Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
einweihen. Schließlich brauchen wir ja Schuhe für Nymus. Außerdem wird sie unbedingt wissen wollen, wohin ich das Kleid trage. Bei dem Sauwetter bräuchte er auch eine Jacke oder einen Schal. Meine Mutter hat so was.“ Regine hatte sich schon für die ihr zugedachte Aufgabe begeistert. Sie sprang auf und eilte zur Tür. „Ich hol' die Sachen gleich. Oder kannst du zu uns rüber kommen, Nymus. Dann könnten wir auch andere Kleider probieren.“
Nymus starrte sie mit aufgerissenen Augen so erschrocken an, dass Lacrima lachen musste. „Es ist nicht schlimm, ein Mädchen zu sein, Bub!“ Dann wandte sie sich an Regine. „Nymus soll das Haus nicht verlassen. Wenn es dir nichts ausmacht, wäre es besser, die Sachen herüberzuholen. Und bitte so, dass sie auf keinen Fall jemand sehen oder gar erkennen kann.“
„Alles klar“, rief Regine und war schon draußen.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie mit einer Reisetasche zurückkam. Als sie die ausgeräumt hatte, lagen ein Kleid, ein Rock, zwei Blusen, schwarze Kniestrümpfe, eine schwarze Strumpfhose über dem einen Küchenstuhl und eine dunkelbraune Jacke und ein schwarzer Schal über dem anderen. Die schwarzen, flachen Schuhe ihrer Mutter stellte sie auf den Boden. Auf den Tisch legte sie verschieden dicke Haargummis und diverse Haarspangen.
Nymus hätte am liebsten die Flucht ergriffen. Aber er sah ein, dass dies die beste Möglichkeit war, für seine und die Sicherheit der Beerdigungsteilnehmer zu sorgen.
Regine drehte sich um, während er sich schweren Herzens umzog. Zuerst probierte er das dunkelblaue Kleid an. Und da es ihm schon wunderbar passte, entschieden sich die drei sofort dafür. Auch die Kniestrümpfe saßen wie angegossen. Die Schuhe waren ein bisschen schmal. Aber sie lagen weich um seine Füße. Ein paar Stunden lang würde er sie schon aushalten können. Nymus legte sich den Schal um.
„Nein“, entschied Regine. „Der sieht zu elegant aus. Du gehst zu einem Begräbnis und nicht ins Theater. Aber diese braune Jacke von meiner Cousine passt farblich überhaupt nicht.“
„ Lass sehen“, sagte Lacrima und hielt Nymus die Jacke hin. Der schlüpfte hinein. „So schlecht passen die beiden Kleidungsstücke gar nicht zusammen.“
„ Wenn die Jacke nicht braun wäre, ging's“, meinte Regine.
„ Ist sie wirklich braun?“
„ He, Lacrima, hast du gezaubert? Jetzt hat sie ja dasselbe Blau wie das Kleid. Ja, so sieht Nymus gut aus! Und nun die Haare. Setz dich, Nymus.“
Nymus gehorchte schicksalsergeben.
Regine zog eine Haarbürste aus ihrer Po-Tasche. Es schien ihr richtig Spaß zu machen, seine halblangen, welligen Haare zu bearbeiten.
„ Da hinten unten sind deine Haare recht widerspenstig. Aha, ein Wirbel“, stellte sie sachkundig fest und tippte auf die Stelle an seiner linken Hinterkopfseite knapp über dem Haaransatz, an der die Haare eine Linksdrehung um einen Mittelpunkt zu vollführen schienen. „Mal sehn, wie wir den überdecken können.“
Sie probierte eine ganze Weile an seinem Haar herum, bis sie es in die Form gebracht hatte, die sie für gut hielt. Nymus fand es sogar angenehm, sich von ihr kämmen zu lassen. Sie tat das sehr vorsichtig, ja fast zärtlich. Ihre weichen Hände strichen, nachdem sie die Bürste weggelegt hatte, behutsam über sein Haar und seinen Kopf. Er bedauerte es, als sie fertig war und aufhörte. Er hätte gerne noch eine ganze Weile stillgehalten und sie gewähren lassen.
„Jetzt komm vor den Spiegel, damit du dich an deinen Anblick gewöhnst“, befahl sie Nymus und schritt voraus in den Flur, wo ein großer Wandspiegel hing.
Nymus schrie erschrocken auf. Wer ihn da anstarrte, war ein großes Mädchen mit Haarspangen und zwei kleinen Schwänzchen rechts und links, aber auf keinen Fall er selbst.
„Na, wenn du dich selbst nicht erkennst, ist das Ergebnis optimal“, lachte Lacrima, die den beiden gefolgt war. „Regine, du bist klasse!“
Regines Wangen röteten sich vor Freude, dass ihr diese Verwandlung so gut gelungen war.
„Du hast aber nicht gezaubert, Lacrima, oder?“, wollte sie wissen.
„ Nein. Nur die Farbe der Jacke habe ich verändert“, versicherte Lacrima.
„ Wie kommt ihr überhaupt zur Beerdigung?“, fragte Regine plötzlich. „Die ist doch in der nächsten Stadt.“
„ Mit dem Taxi“, antwortete Lacrima.
„ Ist das nicht zu auffällig?“
„ Ich habe kein Auto. Es geht nicht anders. Der Brunnenweg wäre noch auffälliger“, sagte Lacrima.
„ Mein
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