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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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sprach der Redner noch einige Worte, ehe man an Seilen den Sarg hinabließ.
    Als Nymus bewusst wurde, dass mit dieser Aktion sein Großvater oder besser gesagt das, was von ihm übriggeblieben war, sein Körper, für immer versenkt wurde, kamen ihm doch die Tränen, die er sich verboten hatte zu weinen. Sein ohnehin schmerzender Hals schnürte sich zu und es schüttelte ihn derart, dass Lacrima ihn zu sich heranzog, nicht nur um ihn zu besänftigen, sondern auch um sein Gesicht zu verbergen. Denn die Blicke der Umstehenden hatten sich bereits auf sie gerichtet, was Lacrima hatte vermeiden wollen. 
    Zwei schwarze Vögel flogen über sie hinweg.
    Nymus schnäuzte beschämt. Er wollte nicht mehr zum Grab hinübersehen, nicht dass er wieder von vorn anfinge zu weinen. Er musterte den Hintergrund des Friedhofes. Da wuchsen hohe Bäume, Buchen und Eichen, Vogelbeeren, Fichten und Kiefern. Auf der Fichte, die am nächsten stand, entdeckte er eine Krähe. Er erschrak. Rasch zauberte er den Fernblick und erkannte tatsächlich einen Ring um ihren linken Fuß. Nymus folgte mit den Augen ihrer Blickrichtung. Sie hatte seine Mutter ins Visier genommen. Unentwegt starrte sie auf seine Mutter, verfolgte jede ihrer Bewegun gen. Nymus' Atem ging vor Aufregung schneller. Plante die Krähe etwas gegen sie? Da sah Nymus plötzlich, dass die Augen des schwarzen, violettgrün schimmernden Vogels glänzten und eine Träne herabtropfte. Sein langer, gerader Schnabel mit dem weißlichen Schnabelansatz war geöffnet, aber kein Laut entrang sich seiner Brust. Eine schwarzmagische Krähe, die weinte! Nymus konnte es nicht fassen. Alles hätte er erwartet, nur das nicht. Auf einmal wandte die Krähe ihren Kopf und schaute Nymus direkt in die Augen. Nur einen Moment lang. Schnell drehte sie den Kopf wieder weg. Aber dieser Moment hatte genügt, Nymus völlig aus der Fassung zu bringen.
    „ Sie hat mich angeschaut, sie hat mich erkannt“, keuchte er.
    „ Wer?“, fragte Lacrima.
    „ Die Krähe auf der Fichte dort!“
    „ Mach dir keine Sorgen! Poptlok und Rodubert sind ganz nah“, beruhigte ihn Lacrima. „Sie haben übrigens noch mehr Krähen entdeckt, wie ich vorhin über die Gedankenbotschaft erfahren habe, und beobachten sie. Es scheint trotzdem keine unmittelbare Gefahr zu drohen.“
    Sie schob ihn vorwärts, denn gleich waren sie dran, Erde auf den Sarg zu streuen.
    „Schau nicht hinein“, raunte ihm Lacrima zu. „Sieh lieber zu den bunten Blumenkränzen hin.“
    Als Nymus die kleine Schaufel in den Händen hielt, tat er, wie geheißen. Erst jetzt fiel ihm auf, wie viele Blumengebinde in den verschiedensten Farben und Kompositionen um das Grab herum angeordnet waren. Viele der edlen Blumenarten, die zwischen Lilien, Nelken, Chrysanthemen und Rosen ihre Pracht entfalteten, kannte er gar nicht. Auf die glänzenden Bänder, die aus den Kränzen herauswuchsen, waren die Namen der Personen gedruckt, die sich mit einem solchen Blumen geschenk von dem Toten verabschieden wollten. Unter den Namen seiner Großmutter und seiner Mutter fand er auch den seinen. Sie hatten rote und weiße Rosen gewählt.
    Ein Schwarm großer, schwarzer Vögel zog über den Friedhof Richtung Friedhofstor.
    „Weiter“, flüsterte Lacrima.
    Sie führte ihn zu den Angehörigen des Verstorbenen, denen er, wie alle anderen vor ihm auch, kondolieren sollte. Unversehens sah sich Nymus seinem Onkel gegenüber, dem er artig die Hand gab. Der sah ihn seltsam an. Als er seiner Großmutter die Hand reichte, liefen schon wieder die Tränen. Sie erkannte ihn sofort.
    „Ich denke ganz fest an dich, mein Kind! Hab Mut!“, sagte sie und drückte ihm die Hände.
    Seine Mutter war zunächst irritiert. Aber auch ihr wurde schnell klar, dass das Mädchen ihr Sohn war.
    „Nymus, wie siehst du aus!“, flüsterte sie. Ihr Gesicht hatte Falten bekommen und wirkte grau. Der Todesfall und Nymus Verschwinden schienen sie zu quälen.
    „ Ich bin nur ein bisschen erkältet. Sonst ist alles in Ordnung“, behauptete Nymus und wischte sich die Tränen ab. „Aber du siehst schlimm aus!“
    „ Nymus, ich weiß nicht, wann ich dich zurückholen kann. Die Krähen ...!“ Sie brach ab.
    „ Ist schon gut“, sagte er. „Die Hexen und Zauberer sind total nett und hilfsbereit.“
    Lacrima schob ihn weiter. Auch sie gab Nymus' Mutter die Hand. „Keine Sorge“, raunte sie, „wir bringen ihn sofort wieder in Sicherheit.“
    Sie legte ihren Arm um Nymus' bebende Schultern und führte ihn

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