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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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ist durch Zufall an seine Akte gekommen: Drogen und noch etwas.«
    »Noch etwas?«, frage ich.
    »Da ist immer noch etwas«, sagt Del und zuckt mit den Schultern. Sie fixiert Cinthi mit einem dieser messerscharfen Blicke. Da muss man antworten, selbst wenn man schweigen will. »Der Sohn des Bürgermeisters und sein Schwager auf dem Sektentrip. Und wie passt Stardust da rein?«
    Der Blick prallt an Cinthi ab, sie hat ganz andere Sorgen. »Ich glaube, das weiß niemand. Und wer zu viele Fragen stellt, wird einfach suspendiert.« Sie runzelt die Stirn. Das ist nicht ihre Welt.
    Doch Del weiß, wie so was abläuft. »Das erklärt aber immer noch nicht die wilden Storys, die auf der Straße rumgehen.«
    »Zeke meint, da ist viel Geld im Hintergrund und jemand will schnell großen Profit machen.«
    »Mit der Droge, auf dem freien Markt?«, frag ich ungläubig. Noch so ein paar Ausrutscher wie Shirette, und sie können das Zeug nur noch als Rattengift anbieten. Heute wollen alle nur den schnellen, sauberen Trip, keine Hirndreher wie Crack, Ice oder Zombie-Dancer. Schicke, bunte Designerware ist im Trend bei der In-Crowd aus der Uptown.
    Cinthi hat keine Antwort, sie ist nur eine zufällige Beobachterin, die mitten ins Chaos geraten ist, mitten in die Wirklichkeit. Bleibt immer noch der kleine Dealer, Space Cat, unser Informant. Und viele große Namen, mit viel Protektion.
    Winston J. Warring. Da hat im UPTN-HQ wohl einer geschlampt. Söhne von Bürgermeistern haben keine Akten im Cent-Comp, haben keine Drogenvergangenheit, nur gute Kontakte und viel Protektion. Harding Jones, der stille Teilhaber, ob er die Antworten auf unsere Fragen hat?
    Aber was ist mit Del, will sie die gleichen Antworten, stellt sie die gleichen Fragen? Sie ist nachdenklich, verändert. Nur ein Cop auf heißer Spur, oder spielt sie ihr eigenes Spiel?
    Grauer Mittag, leere Straßen, Smogalarm und Ausgangssperre, noch drei Blocks bis zur Freien Klinik der City, sechs Blocks bis zur Uptown-Sperre.
    Ein Einsatzwagen der DWNTN-Cops mit Einwegscheiben – könnte der falsche Zeitpunkt für voreilige Verdächtigungen sein. Gefallen gegen Gefallen, hat sie gesagt, meine Partnerin mit den asphaltgrauen Augen. Denk nicht mehr daran, Donovan. Sie sind fort.

    »… nach dem ›Clean City‹-Desaster* von 2032 beschloss die Regierung unter dem Druck der öffentlichen Meinung, ihre militärischen Aktivitäten in Mittel-und Lateinamerika einzustellen. Damit erfolgte das Eingeständnis, dass ihr jahrzehntelanges Engagement in den von Drogenkartellen beherrschten Ländern gescheitert war …«

    * Clean City war eine Aktion der CIA. Weitere Hintergrundinfos sind uns auf einer CD zugegangen, die später bei einer Haussuchung konfisziert wurde.

    – Amanda MacClintoque: Hintergründe zu ›Clean City‹, Sting Books, Berkeley, Cal., 2043 – Indiziert: 2044

    Wir sind wieder unterwegs. Nachtschicht, wie so oft. DelMonico schweigt, grübelt, ignoriert die Rufsignale ihres SComs, geht über die Grenze zum Barrio-Revier wie der Sheriff in High Noon. In ihren Augen ist ein Funkeln, sie glühen in der Dunkelheit wie die eines nächtlichen Jägers. Das Auge des Killers. Sie hat sich die neueste Heckler & Koch-Zielerfassung mit Lichtverstärker implantieren lassen. Top Designerware, kein Zweiter-Hand-Armee-Restbestand. So was kann man sich nur nach vielen erfolgreich abgeschlossenen Prämienfällen leisten. Ich lauf hinter ihr her, Donovan die Anfängerin, die zu viele, zu unbequeme Fragen stellt. Vertrauen gegen Vertrauen, Partner?
    »Diese Pässe, wie lange sind die eigentlich gültig?«
    »Warum fragst du?« Der Blick über die Schulter ist unwirsch.
    »Ich dachte nur, wir sollten vielleicht mit diesem Winston Jay Warring reden.«
    »Später«, blockt sie ab. »Erst reden wir mit Aranxa Capistrano.« Und als würde sie sich wieder an mich erinnern: »Eine von Warrings Ex-Ladys, eine sehr zornige Lady.«
    Capistrano, ein Name mit einem üblen Echo. Concepción Capistrano, eine, die im Barrio die Macht hat, nachdem es vor ein paar Monaten ihren Bruder Jaquito erwischte. Ein nächtliches Ninja-Kommando, das alle Sicherheitsanlagen der Capistrano-Festung knackte. Triade gegen Kartell, Krieg im Dunkel, mit DWNTN-Cops, die wegsehen, bis das Straßenpflaster klebrig von Blut ist.
    Aranxa, die kleine Schwester, der Augapfel vom Lady-Boss, besser bewacht als ’ne Luftkissenfracht Schnee aus Paraguay. Will hoch hinaus, die kleine Señorita, will ein Penthaus in Uptown, einen guten

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