Downtown Blues
was vertuschen zu wollen. Möchte wetten, dass er seit Tagen von dem Uptown-Mordopfer weiß. Sagt gerade: »Zwei von der City Force sind besser als alle Downtown-Cops zusammen.« Und meint: Selbst wenn es nur Donovan und dieser superschlaue Chan sind.
Ich überspiel mir die DWNTN-Files auf SCom und lass ihn mitten im Satz stehen. Muss Chan suchen. Ist mein erster Fall mit ihm als Partner, und ich muss Morales und all denen, die hinter mir standen, zeigen, dass sie sich nicht in mir getäuscht haben. Aber bin ich auch wirklich bereit für diesen Fall? Sicher ist eins: Die Cops haben nur drauf gewartet, dass ihnen einer von der City Force die Drecksarbeit abnimmt, sind smarte Jungs, in der DWNTN-Zentrale.
Einer von ihnen wartet auf der Plattform auf mich: Ranson. Er staunt meinen kotzgelben IBM-Honda Convertible an. »Ist das jetzt die Standardware der C-Force?«
Ich zucke die Schultern. »Meinem Partner gefallen die Liegesitze.«
Ranson kapiert den Witz nicht. Kommt gleich zum Geschäft: »Falls du dich fragst, wer vom HQ dich angefordert hat – das war ich.«
»Dachte ich mir schon. Warum?«
»Irgendwas stinkt an diesem Fall. Jemand will was vertuschen.« Er sieht nervös über seine Schulter. Typische Cop-Paranoia – oder doch nicht? Ranson ist nicht der Typ für Verfolgungswahn. »Ich glaube, diese Morde haben mit einem deiner früheren Fälle zu tun.«
Jetzt sehe auch ich über meine Schulter, spüre ein Kribbeln im Nacken wie von unsichtbaren Augen. Toten, brennenden Augen, die Geistern aus meiner Vergangenheit gehören. Ich sage nur ein Wort: »Stardust?«
Ranson nickt. Ich sehe ihm an, dass er nicht mehr sagen wird. Kann ich verstehen. Alles, was mit Stardust zu tun hat, stinkt nach den drei P: Prämie, Protektion und Probleme.
»Danke«, sage ich und steige in den City Jet.
Es gibt nur einen Ort, an dem mein Partner so früh am Morgen sein kann: das JaiAlai-Stadion. Zu dieser Tageszeit ist es grau und ohne Sensationen, nur die anfeuernden Schreie der Spieler, die Kommentare der Trainer und das Zischen der Cestas sind zu hören, verzerrte Echos, von leeren Rängen zurückgeworfen.
Ich versuche, das Spielfeld in der Tiefe zu erkennen. Muss da unten stecken, mein neuer Partner, beobachtet wahrscheinlich die Spieler wie früher die Zocker die Pferde beim Training auf der Rennbahn. Die Fortune Cookies sind der heiße Tipp in der Stadt, alles wettet auf ihren Aufstieg in der nächsten Saison. Am höchsten wettet Chan – mit meinem Kredit. Sagt immer, wir wären Freunde, und Freunde kann man anpumpen.
»Chan, komm rauf«, brülle ich.
»Chan, Chan, komm rauf, rauf, rauf«, dröhnt meine Stimme zehnfach zurück. Ich laufe den schmalen Gang nach unten. Da sehe ich ihn, mitten auf dem Spielfeld, die Zähne zu einem triumphierenden Grinsen gebleckt, lässig wirbelt er eine Cesta herum und schleudert den Ball seinem Spielpartner zu. Ich bleibe wie angenagelt stehen. Was zur Hölle hat er da zu suchen?
Er winkt mir zu. »Komm runter, Donovan, will dir jemanden vorstellen.«
»Vergiss es, Partner. Karlson hat dich auf der Liste«, blaffe ich und rühre mich nicht.
»Sind ja große Neuigkeiten«, spottet er atemlos und unbekümmert. Warum auch nicht? Er hat Donovan, die ihm den Rücken freihält. »Wann will Karlson mich nicht abschießen?«
»Das sag ich dir, wenn du deinen Arsch endlich hier raufbewegt hast.«
Entsagungsvoll zuckt er die Schultern, wirft das Equipment einem der Trainer am Spielfeldrand zu, wischt sich den Schweiß vom Gesicht, klatscht mit seinem Gegner die fünf ab und kommt locker die Rampe raufgelaufen. Ich hasse ihn. So frühmorgens, so fit und kaum außer Atem. Der andere Spieler bleibt auf dem Feld, spielt jetzt Mann gegen Mann mit einem der Trainer. Fliegt förmlich über das Spielfeld, bringt den Ball ins Ziel. Lässt sich wieder anspielen. Zack, der nächste Treffer, und zack, die Hand ist schneller als das Auge. Ist wirklich gut, der Typ. Richtig gut.
»Wer ist das da unten?«, frage ich ahnungsvoll. »Sieht aus wie der Cookies-Champ.«
»Richtig erkannt.« Sein Grinsen wird breiter. »Ist mein Cousin, Feng.«
»Oh.« Ich bin so beeindruckt, dass mir fürs Erste die Worte fehlen. »Willst du mich nicht …«
»Vorstellen?« Er schüttelt den Kopf. »Zu spät, Partner. Schon vergessen? Karlson hat mich auf der Liste.«
»Das macht dir Spaß, was?«
»Stimmt.« Plötzlich ernst und ganz dabei. »Also, was will Karlson?«
»Hab ’ne Überraschung für dich. Er hat uns
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