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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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erwiderte Nymus mit müder Stimme.
    Als sie ihn nach vollendetem Werk kritisch musterte, wurden ihre Augen plötzlich weich.
    „Du siehst ziemlich kaputt aus“, sagte sie leise. „Die ganze Sache nimmt dich wohl arg mit?“
    Nymus nickte nur.
    „Lass dich nicht fertig machen! Wenn Poptlok da ist, passiert dir bestimmt nichts.“
    Kurz vor zwei Uhr stoppte Frau König das Auto am Eingang zum Friedhof und ließ Lacrima und Nymus aussteigen.
    „Ich drück' euch die Daumen, dass alles gut geht.“ Ihre Stimme klang beunruhigt. „Bis halb vier.“ Sie fuhr weiter in die Innenstadt.
    Auf dem Weg zum Friedhofstor fragte Nymus: „Wie kommen jetzt eigentlich die anderen Magier her, wenn sie den Brunnenweg nicht benutzen?“
    „Sie gehen durchaus durch den Brunnen, kommen aber bei Magiern des hiesigen Magierkreises heraus, die sie dann den restlichen Weg im Auto mitnehmen. Rodubert und Herzelind haben das bestimmt perfekt organisiert“, antwortete Lacrima. „Schau, auf dem Friedhofsparkplatz stehen schon viele Autos. Ich glaube, das wird heute eine große Beerdigung.“
    Vor der Aussegnungshalle hatte sich bereits eine bedeutende Menschenmenge versammelt. Da Artar keiner Kirche angehört hatte, sollte nur eine Zeremonie in der Halle und am Grab stattfinden, die ein erfahrener Grabredner leiten würde. Allerdings war klar, dass auch andere Personen einen Redebeitrag leisten wollten. Denn Artar war in der Stadt bekannt und beliebt gewesen, er hatte bei der freiwilligen Feuerwehr gedient und verschiedene Vereine, wie die Blaskapelle, den Gesangs verein, den Sportverein, finanziell unterstützt. Tatsächlich waren viele Leute aus diesen Vereinen gekommen, die Musiker mit ihren Instrumenten, die Sänger mit ihren Noten. Jetzt zogen die Fahnenträger der Feuerwehr auf mit ihren roten Bannern, in deren Mitte der heilige Florian abgebildet war. Die waren bestimmt froh darüber, dass der Regen inzwischen aufgehört hatte.
    Als die Kirchturmglocke zwei Uhr schlug, begann die Blaskapelle mit einem Trauermarsch. Die Trauergäste verstummten und richteten ihre Aufmerksamkeit auf den Sarg, den man von außen gut erkennen konnte, da die Aussegnungshalle ein sehr weites Tor besaß. Sie war zu klein, als dass alle  Platz darin gefunden hätten. Auch Nymus, der mitten in der Menschenmenge neben Lacrima stand, starrte hinein. Seine Mutter, seine Großmutter und sein Onkel verharrten neben dem noch offenen Sarg. Die Familie von Onkel Waldemar hatte sich wohl in der ersten Stuhlreihe links niedergesetzt, denn Nymus erkannte am Rand die hellen Zöpfe seiner Cousine Hedwig. Als der Trauermarsch zu Ende war, begann der Grabredner zu sprechen. Leider konnte Nymus auf diese Entfernung nur wenig verstehen und schaltete deshalb ab. Ob das ältere Ehepaar dort vorn am Eingang Herzelind und Rodubert waren? Irgendwann wurde der Sargdeckel zugeklappt. Der Gesangsverein begleitete diese Handlung mit einem ergreifenden vierstimmigen Satz eines alten Komponisten. Danach meldete sich der Bürgermeister zu Wort, der die großen Verdienste des Herrn Reinwein für die Stadt lobte. Wieder eine Einlage der Blaskapelle. Dann abermals eine Rede, diesmal die des Feuerwehrhauptmannes. Und so ging es weiter. Nymus sah sich verstohlen um. Nicht weit hinter sich entdeckte er zu seiner Freude und Beruhigung Poptlok in einem schwarzen Anzug und mit schwarzer Krawatte. Den Kopf bedeckte eine Art Käppchen aus sehr dünnem Stoff in der Farbe der Haare. Poptlok hatte es mit Haarklammern an seinem dichten Haarkranz festgesteckt. Er beachtete Nymus nicht, sondern musterte die Bäume am Rande des Friedhofs.
    Plötzlich fühlte Nymus sich beobachtet. Eine Frau starrte ihm unentwegt ins Gesicht. Er biss sich auf die Lippe, als ihm bewusst wurde, dass diese Frau hinter ihm eine Freundin seiner Großmutter war und deshalb auch ihn gut kannte. Schnell drehte er sich wieder um.
    Schließlich brachten die Sargträger den Sarg heraus, trugen ihn würdevoll durch das Spalier, das die Menge jetzt bildete, und schritten damit zu einem frisch ausgehobenen Grab.
    Der Grabredner und die Angehörigen – außer Nymus – folgten entsprechend ihres Verwandtschaftsgrades beziehungsweise der vormaligen Intensität ihrer Freundschaft oder Bekanntschaft zu dem Verstorbenen. Lacrima und Nymus gingen etwa in der Mitte der Menschenschlange hinter dem Sarg her. Dabei hielt Nymus seinen Kopf gesenkt aus Furcht davor, dass ihn frühere Nachbarn und Bekannte erkennen könnten. Vor dem offenen Grab

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