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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Patienten. Zu Ihrer letzten Zuchthausvisite …«
    Am Morgen des nächsten Tages war alles geklärt.
    Die Strafgefangene Erika Werner, Zuchthaus-Registriernummer 12.456, wurde wegen erwiesener Unschuld entlassen.
    Aber noch immer hatte niemand Erika Werner gesagt, welche Tragödie sich im Bornholmschen Krankenhaus abgespielt hatte. Man wollte es ihr mitteilen, wenn sie aus dem Zuchthauskomplex hinaus war, zu Hause vielleicht, bei einer Tasse Kaffee. Dr. Plattner übernahm dafür die Verantwortung, nachdem Dr. Rumholtz bekannt hatte, daß es ihm unmöglich sei, Erika dies schonend beizubringen.
    An diesem Vormittag war alles wieder wie bei der Einlieferung ins Zuchthaus … nur auf dem umgekehrten Weg.
    Dr. Rumholtz untersuchte Erika und schrieb den Entlassungsbefund. Dann kam sie ins Bad, wurde gebraust und gebadet. An der Seite der Pleuel, die wütend durch die Korridore stampfte, kam sie in die Kleiderkammer.
    Nach den herzlichen Entlassungsworten des Zuchthausdirektors und der Aushändigung der Entlassungspapiere brachte Dr. Rumholtz Erika Werner durch alle Sperren hinaus zum Ausgangstor.
    Dort stand bereits Dr. Plattner mit einem Wagen und schwenkte fröhlich seinen Hut.
    Erika gab Dr. Rumholtz beide Hände.
    »Auf Wiedersehen, Peter«, sagte sie gepreßt. »Es ist keine leere Rede.«
    »Ich werde warten. Und viel, viel Glück im neuen Leben. Fahren Sie erst einmal in Urlaub, in die Berge, an die See … genießen Sie die Freiheit.«
    »Ich will's versuchen.«
    Sie drehte sich schnell um und ging zu Dr. Plattner. Er riß die Wagentür auf, klopfte ihr auf die Schulter, winkte seinem Freund an der Zuchthauspforte zu und fuhr dann aus der Einfahrt hinaus auf die Straße.
    »Wohin, Sie Engel?« fragte er fröhlich. »Ich habe da keine Erfahrung. Wohin will eine Frau zuerst, wenn sie aus dem Zuchthaus kommt? Zum Friseur? Ins Café? Zum Modesalon? Sie müssen mir helfen.«
    »Zum nächsten Zeitungsstand …«
    Dr. Plattner umklammerte das Lenkrad. Die Fröhlichkeit war wie weggeblasen.
    »An genau das habe ich nicht gedacht! Das hat auch Zeit. In der Politik ist nichts los … im Schauspielhaus spielen sie den ›Lear‹ … an der Rungestraße sind zwei Autos zusammengestoßen …«
    »Ich möchte eine Zeitung. Bitte.«
    Dr. Plattner ergab sich in sein Schicksal. Er hielt den Wagen vor einem Zeitungsstand und ließ Erika aussteigen. Mit der Zeitung kam sie zurück, faltete sie auf und wollte die Lokalseite aufschlagen, als ihr von der Rückseite einige große Todesanzeigen entgegenschrien.
    Professor Dr. med. Alf Bornholm … Durch einen tragischen Unglücksfall … Unverhofft, mitten aus schöpferischer Arbeit … Wir verlieren einen weltweit anerkannten Wissenschaftler in ihm … einen beliebten Kollegen … unseren hochverehrten Chef … meinen Schwiegersohn …
    »Er hat sich …«, sagte Erika leise. Es war mehr ein Seufzer. Dr. Plattner nickte.
    »Seit vierundzwanzig Stunden versuchte Peter, es Ihnen zu sagen. Er konnte es einfach nicht«, sagte Plattner. »Eines kann ich Ihnen sagen: Sie haben keinen Anteil an dieser Tragödie. Bornholm war zu tief in seiner Schuld verstrickt … er sah einfach keinen Ausweg mehr. Ein Leben ohne die Sonne des Ruhmes gab es für ihn nicht …«
    »Ich weiß.« Erika legte die Hände vor ihr Gesicht. »Fahren Sie mich zurück«, sagte sie kaum hörbar.
    »Wohin?« Dr. Plattner atmete tief.
    »Zurück zum Zuchthaus.«
    »Aber –«
    »Bitte.«
    Widerspruchslos wendete Dr. Plattner den Wagen und fuhr langsam den kurzen Weg zurück. Als sie in die Einfahrt einbogen, stand Dr. Rumholtz noch immer im Tor, als habe er die Rückkehr vorausgesehen.
    Er kam Erika entgegen, zog sie aus dem Wagen, wortlos, schlug die Tür wieder zu und nickte Dr. Plattner zu. Dieser zögerte einen Augenblick, dann fuhr er schnell an und verschwand um die nächste Straßenecke.
    »Ich möchte bei dir bleiben«, sagte Erika und legte den Kopf an Dr. Rumholtz' Schulter. »Was soll ich allein in dieser Welt? Ich habe plötzlich Angst, so allein zu sein.«
    »Komm«, sagte er. Er legte den Arm um die Schulter und ging mit ihr zurück zum Zuchthaustor. Dort aber stand ein Beamter und hob die Hand.
    »Wohin? Zurück ins Zuchthaus? Das geht nicht! Ohne Einweisung?! Wo kämen wir hin, wenn alle ins Zuchthaus wollten?! Sie sind entlassen worden und müssen draußen bleiben!«
    »Fräulein Dr. Werner kommt privat zu mir. Als meine zukünftige Frau.«
    »Privatbesuche im Zuchthausbereich müssen gemeldet werden. Ich

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