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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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auf den Downtown-Schlitzer angesetzt.«
    »Aber ist das nicht ’ne Downtown-Sache?« Er ist verblüfft.
    »Ranson hat mich angefordert«, sage ich ausweichend.
    »Wer ist Ranson?« Er dreht den Kopf zu einer schmalen Gestalt, die uns über die Rampe entgegenkommt, und ruft: »Heya, Juanita, qué tal?«
    Schwarze, hochtoupierte Haare, dicke Striche um die Augen und bis zu den spitzen Stiefeln aus Echtleder im Retrolook, klatscht sie im Vorbeilaufen mit meinem Partner die fünf ab. »Mui bien. Du willst schon gehen?«
    »Arbeit«, antwortet er lapidar.
    Einige Meter unter uns bleibt sie stehen. »Sehe ich dich heute Abend? Wir haben ’n Gig in der Endstufe, nur ’ne kleine Sache, neues Material testen, du weißt schon …« Sie mustert mich kurz, aber gründlich und sagt: »Wenn du auch kommen willst …?«
    »Wir sind dabei.«
    »Also, dann …« Weg ist sie. Rennt aufs Spielfeld, springt Feng an, schlingt die Beine um ihn und wirft ihn zu Boden. Lachend rollen sie über den weißen Belag. Zwei, die miteinander vertraut sind, zwei, die sich lieben. Ich wende den Blick ab. Chan bemerkt es, sagt aber nichts. Warum auch? Ist mein Leben, mein Schmerz, meine Unerfahrenheit und meine Dummheit.

    Auf dem Weg zur CF-Zentrale: Chan schweigt. Kennt mich gut genug, um mich nicht zu drängen. Hänge meinen dunklen Gedanken nach. Alles holt einen irgendwann ein: Stardust, DelMonico und Brubaker. Vielleicht sollte ich mit Brannigan reden. Ihn fragen, ob ich immer noch den Stardust-Fall habe, einfach so, ganz nebenbei.
    Als wir auf der Plattform landen, macht Chan endlich den Mund auf. »Was wollen wir hier?«
    »Den C-Jet in die Wartung bringen und … und …« Ich stocke und spüre, wie ich rot werde. »Wir brauchen für diese Ermittlungen ein anderes Outfit«, sage ich schnell. »Wir müssen wahrscheinlich in die Uptown.«
    Chan zuckt die Schultern und steigt aus. Er weiß genau, warum ich hier bin. Doch wen soll ich nach Stephen Brubaker – CF-Agent, Status: unbestimmt – fragen? Etwa die allwissende LaSalle mit ihrem scharfen Blick und ihren zynischen, ins Schwarze treffenden Bemerkungen? Okay, ich muss Brannigan sprechen.
    Wartung überlässt mir mit skeptischen Blicken einen schwarzen Saab-Aerospace MX. Es ist derselbe Wagen, den Del früher flog. Beklommen steige ich ein und fixiere das Steuer. Bilde ich es mir ein, oder war der CJ noch auf ihre Maße eingestellt?
    Chan lässt sich neben mich in den Konturensitz fallen. »Heißes Gefährt. Haben sie dich befördert?«
    »Keine Ahnung.« Mir ist nicht nach seinen Witzen. Zu viele Erinnerungen, zu viele Geister für diese Tageszeit. Ich gebe unser nächstes Ziel in den Autopiloten, und wir starten. Obwohl wir sanft abheben, krallen sich meine Finger in die Armstützen. Chan sieht mich erstaunt an. Er weiß ja nicht, dass ich in Gedanken wieder im Sturzflug in die Straßenschlucht kippe. Verdammt, ich hätte den IBM behalten sollen.
    »Wohin jetzt?« Chans Stimme reißt mich in die Realität.
    »Brannigan«, sage ich knapp. »Altlasten abarbeiten.«
    »Brannigan ist die nächsten Tage in New Frontier, kam vorhin in den News.«
    Verdammt, muss wohl passiert sein, als ich in der DWNTN-Patho war. Ich merke, wie ich immer weiter aus der Spur laufe, versuche, mir den Fall vom Hals zu halten. Fast kann ich die DWNTN-Cops verstehen, muss ihnen genauso gegangen sein. Wenn ich nicht bald meinen Scheiß auf die Reihe kriege, reiß ich Chan auch noch mit rein. Das hat er nicht verdient. Ich fasse einen Entschluss und gehe auf manuelle Steuerung.
    »Gehn wir ’n Kaffee trinken, Partner. Und dann erzählst du mir, wer die Cookies diese Saison noch schlagen kann.«
    »Niemand«, grinst er. »Um dir das zu sagen, brauch ich keinen Kaffee.«

    Und dann hat mich die Routine wieder. Wir sitzen in Chans Bude und rufen die Files der DWNTN-Zentrale ab. Vier Opfer in sechs Wochen, oder waren es vielleicht mehr? Outsider, die keiner vermisst, keiner gefunden hat? Diese Stadt ist gefräßig. Besser nicht zu viele Fragen stellen, die Antworten könnten dir nicht gefallen, Donovan.
    Die ganze Akte ist ’ne Sammlung von Vermutungen und Banalitäten. Fingerabdrücke – keine, oder viele, alles Unregs. Gemeinsamkeiten – keine, oder viele, kam drauf an, ob der diensthabende Cop ’ne blühende Phantasie hatte oder nicht. Ranson und Krantz haben versucht, das Chaos zu ordnen.
    Das erste Opfer: »Angelina Davidson, siebzehn Jahre, keine Vorstrafen, sozialer Hintergrund: bürgerlicher Mittelstand,

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