Dr. House
Monitor und sagt dem anderen, wohin er das funktionelle Ende des Geräts bewegen soll. Die Videoplayback-Techniker setzen in der Postproduktion das richtige Bild auf den Monitor. Der zweite Arzt drückt die Biopsienadel gegen die Haut, die Nadel zieht sich zurück in das Gerät, aber es sieht aus, als würde sie die Haut durchstechen. Das Biopsiewerkzeug ist eine Art Folterinstrument aus Edelstahl. »Der neue Regisseur wollte dieses gefährlich aussehende Teil benutzen«, sagt Tyler und hält das glänzende, mittelalterlich wirkende Gerät in die Höhe. Wird die unechte Nadel gegen die Haut gepresst, schlägt der Puls unweigerlich ein bisschen höher.
Die verschiedenen gefederten Spritzen funktionieren mit derselben Technik. Manche sind so manipuliert, dass sie sich mit Flüssigkeit füllen, wenn der Kolben herausgezogen wird. »Diese Rückzugsspritzen kosten um die 800 Dollar pro Stück, weil sie so klein und genau sind«, erzählt Tyler. »Wir haben welche mit 20, 10, 5 und 3 ml, vier Stück von jeder Größe … In der ersten Staffel hatten wir eine einzige 5-ml-Rückzugsspritze. Unser Vorrat wächst unaufhörlich.«
In den meisten Szenen im OP-Saal fließt Blut. Die Leiterin der Spezialeffekte-Maske (SFX-Maske), Dalia Dokter, verwendet alle möglichen Sorten Blut. Sie bespricht mit der medizinischen Beraterin Bobbin Bergstrom und Dr. David Foster, welche Art Blut sie braucht, ob dunkles oder eher
helles – je nach Situation. Eine Sorte, die Dalia häufig verwendet, nennt sich »My Blood«. Sie mag sie besonders, weil sie keine Flecken hinterlässt. Werden drei oder vier Aufnahmen gemacht, kann sie dieses Produkt verwenden, es abwischen und wieder auftragen. Eine weitere Sorte ist »Mundblut«, das man gefahrlos in den Mund nehmen kann. »Ich könnte das auch für Schnitte verwenden, aber es ist speziell dafür gemacht, es in den Mund zu nehmen«, meint Dalia. »Man kann davon ein wenig schlucken, sollte es aber nicht über die Pommes schütten.«
Mitten in ihrer Sammlung aus Infusionen und Kathetern haben Tyler und Mike ihren eigenen Blutvorrat. Wie Dalia verwenden auch sie unterschiedliche Arten Blut, je nach benötigter Farbe und Konsistenz und je nachdem, wo der Patient blutet. Sie haben dunkles, pulsierendes Blut, dunkles Mundblut und dünnflüssiges Blut. Es gibt trocknendes Blut und das Standard-Theaterblut, das mit »Bei Verschlucken unbedenklich« gekennzeichnet ist. »Und Feuchttücher braucht man unbedingt«, sagt Mike. »Mit ihnen kann man das Kunstblut am besten wegwischen.«
Zu Bobbin Bergstroms Jobs gehört es, den Schauspielern zu sagen, wie sie eine medizinische Szene spielen sollen. Soll eine solche Situation realistisch aussehen, ist es sehr wichtig, dass der Darsteller sich entsprechend verhält. Bei jeder Szene, sei es im OP, am Bett des Patienten oder sogar in House’ Büro, wenn er sich selbst irgendetwas injiziert, ist Bobbin zur Stelle, um Tipps zu geben und Fragen zu beantworten. Manchmal sagt sie etwas zu einem Schauspieler oder macht dem Regisseur einen Vorschlag. Ihre Rolle besteht nicht nur darin, den Darstellern zu sagen, wie groß ihre Schmerzen sind. Wie viel Energie hat jemand nach einer Dialyse? Wie sind die körperlichen Symptome, wenn jemand einen Krampf erleidet oder Brustschmerzen hat? »Man greift sich nicht immer an die Brust, wenn man dort Schmerzen hat«, so Bobbin. »Ein Herzinfarkt kann sich auf viele verschiedene Weisen zeigen.«
»Ich sollte mal meinen Steuerberater fragen, ob ich medizinische Ausgaben absetzen kann: Wenn ich beim Arzt bin, arbeite ich. Wird mein Blutdruck gemessen oder Blut abgenommen, sehe ich so genau wie möglich hin. Ich mag es nicht, wenn man mir zweimal beibringen muss, wie es geht. So etwas zu spielen, ist das Schwierigste, weil man sich darauf konzentrieren muss, es richtig zu machen, und es dann exakt mit denselben Worten wiederholen muss. Ein Arzt denkt nicht darüber nach, wie man Blut abnimmt, und ich möchte dabei auch nicht überlegen müssen. Ich will einfach nur die Szene spielen. Jeder macht es anders; ich mache es auf Bobbins Art.«
– PETER JACOBSON
Jeder, der ein paar Krankenhausserien kennt, hat bei Hunderten Patienten am Monitor beobachtet, wie sie einen Herzstillstand erleiden. »Sobald Fernsehzuschauer eine Nulllinie sehen, denken sie automatisch: ›Aha, jetzt kommt der Defi‹«, meint Bobbin. Dabei ist der neueste Stand der Medizin, dass erst Medikamente gegeben werden und dann eine Herzdruckmassage
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