Downtown Blues
auch hier die magischen Worte in die richtigen Ohren geflüstert. Doch Del weiß, woher Fraser seine Order kriegt.
»Verraten Sie’s mir, wer will uns aus dem Weg haben, unser lieber Bürgermeister oder die DCU?«
»Übertreiben Sie nicht, DelMonico«, rät Fraser, ganz leise, ganz sanft.
»Sie drohen mir, Sergeant?« Sie lacht ihm ins Gesicht. »Vergessen Sie da nicht ein paar Kleinigkeiten?«
»Sie sind von jetzt an dem Abschirmteam des Bürgermeisters zugeteilt.« Als wär’s ihm in diesem Moment eingefallen. »Sie beide sind der Logistik für die große Abschlusskundgebung zugeteilt.«
»Scheiße, die ist erst in drei Wochen. Gehen wir, Donovan, wir haben noch eine Verabredung heute Nacht.« Sie stampft aus Frasers Kabuff und lässt die Tür zuknallen. Die Innendienstler heben erschrocken die Köpfe – erkennen Del und grinsen. Ich sehe, wie Fraser seinen Mund bewegt, anscheinend ruft er uns noch was nach, doch das Schutzglas verschluckt seine Stimme. Del sieht es auch, doch sie ignoriert ihn. Mann, ist die sauer.
»Wie soll’s weitergehen, jetzt wo Fraser unsere Pässe hat?«, frag ich.
»Du glaubst doch nicht, dass mich so was aufhalten kann? Ich habe auch meine Beziehungen.« Sie klingt zynisch.
Verdammt, sie hat was vor, ich merk es immer deutlicher. Seit wir in der UPTN waren, ist sie noch zielstrebiger, noch härter, auf eine kompromisslose Art. Haben das ihre drei anderen Partner auch erlebt, bevor sie – verdammt, bevor sie was?
Hillside
»… ich hörte dieses schreckliche Geräusch, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, und dann dachte ich nur noch: Mein Gott, schon wieder ein Erdbeben …«
–RSTV-News
Cat hängt auf seinem Schrottplatz rum. Lümmelt sich betont lässig in einem aufgebockten, durchgerosteten, sechsundneunziger Toyota mit Tigerfellimitat-Schonbezug auf dem Fahrersitz und verblassten Heiligenbildchen am Armaturenbrett – seinem Büro.
»He, CFs.« Er schiebt sich den Walkman von den Ohren, ist so high, dass er unvorsichtig wird. »Große Dinge sind im Kommen. Fragt Cat, der kennt sich aus«, prahlt er.
»Große Dinge, die ich bezahlen soll«, spottet DelMonico.
»He, he«, er legt den Finger an die Lippen, »sind ’ne Menge Freaks auf den Straßen, Uptown-Freaks.« Seine Stimme wird undeutlich. »’ne Menge Geld im Umlauf, die letzte Zeit, große Geschäfte, große –« Sein Kopf kippt nach hinten.
»Wenn ich eins nicht leiden kann«, zischt meine Partnerin und packt ihn an den Schultern, »Pusher, die ihren eigenen Stoff nicht vertragen.« Sie schlägt ihn ins Gesicht, kurze, harte Schläge. »Sag’s mir, was ist mit Stardust, sag’s, du mieser Punk.«
»Verdammt, Del, was ist los?« Ich schrei jetzt auch. Zieh sie zurück. »Vergiss doch den kleinen Mistkerl. Ich nehm ihn mir morgen noch mal vor, klar?«
»Klar, Donovan, alles klar.« Sie reibt sich die Stirn. »Machen wir Schluss für heute, einverstanden?«
Ich nicke. Ich muss mit dieser Cinthi reden, sofort, vielleicht hat sie ein paar Antworten. Doch DelMonico lässt mich nicht gehen.
»Noch einen Abstecher zu Manuel’s, Partner?«
Manuel’s, der Treffpunkt der Cops in der Neunzehnten, nur zwei Blocks von der DWNTN-Zentrale. Was soll ich da, mich von ein paar Pflastertretern anmachen lassen? Ist doch Scheiße. Die hassen die von der City Force. Mehr Privilegien, denken die, mehr Schwierigkeiten, sag ich mir. Das kann ich heute wirklich nicht mehr gebrauchen.
»Bist du plötzlich sentimental, Del? Eine kleine Reise in die Vergangenheit – oder was?«
Sie wirft mir einen Blick zu, argwöhnisch. »Falls das ein Versuch ist, mich auszuhorchen – das kannst du vergessen.« Doch dann lacht sie. »Kann nicht schaden, ein, zwei Pässe zu besorgen, klar?«
»Bei Manuel’s? « Jetzt lach ich. Ich fühl mich ertappt und weiß nicht mal wobei. Ich zuck die Schultern, was soll’s, sie ist der Boss. Wär ’ne gute Idee gewesen, mit den beiden Uptownern zu reden – allein. Gut genug, um mich hier festzuhalten? Del ist nicht dumm. Sie erkennt Gelegenheiten, weiß ihre Karten richtig auszuspielen, hat ihren Ruf. Und ich – ich muss noch lernen, Masken zu tragen. Hab das Gefühl, als würde mich jeder auf diesem Planeten sofort durchschauen.
Stunden später: »Versuch niemals, mich auszutricksen, Donovan, niemals.« Ihre Stimme klingt fremd, vielleicht sind es auch nur die Drinks. Zu viele Drinks heut Nacht und zu viele Fragen, zu viele Drohungen, zu wenig Antworten und zwei
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