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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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dir den Tee zu bereiten.»
    «Ist Mutter denn nicht da?»
    «Mutter? Ich weiß im Augenblick nicht, ob heute der Nachmittag ist, wo sie bei den Jungen Konservativen oder bei den Alten Veteranen aushilft.» Da sich meine Mutter eine Ehre daraus machte, sämtlichen Verpflichtungen der Gattin eines erfolgreichen Arztes nachzukommen, schien sie meinen Vater zwischen dem Frühstück, von dem er wegen eines Blinddarmverdachtes abberufen wurde, und Mitternacht, da er von der Untersuchung eines alkoholverdächtigen Fahrers heimkehrte, kaum zu sehen. «Sollte übrigens ein Anruf erfolgen, sei so gut und beschäftige dich ein bißchen mit den Symptomen. Wäre in dieser Jahreszeit eine große Hilfe für Miss Jamieson.»
    Mit diesen Worten sprang er in seinen Wagen und fuhr davon.
    Ich hatte mich der Hoffnung hingegeben, während meiner Rekonvaleszenz das Gespräch geschickt auf Sally Nightingale lenken zu können. Hatte ich auch vor dem Verlassen des Spitals nur noch wenig von ihr erblicken können — soviel ich wußte, hatte sie mich auch nur stets weit offenen Mundes auf dem Rücken hegen gesehen —, erregte mich die Aussicht, sie vielleicht eines Tages zu heiraten, weit mehr als die Aussicht, vielleicht eines Tages mein Fellowship-Examen zu bestehen. Für meine Selbstachtung würde dies der gleiche Ansporn, für meine Laufbahn ebenso nützlich, wahrscheinlich leichter durchführbar und weitaus unterhaltender sein.
    Bei anderen Krankenschwestern im St. Swithin, an denen ich Gefallen gefunden, waren meine Pläne nie weitergegangen als bis zum nächsten Kinobesuch, doch bei Sally Nightingale benahm ich mich, wie es die Reklame einer Versicherungsgesellschaft auszumalen liebt. Meine Ehekenntnisse waren in gleicher Weise wie meine medizinischen Kenntnisse gefährlich theoretischer Natur, und ich hatte die Gelegenheit eines Besuches Tony Benskins im Spital beim Schopf gepackt, um ihn geradeheraus zu fragen, wie es ihm als Ehemann behage. Seine Antwort «Glänzend, Alter, einfach glänzend!» empfand ich als ebenso unzuverlässig wie die Aufforderung winterlicher Badenarren: «Kommen Sie herein, das Wasser ist köstlich!» Diese Empfindung verstärkte sich, als er zwei Dutzend Photos John Tristram Benskins hervorzog, die mir haargenau gleich erschienen, an denen jedoch der stolze Vater subtile Unterschiede festzustellen vermochte.
    Ich war nun gesonnen, das ganze Eheproblem mit meinen Eltern zu besprechen; doch einem empfindsamen Jüngling fällt es ebenso schwer, dieses Thema aufs Tapet zu bringen, wie etwa die Bitte um mehr Taschengeld. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, daß ich meine Eltern nie zusammen antraf; nicht einmal einen Elternteil war mir länger als ein paar Minuten zu sehen vergönnt. Die Tage verstrichen mit Spaziergängen zum Pier und mit Golfrunden, und auf einmal war der Vorabend meiner Rückkehr nach St. Swithin gekommen. Da endlich gelang es mir, meinen Vater allein im Sprechzimmer zu erwischen, als er einer besorgten Mutter telephonisch versicherte, grüne Windeln seien innerhalb der ersten Lebensmonate noch kein Anlaß zu Besorgnis.
    «Vater», begann ich, als er den Hörer niederlegte, «hast du vielleicht ein bißchen Zeit für mich?»
    Meine feierliche Anrede überraschte ihn. «Aber selbstverständlich, Richard. Was ist los? Willst du ein neues Auto kaufen?»
    «Nein, das nicht — wenn ich auch natürlich rasend gern einen von den neuen Austin Healeys hätte, falls du das nötige Kleingeld dafür erübrigen könntest. Aber eigentlich», fuhr ich stotternd fort, «habe ich mich in letzter Zeit ziemlich ernsthaft mit dem Gedanken an die Ehe befaßt.»
    «Ach nein, wirklich? Mein Gott, wohin hat Miss Jamieson nur diesen Zettel getan — im Grand Hotel ist ein Fall von Gallensteinkolik. Also du denkst daran, dich zu verheiraten, Richard? Wie heißt denn die Auserwählte?»
    «Florence Nightingale.»
    «Aber, aber, Richard, über derart kindische Witze bist du doch längst hinaus —»
    «Sie heißt wirklich so, Vater. Aber jedermann nennt sie Sally.»
    «Nett?»
    «Schrecklich nett! Ganz reizend. Natürlich kenne ich sie nur vom Bett her.»
    «Allmächtiger! Ich weiß, ihr jungen Leute führt ein recht flottes Leben, aber daß du derart unverfroren bist, hätte ich nicht gedacht.»
    «Ich meine, als ich mit Gelbsucht im Bett lag.»
    «Ach so. Eine Krankenschwester also, he? Na, hättest eine schlimmere Wahl treffen können. Die meisten meiner Freunde haben Pflegerinnen geheiratet. Ich nicht. Ich

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