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Dr. Ohio und der zweite Erbe

Dr. Ohio und der zweite Erbe

Titel: Dr. Ohio und der zweite Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Stichler
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in die geschäftlichen Belange, alle wichtigen Papiere sind bei ihm deponiert und es gab nie einen Grund zur Beschwerde, was unsere geschäftlichen Beziehungen anging. – Danke“, fügte Dr. Laudtner hinzu und sah verklärt auf zu einem imaginären, im Äther schwebenden und auf sie herabblickenden Carl Höpfner. „Der zweite Verwalter soll Dr. Ohio sein, wenn er die Verpflichtung auf sich nimmt. Er soll sich hauptsächlich um den Nachlass in meiner Bibliothek kümmern, meine privaten Dinge ordnen, zu denen sich Informationen hauptsächlich in meinem Schreibtisch und in der Bibliothek befinden. Ich bitte deshalb darum, dass bis zur Klärung meiner Angelegenheiten außer Dr. Laudtner und Dr. Ohio niemand die Bibliothek betritt.“
    Wieri hatte bis jetzt angespannt, aber ruhig auf seinem Stuhl gesessen und an seinen Fingernägeln gekaut. Den Blick hielt er weiterhin starr auf den Anwalt gerichtet. Doch als Dr. Laudtner die Verfügung zur Bibliothek verlas, schwammen seine Wasseraugen über und er war nicht mehr zu halten. Empört sprang er auf, bekam hektische, rote Flecken im Gesicht und brüllte los:
    „Was? Das ist ..., das kann er doch nicht machen! Das ist ... ungesetzlich!“ Und er schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
    Ohio und der Anwalt zuckten erschrocken zusammen, die anderen Anwesenden rutschten nervös auf ihren Stühlen hin und her. Ohio hatte Wieri immer für unberechenbar gehalten – dennoch kam dieser Ausbruch für ihn völlig überraschend. Die Hausangestellten schienen an sein impulsives Wesen schon eher gewöhnt zu sein.
    Nur mit Mühe gelang es Dr. Laudtner, den tobenden Calvinisten zur Ordnung zu rufen. Schließlich winkte Wieri ab und ging nervös an einer der Bücherwände auf und ab.
    „... Ich weiß, dass Herrn Wieri das zuerst einmal sehr verärgern wird“, las Dr. Laudtner schnell weiter und sah ihn bedeutsam an. Wieri winkte wieder ab. „Meine Wahl soll keine Herabsetzung bedeuten. Aber ich bin sicher, dass Dr. Ohio meine Angelegenheiten am ehesten genau in meinem Sinn abwickeln wird. Natürlich nur in dem Fall, dass er die Aufgabe übernimmt.“
    Der Anwalt legte den Brief auf den Tisch und sah Dr. Ohio an. Alle anderen sahen ihn ebenfalls an und Dr. Ohio wurde ein bisschen unwohl in seiner Haut. Was hatte er mit diesen Leuten zu schaffen? Er hatte das Gefühl, alle würden ihre Stühle näher rücken und selbst die Wände sich ihm zuneigen, um seine Antwort nicht zu verpassen. War er wirklich so gut mit Höpfner befreundet gewesen? Wodurch hatte er dieses Vertrauen verdient? Aber vielleicht war die Frage ja die Antwort darauf. Ohio kratzte sich am Ohr.
    „Tja, das kommt ein bisschen plötzlich“, sagte er leise. „Ich weiß ja gar nicht, was da auf mich zukommt.“
    „Sie müssen nicht“, sagte Dr. Laudtner mitfühlend. „Sie haben es ja gehört. Wenn Ihnen das Ganze zu viel wird ...“
    Wieri kam mit schleichendem Gang zum Schreibtisch.
    „Genau“, sagte er eifrig und nickte dem Anwalt bestätigend zu. „Sie müssen ja nicht.“ Er sah forschend in Ohios undurchdringliches Gesicht. Dann zog er sich schnell wie eine Schlange wieder an die Wand zurück. Es herrschte Schweigen.
    „Also?“, sagte Dr. Laudtner schließlich.
    Dr. Ohio warf einen wimpernschlagschnellen Blick hinüber zu Wieri.
    „Ich mache es natürlich“, sagte er zu Dr. Laudtner. „Keine Frage. Ich hoffe, das Ganze wird sich nicht zu einem Vollzeitjob auswachsen.“
    Einen Augenblick, nur ganz kurz, hatte er das Gefühl, als würden Dr. Laudtners blaue Augen trübe, dann lächelte der Anwalt milde, stand auf und gab Dr. Ohio die Hand.
    „Na also. Keine Sorge. Das wird ein Kinderspiel. Wir zwei schaukeln das schon.“
    „Das ist das Letzte“, zischte Wieri, eilte durch den Raum und warf die schwere Tür hinter sich zu.
    „Keine Panik“, beruhigte Dr. Laudtner Ohio. „Der kriegt sich schon wieder ein. Er ist etwas impulsiv, unser guter Wieri. Aber im Grunde seines Herzens ... ein guter Christ.“
    Dr. Ohio lächelte unbestimmt. Es war ihm noch nie so ganz klar gewesen, was denn die Attribute eines guten Christen waren und ob es wirklich Grund zur Beruhigung gab, wenn jemand so bezeichnet wurde.
    „Ich schlage vor, dass ich mich um den ganzen Papier- und Behördenkram kümmere, während Sie sich zu gegebener Zeit, das heißt am besten nach der Testamentseröffnung, an Charlies persönliche Papiere machen. Sie bekommen von mir einen Schlüssel zur Bibliothek. Alle anderen werden

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