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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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den Pflegerinnenberuf wie versessen zu sein.»
    Er machte eine verzweiflungsvolle Geste über einige Mageninhaltproben hinweg. «Wahrscheinlich hat Godfrey das auf dem Gewissen.»
    «Godfrey? Was für ein Godfrey?»
    «John Godfrey. Dieser Pilot, den sie so bevorzugt behandelte, als er mit Pneumonie hier lag. Sie ist mit ihm durchgebrannt — sonnenklar. Was für einen Grund könnte ein Mädel sonst haben, so mir nichts dir nichts zu verschwinden? Wahrscheinlich sind sie jetzt schon nach Südamerika unterwegs. Entweder ist er es, oder dieser Kerl von der B. B. C. mit dem Asthma, oder dieser Börsenmakler auf der Privatabteilung mit dem Magengeschwür.»
    «Aber ich hab von all diesen Burschen keine Ahnung gehabt!»
    «Huh! Du hast von Sally überhaupt keine Ahnung gehabt. Fein hat sie uns zum Narren gehalten, das muß ich schon sagen.» Erschöpft stützte er seine Ellbogen auf ein Sortiment von Halsabstrichen. «Es gibt in diesem Spital viel zuviele Mädels, die sich einbilden, die Schwesternuniform sei nicht komplett, solange nicht etliche Skalpe von Anstaltsärzten vom Gürtel herunterbaumeln. Und wenn man sich dabei vorstellt», fügte er schmerzbewegt hinzu, «daß ich so was wirklich heiraten wollte!»
    Ich schwieg.
    Plötzlich streckte Hinxman seine rosige Pranke aus. «Richard, wir beide haben uns wie die Vollichoten benommen. Ich möchte mich bei dir wegen allem entschuldigen. Speziell wegen der Sache mit dem Klistier.»
    «Roger, ich nehme deine Entschuldigung in aller Demut entgegen.»
    Wir schüttelten uns die Hände über einem Stoß Nähragarplättchen mit Streptokokkenkulturen.
    «Du bist ein Gentleman», erklärte er. «Das ist mir eine Lehre gewesen, kann ich dir sagen. Nie mehr wieder!»
    «Und ich hab sie für ein so nettes Mädel gehalten!»
    «Je netter sie scheinen, desto tiefer sitzt ihr Biß.»
    Doch erst als ich nach einem mit Arbeit voll ausgefüllten Vormittag das Laboratorium verließ, wich die Betäubung, die meine seelische Verwundung zur Folge gehabt hatte, und ich fühlte, wie schmerzhaft das alles wirklich war. In meinem Zimmer fand ich einen Brief meiner Mutter vor, in dem sie mir schrieb, wie froh sie sei, und mich fragte, wann ich Sally vorstellen kommen würde.

6

    «JA, JA, DAS WEIB», seufzte Grimsdyke nachdenklich. «In einem amerikanischen Gynäkologiebuch hab ich mal folgende Definition dieser Kreaturen gelesen: »
    «Nun, eines steht fest», erklärte ich mit Bestimmtheit. «Es wird so manche Zeit verstreichen, bevor ich mich mit einer anderen einlasse.»
    «Ich wünschte, ich könnte dir recht geben, alter Junge, ich wünschte es wirklich. Aber unglückseligerweise ist es eine erwiesene psychologische Tatsache, daß jemand, der sich einmal wegen eines Weibsbilds zum Narren gemacht hat, es kaum erwarten kann, dieses Schauspiel mit einer anderen zu wiederholen.»
    Damit war das Gespräch erschöpft. Es war unsere letzte Nacht im Spital, das wir zum erstenmal vor acht Jahren als Studenten betreten hatten, und wir saßen niedergeschlagen in einem Winkel der leeren Wirtsstube des «König Georg». Meine letzten Wochen im St. Swithin waren nicht gerade besonders glücklich gewesen. Klatsch breitet sich in einem Spital wie Sand bei einem Picknick aus, und meine Anstaltskollegen hatten sich ein Vergnügen daraus gemacht, mich herzhaft zu hänseln, wogegen sämtliche Schwestern sich jedesmal, wenn ich vorüberging, auf die Lippen bissen und kicherten. Unsere Arbeit war dem unabwendbaren Ende nähergerückt, und nun mußten mein alter Freund Grimsdyke und ich auseinandergehen und getrennte Wege einschlagen.
    «Hast du überhaupt eine Ahnung, was du jetzt tun wirst?» hatte ich ihn vor ein paar Tagen im Chirurgenzimmer gefragt, als er nach dem Durcharbeiten der Operationsliste seinen sterilisierten Kittel auszog.
    «Nicht den leisesten Dunst», hatte er fröhlich erwidert. «Ich werde mich halt wieder dem ärztlichen Arbeitsmarkt zum Fräße vorwerfen. Hab immer dann die glücklichsten Tage meines Lebens gehabt, wenn ich stellungslos war.»
    Ich war leicht besorgt, weil ich das Gefühl hatte, Grimsdykes ungewöhnliche Gaben bedürften einer sorgfältigen Organisierung. Doch ich hatte seine beneidenswerteste Eigenschaft übersehen, die ihn regelmäßig aus seinen Klemmen und Schwierigkeiten herauszuhalten pflegte — sein Talent, die richtigen Leute in Wirtshäusern kennenzulernen. Einige Tage nach unserem Gespräch im

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