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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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mit seinen geheimnisvollen »Angelegenheiten«. Zur Hölle mit ihnen! Mit kleinen, gezielten Tritten kicke ich die hübschen Sitzpolster aus dem Wohnraum durch die offene Tür und in hohem Bogen über die Brüstung des Dachgartens. Kick, tritt – warum lässt er mich hängen? Kick, tritt, verdammt, Bru. Kick, tritt. Das tut gut.
    »… eine Ankündigung machen …« Koxiala Brent stößt die Worte als atemloses Flüstern aus. Unwillkürlich sehe ich zum Screen – und erstarre. Brannigan und zwei Anzugtypen, mit dezenten Company-Logos an den schmalen Revers ihrer Retro-Suits, werden von einer aufgedrehten Koxiala interviewt.
    »Screen, Sektor sieben/neun vergrößern«, befehle ich. Der Screen zoomt auf die beiden Anzugtypen. Die Company-Logos springen mir entgegen: StarCom und StarCraft. Soll ich überrascht sein? Ja, verdammt!
    »Also, was ist denn nun dran an diesen Gerüchten vom Superantrieb?«
    Gut auf den Punkt gebracht. Die Anzugtypen werfen sich unsichere Blicke zu, die Reviergrenzen sind noch nicht abgesteckt.
    »Nun, Koxiala …« Brannigan richtet seine pigmentverstärkten Augen direkt auf die Kamera und lächelt sein Wahlkampflächeln. Sieht so einer von »den Guten« aus? Ich weiß es nicht. Das Lächeln erreicht die blauen Augen, er bettet sein Publikum in kuschelige Aufrichtigkeit und fährt fort: »Heute schreiben wir Geschichte, Weltraumgeschichte. Zwei der bedeutendsten Companys haben sich zusammengeschlossen, um den Potter-Drive zu vervollkommnen und uns somit schneller und besser und vor allem sicherer zu den Sternen zu bringen.«
    Koxiala Brent formt mit ihren perfekten Lippen ein lautloses »oh«, die minzgrünen Augen weit aufgerissen. Ich bin ebenfalls beeindruckt. Mit untergeschlagenen Beinen hocke ich auf dem cerulianblauen Teppich und glotze auf den Screen.
    »Wenn Sie heute Nacht zu den Sternen aufblicken, liebe Mitbürger, denken Sie daran, mit dem heutigen Tag sind sie in greifbare Nähe gerückt. Ich danke Ihnen.« Damit dürfte er Bürgermeister Warring eindeutig die Show gestohlen haben – und meinen Arsch gerettet. Dass die wenigsten Mitbürger der Downtown in ihrem kurzen Leben je die Sterne am Nachthimmel sehen werden, schmälert den Knalleffekt seiner Ansprache nicht. Obwohl – Potter-Drive klingt doch nun wirklich scheiße. Mit diesem Namen verkauft man keine Träume.
    Ich springe auf, befreit und voll neuer Energie. Das muss gefeiert werden. Baden, ich will zum ersten Mal in meinem Leben baden, meinen ganzen Körper mit warmem Wasser bedecken und anschließend gut riechen. Dann werde ich der Welt und DA Brannigan entgegentreten und meinen Anteil am Erfolg fordern – meinen und Chans.

    Eine Stunde später: viel Wasser, Schaum und Dampf. Fehlt nur noch der schöne Geruch. Suchend sehe ich mich um – wo? Mein Blick streift über ein Glasbord unterhalb der Spiegelleiste, stockt und wandert zurück. Es stand die ganzen Tage da, doch heute nehme ich es zum ersten Mal wahr. Ich starre auf das schwarzrote Fläschchen, in Gedanken bin ich schon unterwegs zu Dels Apartment. Stand das Parfüm noch in der Nasszelle, als ich letztes Mal dort war? Ich kann mich nicht erinnern. Automatisch greift meine Hand nach dem Flakon, schraubt den Deckel ab: süß, schwer. Der gleiche Duft. Zufall, nichts weiter, beruhige ich mich. Vergessen, von einer früheren Geliebten.
    Ein Gesicht taucht in den eingedampften Spiegeln auf, umrahmt von schwarzen Locken, volle, rote Lippen spöttisch verzogen: Aranxa Capistrano. Eine Hand greift sich das Parfüm. »Da ist es ja. Ich hatte es schon gesucht.« Sie fixiert mich aus schmalen Augen. »Du bist also die Puta, die er gerade fickt. Du glaubst wohl, du kannst mich ersetzen? Eine magere Straßenratte wie du?« Sie schraubt den Flakon auf und bestreicht ihr Dekolletee mit dem Duft. »Du hast keine Ahnung, was Stefanito braucht.« Sie streckt ihren Körper unter dem lachsfarbenen Cat-Suit – ihre Brustwarzen und ihr Venushügel drücken sich gegen den glänzenden Stoff – und bewundert sich in den Spiegeln. Ein abschließender, vernichtender Blick streift über meine Nacktheit. »Am besten kriechst du wieder dahin zurück, wo du rausgekrochen bist – in den Dreck.«
    Ich balle die Fäuste, hinter meinem Rücken versteckt, so hart, dass es schmerzt. Bin sprachlos vor Wut, will sie ihr ins hübsche Gesicht schlagen und darf es nicht. Aber was kann ich tun? Sie gibt sich, als hätte sie ein Anrecht darauf, hier zu sein, und ich nicht. Sie und Bru haben eine

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