Downtown Blues
und DelMonico, ihr seid ein Paar, und das schon seit dem Training«, behaupte ich. Und plötzlich macht LaSalles Verhalten Sinn – sie ist eifersüchtig auf mich, weil Del mich ausgesucht hatte und ich Dels Partnerin war und nicht sie.
»Und wenn’s so wäre?« Sie sieht mich lauernd an. »Was bietest du?«
»Verlang, was du willst«, sag ich widerwillig.
»Du hast nichts, was ich brauchen kann.«
Verdammt, sie hat mich voll auflaufen lassen. »Del hat mich vor dir gewarnt.« Noch eine Behauptung. Und dann verplapper ich mich. »Ich hab das Parfüm in ihrem Apartment gefunden.«
»Ich weiß.« Mehr nicht, nur »ich weiß«.
»Dann weißt du, wo sie steckt. Bestell ihr, ich muss sie sehen. Sag ihr, sie schuldet es mir.«
LaSalle zuckt gleichmütig die Schultern. »Wenn du glaubst, sie schuldet dir was, solltest du die Schulden eintreiben, oder?«
Wäre sie nicht viel größer und erfahrener als ich, ich würde mich auf sie stürzen. So bleiben mir nur meine drohenden Blicke, und die nützen mir bei dieser taffen Frau einen Scheiß. Soll ich bitten? Nein, dazu bin ich zu stolz.
Schließlich sagt sie: »Was willst du von ihr?«
»Nur reden, nichts weiter.«
»Nichts weiter«, wiederholt sie und lacht. »Na dann viel Glück, Donovan.«
Vielleicht hätte ich doch bitten sollen. Nein, sie wird es Del erzählen, sie kann nicht anders, schließlich sind Informationen ihr Geschäft.
»Morales war unten«, sage ich zu Chan und mache den City Jet startklar. »Wollte wissen, wie wir vorankommen.«
»Und, wie kommen wir voran?«, gähnt Chan und setzt sich für den Start zurecht.
»Hab ihr gesagt, du wärst an was dran.«
»Nett von dir, Partner«, spottet er. »Und an was bin ich denn so dran?«
»An dem fliegenden Cabrio, was sonst«, pampe ich.
Auf einmal ist er hellwach. »Da hast du mich auf was gebracht. Ich werd mich gleich dransetzen. Wird knifflig werden, die Halter dieser Luxusflieger zu finden, stehen nicht in den zugänglichen Files.«
»Du wirst es schon schaffen, Chan.« Endlich eine Spur! Ich starte den Aerospace und zische durch die Straßenschluchten. Endlich eine Spur, gut.
Kaum sind wir in der Luft, kommt es über mein SCom: Ein neues Opfer des Downtown-Schlitzers wurde gefunden. Der Tatort liegt ganz in der Nähe des Coco Loco. Hat es Chans Informantin erwischt? Ich verspüre einen Stich der Reue, weil ich sie nicht ernst genommen habe. Aber noch etwas anderes liegt in der Nähe: die Festung eines Drogenbarons. Helle Suchscheinwerfer durchschneiden die Nacht und weisen uns ein. Ich lande den Aerospace in der Sackgasse, die zu dem vierstöckigen Haus führt, und Chan und ich laufen los.
Ranson und Krantz und ein Team der Spurensicherung sind bereits vor Ort. Schließlich ist es immer noch ihr Fall und die City Force war nur zur Unterstützung hinzugezogen worden. Das machen sie immer, die DWNTN-Cops, können so ihr Gesicht in der Öffentlichkeit wahren. Sollen sie, dafür haben wir den besseren Kredit. So ist das in der Downtown: Alles läuft auf Regeln und Rituale hinaus – auch in der CF-Force. Deshalb ist Karlson auch schon da, als Chan und ich atemlos und wenig professionell angerannt kommen.
Sie liegt einfach da, im Lichtschein der geöffneten Haustür, das Gesicht im Dreck, das teure Kleid zerfetzt. Der Körper ist auf den ersten Blick unversehrt. Ich nicke dem DH-Doc aus der DWNTN-Patho kurz zu und knie mich neben ihn. Emotionslos registriere ich die Einzelheiten der Toten: schwarze Locken, volle rote Lippen, die dunklen Augen in Panik – nein, Erstaunen aufgerissen. Weil sie mich erkennt? Unsinn, Donovan, reiß dich zusammen. Für einen kurzen Augenblick verspüre ich verdammenswerte Erleichterung: Aranxa ist tot. Doch dann sehe ich, sie ist es nicht, die Frau ist älter, die Ähnlichkeit aber bleibt. Concepción die Drogenqueen ist tot, lang lebe die neue Drogenqueen Aranxa Capistrano.
Ich stehe auf, klopfe mir den Staub ab. »Jetzt kann ich dich drankriegen, Miststück, ganz offiziell«, denke ich. Chan sieht mich entgeistert an. Hab ich laut gedacht? Wie peinlich. Ich schau mich rasch um. Doch niemand sonst sieht mich seltsam an. Gut.
Ranson winkt mich ran und setzt mich ins Bild. »Ihre Leibwächter haben sie gefunden. Aber aus denen was rauszukriegen kannst du gleich vergessen, sind vollkommen neben der Spur.«
»Was ist mit dem Alarm?« Ich zeige auf die klaffende Haustür. Sogar von weitem kann ich die Panzerverstärkung und die High-End-Sicherheitsspielsachen
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