Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
weißt nicht, wo dieses Haus steht?“
Nymus schüttelte den Kopf.
„Wir befinden uns in der Region, die zum Magierkreis Mitte-West gehört, also zu dem, aus dem du stammst. Das ist auch der Grund, warum du bei mir bist. Von hier aus fahren wir übermorgen mit dem Taxi in deinen früheren Wohnort zur Beerdigung. Der ist vielleicht eine halbe Stunde von hier entfernt. Wir könnten natürlich auch den Brunnenweg benutzen, der in den Hof zwischen dem Haus deines Onkels und dem deiner Großmutter führt. Deine Mutter hat den Brunnen freigegeben. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit warten dort die Schwarzmagier schon auf dich. Deshalb wählen wir diesen anderen Weg.“
„ Das spielt doch gar keine Rolle. Auf der Beerdigung finden sie mich in jedem Fall“, wandte Nymus ein.
„ Wir möchten in diesem Wohngebiet, wo es viele Kinder gibt, keinen großen Auflauf erzeugen, der womöglich für die Bewohner gefährlich werden könnte. Außerdem sollen die Schwarzmagier den Eindruck haben, dass wir ganz normale Menschen sind ohne magische Fähigkeiten. Dazu werden wir beide uns noch ein bisschen verändern müssen, so dass die Schwarzmagier dich eben nicht finden. Ich hoffe, jener Schwarzmagier, der den Kampf gegen Poptlok und Zawarima überlebt hat, ist nicht im Einsatz. Er ist vermutlich der einzige Schwarzmagier, der mich erkennen könnte. Im Übrigen werden einige Hexen und Zauberer kommen, die auf die Besucher, besonders auf die Kinder aufpassen. Du wirst nicht bei deinen Verwandten stehen, sondern bei mir bleiben, als wärest du mein Enkelkind. Und untersteh dich, einen der Zauberer oder eine der Hexen zu begrüßen! Tu so, als wären sie dir völlig fremd.“
Nymus stöhnte. „Oh nein, das ist ja alles furchtbar kompliziert und gefährlich. Am sichersten wäre es für alle, wenn ich nicht teilnehmen würde.“
„Zawarima hat mir gesagt, dass du deinen Großvater sehr gemocht hast, und dass er für dich wie ein Vater war.“
Nymus nickte.
„Dann ist es wichtig, dass du dabei bist, wenn er beigesetzt wird. Auch deine Mutter und deine Großmutter wünschen deine Anwesenheit, hat mir Poptlok mitgeteilt.“
Lacrima übergoss die Teeblüten mit dem inzwischen kochenden Wasser und richtete ein kleines Abendessen.
„Darf ich dich was fragen?“, begann Nymus vorsichtig, als sie zusammen am Tisch saßen.
„ Natürlich darfst du!“
„ Warum ist dein Mann eigentlich Schwarzmagier geworden?“
Lacrima dachte eine Weile nach. Dann erzählte sie: „Mein Mann Wolfhard war sehr wissbegierig. Er wollte alles lernen, was es zu lernen gab. Wenn er ein neues Zauberbuch entdeckte, gab er keine Ruhe, bis er es nicht gelesen und die Zauber, die ihm gefielen, gelernt hatte. Die Schwarzmagier köderten ihn mit ihrer Bibliothek, mit den uralten Bänden und den geheimsten Zaubereien. Zunächst wehrte Wolfhard sie ab. Aber eines Tages nahm ein Schwarzmagier ihn mit in ihr Schloss und zeigte ihm die Bibliothek mit den neuesten und ältesten Werken zur Zauber- und Hexenkunst. Da konnte Wolfhard nicht mehr widerstehen. Es ging ihm nicht um die Schwarzmagie als solche, es ging ihm vielmehr um das gesamte Zauberwissen, das er glaubte, bei ihnen finden zu können.“
„Dann war er also gar kein richtiger Schwarzmagier?“, wollte Nymus wissen.
„ Wenn man dabei ist, wird man auch einer“, antwortete Lacrima. „Ich glaube, er hätte sich gern wieder von ihnen gelöst, nachdem er erkannt hatte, welche Verpflichtungen er eingegangen war. Aber: Einmal Schwarzmagier – immer Schwarzmagier.“
„ Warum haben denn die Schwarzmagier ihn als Mitglied überhaupt gewollt?“, erkundigte sich Nymus.
„ Wolfhard arbeitete in der Führungsetage einer bedeutenden Arzneimittelfirma. Über ihn wollten die Schwarzmagier Fuß in der Firma fassen, um dann Einfluss auf die Volksgesundheit zu nehmen. Sie wollten Impfstoffe manipulieren, um Menschen zu schwächen und um dann Medikamente als Gegenmittel gegen diese Schwäche verkaufen zu können. Dabei fließt viel Geld und die Beteiligten werden sehr reich. Ich habe Wolfhard ja dann aus den Augen verloren. In der Zeitung habe ich später gelesen, dass es in dieser Firma gekriselt hat und dass mehrere Mitarbeiter entlassen wurden. Inwieweit Wolfhard dabei seine Hände im Spiel hatte, weiß ich nicht.“
„ Wie war das für Poptlok, als sein Vater Schwarzmagier geworden ist?“, fragte Nymus.
„ Oh, das war schlimm! Er war völlig geknickt und wollte von seinem Vater, den er immer so sehr
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