglich wäre demnach auch, dass er sich gleich darauf ein neues Opfer gesucht hat?«, setzt sie nach.
    »Kann sein. Wenn Sie’s genau wissen wollen, müssen Sie schon Ihren Kopfdoktor fragen.«
    »Aber aus Ihrer Sicht würden Sie dieser Theorie zustimmen?«, hakt sie nach.
    Will Krantz sich absichern? Kommt mir fast so vor. Absichern wogegen? Ich sehe zu Ranson, will Bestätigung, Antworten. Er zuckt die Schultern. Verdammt, was läuft hier eigentlich ab.
    »Was wird das hier?«, frage ich in die Runde.
    »Hast wohl heute noch keine News gecheckt?«
    »Nein, hab ich was verpasst?«
    »Sie haben den Downtown-Schlitzer heute Nacht erwischt.« Er sagt es, als wäre es schon längst Geschichte.
    Nicht für mich! »Sie haben was? « Ich merke, wie ich laut werde.
    »Dieser Kerl, der in Uptown in die Residenz eingebrochen ist, soll’s gewesen sein«, erklärt Ranson.
    Soll’s gewesen sein, wiederhole ich stumm. Wer verarscht hier wen?
    »Ein Glück, dass die Tochter nicht zu Hause war, sie wäre sonst die Nächste gewesen«, plappert Krantz.
    Hier ist eine ganz gewaltige Vernebelungsaktion im Gange. Nur scheint Ranson nicht so ganz mitzuziehen, ich muss ihn unbedingt allein sprechen. Doch Krantz hat ein Auge auf ihren Partner mit der großen Klappe. Will sich die Karriere nicht verderben lassen. Sie zischt ihm etwas zu, und sie wenden sich zum Gehen.
    »Hey, halt, wartet«, ruf ich. »Was habt ihr

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