Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
verehrt hatte, nichts mehr wissen. Es war klar, dass er mit mir von ihm wegziehen würde. Aber an dem Abend, als ich die Koffer packte, passierte es, dass mich die Schwarzmagier entführten, verfluchten und dann verbannten. Deshalb musste Poptlok die nächsten Jahre, bis zum Abitur, bei Wolfhard bleiben. Der hatte schließlich das Sorgerecht.“ Lacrima seufzte. „Das war für Poptlok mit Sicherheit eine sehr schwere Zeit!“
„ Und dann haben alle geglaubt, dass Poptlok selbst Schwarzmagier geworden ist?“, fragte Nymus weiter.
„ Ja. Damals hat er so gut wie alle Freunde und Kameraden verloren, wie er mir erzählt hat. Auch während des Studiums wollte niemand aus der Magiergemeinschaft mit ihm zusammen sein. Natürlich hatte er Kontakte zu den normalen Menschen. Aber die Interessen sind doch sehr verschieden, so dass sich keine richtigen Freundschaften aufbauen lassen. Erst vor drei Wochen, als sich der Fluch, dem ich unterlag, löste, änderte sich auch für Poptlok einiges. Er konnte Zawarima überzeugen, kein Schwarzmagier zu sein, und sie verliebten sich sogleich ineinander. Ich denke, im Laufe der nächsten Zeit wird unser Leben wieder hell und schön werden.“ Lacrima lächelte vertrauensvoll.
„ Dass er es so schwer gehabt hat, habe ich ihm nie angesehen“, sagte Nymus nachdenklich. „Er ist ja mein Sportlehrer, und meine Mitschüler und ich finden ihn ganz prima. Er ist oft sogar recht witzig. Noch nie hat er einen Schüler runtergemacht, wenn der eine Übung nicht konnte. Er hilft immer, dass jeder die Übung schafft, und falls es doch nicht gelingt, tröstet er den Schüler und meint, die Übung sei nicht so wichtig. Nie ist er ungeduldig mit uns. Heute Vormittag, vor seinem Vortrag, hat er so zu, so verschlossen ausgeschaut. Ich hätte mich gar nicht getraut, ihn anzusprechen. Das hat mich richtig erschreckt. Als Lehrer ist er ziemlich offen. In der Schule können wir immer mit ihm reden. Manche erzählen ihm sogar von ihren Problemen mit anderen Lehrern.“
„ Das macht mich froh, dass du meinen Sohn so positiv erlebst!“, freute sich Lacrima.
Lacrima hatte ein kleines Gästezimmer mit einem großen Bett im oberen Stockwerk. Dort quartierte sich Nymus ein. Auch in dieser Nacht breitete er den Zauberumhang über sein Bett und dachte noch lange über das Gespräch mit Lacrima nach. Er versuchte, sich in Poptlok zu versetzen. Wie musste der gedacht und gefühlt haben, als sein Vater Schwarzmagier wurde? Wie wäre es für ihn, Nymus, wenn sein Vater Schwarzmagier wäre? Das wäre entsetzlich, grauenhaft, katastrophal, antwortete er sich selbst. Dieser Gedanke erschreckte ihn. Schnell schob er ihn in den hintersten Winkel seines Kopfes.
Nymus schlief sehr unruhig. Wirre Träume plagten ihn. Immer wieder wachte er auf und stellte erleichtert fest, dass seine Erlebnisse nicht wirklich waren. Einer seiner Träume aber war so intensiv, dass er sich den merkte:
Er marschierte durch einen lichten Wald. Plötzlich zog Nebel auf, der sich so verdichtete, dass Nymus nicht einmal mehr die nächsten Bäume erkennen konnte. Eisige, feuchte Kälte umschloss ihn. Sein ganzer Körper zog sich frierend zusammen. Er verlor die Orientierung und irrte in dem Wald umher. Schließlich fand er sich auf einem Weg wieder, der unvermittelt anstieg, immer steiler wurde und vor einem mächtigen, dunklen Tor endete, das sich einen Spalt öffnete, so wie er davorstand. Eigentlich hatte er zu viel Angst, den Raum dahinter, oder was es auch immer sein mochte, zu betreten. Trotzdem zog es ihn hinein. Trübes Licht beleuchtete matt den Schlossplatz, auf dem er nun anlangte. Der Nebel war in Hochnebel übergegangen. Nymus schaute sich um. Hohe, dunkle Gebäude erhoben sich rundum. Ihre Türmchen und Türme stachen in den grauen Himmel. Alles wurde von einer Mauer umschlossen, die von mehreren Wehrtürmen unterbrochen war. In der Mitte des Platzes entdeckte er einen Mann, der sich fröstelnd in einen schwarzen Mantel hüllte. Als der ihn sah, streckte er ihm seine seltsam blassen Hände abwehrend entgegen, als wollte er ihn warnen, näher zu treten. Nymus schauderte und wollte zurückrennen. Da versperrten ihm mehrere schwarz gewandete Menschen das Tor. Ihre weißen Gesichter zeigten ein gemeines, hämisches Grinsen.
Nymus schrak auf. Er atmete schwer. Die Bettdecke mitsamt seinem Umhang war auf den Boden geglitten, doch trotz der Kühle war sein Schlafanzug feucht geworden. Nymus trat ans Fenster. Als er merkte, dass der
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