Dr. House
davon überzeugt, dass House Zeuge einer bis dahin nie wissenschaftlich nachgewiesenen Jungfrauengeburt wird. In Wahrheit erfindet er sie, um die bevorstehende Hochzeit der Frau zu retten. Eine Jungfrauengeburt wäre zu fantastisch gewesen. »Die Leute sind leicht aus der Fassung zu bringen und sind schockiert, bevor sie die Sendung zu Ende gesehen haben«, meint David Foster. »›Das ist ja unglaublich!‹«
Einige Geschichten verwerfen die Autoren auch, weil sie davon ausgehen, dass die Zuschauer sie zu unglaubwürdig finden werden. In »Lug und Trug« behandelt House in denkwürdiger Weise eine Patientin, die eine Infektion hat, weil sie Erdbeermarmelade zur Verhütung angewandt hat. Als die Frau wissen will, wie lange sie nach der Behandlung auf Sex verzichten sollte, rät House ihr: »Aus evolutionärer Sicht würde ich sagen: für immer.« Wessen überhitzter Fantasie ist das entsprungen? Niemandes: Es ist eine wahre Geschichte, erzählt von Harvey Liker, einem der medizinisch-technischen Berater der Sendung.
DAVID FOSTER: »Er kannte noch so eine ähnliche Geschichte mit Fröschen.«
AUTOR: »Was machen sie denn mit den Fröschen?«
FOSTER: »Dasselbe wie mit der Marmelade.«
AUTOR: »Mit einem lebendigen oder einem toten Frosch?«
FOSTER: »Tot, glaube ich, aber ich bin mir nicht ganz sicher.«
»Das ist zu unglaubwürdig fürs Fernsehen«, meint Foster. »Man muss seine Zweifel beiseite schieben und glauben, dass es wirklich geschehen ist. Im echten Leben ist das nicht nötig, weil es tatsächlich passiert ist, und da juckt es niemanden.«
Und dann sind da noch die wirklich ekelerregenden Dinge. In »Letzte Suche« probiert House schon etwas älteres Erbrochenes. Er will herausfinden, ob es salzig schmeckt, denn das könnte auf eine Elektrolytstörung
hindeuten.
Das junge Opfer des Hurrikans Katrina (»Wer wird Vater?«), dessen Verdauungssystem das Verdaute nach oben schickt, anstatt nach unten und hinaus, hat seinen Spitzenplatz in den Ekelfaktorcharts sicher. Wenn man Bobbin Bergstrom nach ihrem Favoriten fragt: »Die Eingeweide, die über Omar explodieren (»Krebs oder nicht?«). Das war ziemlich widerlich. Und das kleine Katrina-Mädchen? Na ja, aus dem Mund zu scheißen, ist schwer zu toppen.« Was ist mit dem Patienten, der sich selbst mit einem Teppichmesser beschnitt (»Autopsie«)? Oder dem Mann, der denselben Nagelknipser für seine Zehennägel und seine Nasenhaare benutzte und deshalb Fußpilz an der Nase bekam (»Zwangsarbeit«)?
BOBBIN BERGSTROMS MEDIZINSCHE GESCHICHTEN
»Der Nagelknipser. Wollen Sie mal eine ähnliche Geschichte hören? Ein knuffiger alter Mann, wohl so Ende siebzig, hatte eine eitrige und nässende Entzündung an beiden Augen. Er trug eine ziemlich merkwürdig aussehende Binde um den Kopf. Mich interessieren Menschen, also setzte ich mich zu ihm und fragte: ›Was haben Sie da auf dem Kopf?‹ – ›Nun ja, meine Frau, sie war viel jünger als ich, sie hat mich verlassen. Das ist ein Band von ihrer Unterwäsche, und damit zeige ich, was ich über sie denke.‹ Also gut. Zurück zu den Augen. Der Arzt schaut sie sich an und hat keine zündende Idee. Als der alte Mann zum dritten Mal da ist, fällt mir etwas auf: ›Doktor, ich glaube, ich weiß, was los ist.‹ Der Patient hat die Hose heruntergelassen und kratzt sich am Hintern. Danach reibt er sich mit derselben Hand die Augen. Seine Augen waren mit E.Coli-Bakterien übersät. Die Menschen tun merkwürdige Dinge … Das meiste, was man in der Notaufnahme sieht, sind Folgen von Sexspielchen.«
Woher nehmen die Autoren ihre Ideen? Anders als Dr. Foster haben sie nicht Jahre auf Krankenhausstationen verbracht und Krankheit und Verfall aus nächster Nähe gesehen. Das Internet macht es leicht, lauter seltsame Dinge zu finden.
Die Kunst liegt darin, die Krankheit und die Auflösung des Rätsels in eine Handlung einzuflechten. Zum Beispiel die Wurm-Behandlung in »Teamwork?«: David Foster erzählt, dass der Autor Eli Attie von der Vorstellung fasziniert war, dass die Zahl der Autoimmunkrankheiten und Allergien angestiegen ist, weil unsere natürliche Umgebung übertrieben hygienisch ist. Wir leben nicht mehr auf Bauernhöfen und werden nicht mehr dreckig. Wir hocken in den Städten aufeinander und waschen uns mit fast religiösem Eifer die Hände. Die Idee ist, dem Körper etwas zu geben, das er bekämpfen kann (ein Parasit, in diesem Fall ein Wurm), damit er aufhört,
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