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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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entschied sich Nymus: Er wollte ihn rufen. Vielleicht war ja seine ganze Aufregung um sonst. Es war überhaupt nicht sicher, dass diese Person den Gedankenbotschaftszauber beherrschte, ja eigentlich war das sogar unwahrscheinlich. Wozu also die Furcht? Und notfalls war der Verschlusszauber schnell vollzogen.
    Doch wie sollte er den Sendezauber sprechen? Er kannte ja den Namen des Mannes gar nicht. Er wollte es mit dem Wort „Vater“ probieren. Da war er sich wenigstens sicher, dass dann nur sein Vater zu ihm Kontakt aufnehmen konnte. Das hoffte er jedenfalls.
    Mit klopfendem Herzen rezitierte er den Zauberspruch. Er hielt die Luft an und lauschte.
    „ Hieronymus? Bist du das?“, hörte er eine unsichere, dunkle Männerstimme, die sehr verwundert klang.
    Nymus schluckte. „Ja“, sagte er zaghaft.
    „Hieronymus Reinwein, Cordelias Sohn?“
    „ Ja.“
    „ Das gibt es ja nicht! Hieronymus!“ Der Mann schien nach Luft zu ringen.
    „ Wer bist du?“, fragte Nymus.
    „ Du hast mich gerufen und weißt es nicht?“, staunte der Mann.
    „ Ich habe nur eine Vermutung.“ Nymus' Herz klopfte bis zum Hals.
    „ Ich bin der, den du im Zauberspruch genannt hast“, kam es zurück.
    „ Ich habe keinen Namen gesagt.“ Nymus blieb vorsichtig.
    „ Was hast du denn gesagt?“, wollte der Mann wissen.
    Nymus schwieg. Es fiel ihm nicht nur schwer, das Wort „Vater“ über die Lippen zu bringen, sondern es auch in Gedanken aktiv zu formen. Schon im Sendezauber hatte er sich überwinden müssen.
    „Ich glaube, wir lassen das Versteckspiel.“ Die Stimme des Mannes war nervös.
    Nymus wunderte sich, dass man Gefühlsregungen in der Gedankenbotschaft genauso bemerken konnte wie in einem normalen Gespräch.
    Der Mann fuhr fort: „Ich heiße Tarmak, und ich bin dein Vater.“
    Nymus wurde schwindlig. Da hatte er endlich, wonach er sich seit Jahren gesehnt hatte, Kontakt zu seinem Vater. Doch anstatt Freude schlich drückend und beengend Furcht in ihm hoch, Furcht davor, gleich aus dessen Mund, das heißt aus dessen Gedankenbotschaft, erfahren zu müssen, was er schon wusste, aber nicht wahrhaben wollte.
    Nymus biss sich auf die Lippen. Er zwang sich, gegen alle inneren Widerstände, die Frage zu stellen, die ihn am meisten quälte: „Bist du ....?“  Er musste nochmal viel Luft holen, bevor es ihm gelang: „Bist du ein Schwarzmagier?“
    Leise kam die Anwort: „Ja.“
    Nymus schrie verzweifelt: „Nein, nein, nein!“ Er ließ sich auf den Boden sinken und trommelte mit den Fäusten auf die rötlichen Steine. Schließlich kauerte er sich zusammen und schluchzte vor Kummer und Schmerz.
    Irgendwann vernahm er wieder die Stimme des Mannes: „Hieronymus, bitte, hör mir zu! Bitte!“
    „Du gehörst zu denen, die mich entführen wollen, die mich ermorden wollen!“ Nymus war außer sich.
    „ Nein, Hieronymus! Ich will dich doch nicht entführen. Ich will, dass du lebst, dass es dir gut geht, dass du nie in ihre Fänge gerätst! Und ich selbst habe es längst bitter bereut, ein Schwarzmagier geworden zu sein!“, rief sein Vater.
    Aber Nymus konnte und wollte ihm nicht zuhören. Seine Kehle hatte sich zugezogen. Er musste hinaus. Er sprang auf, rannte zur Tür, riss sie auf und jagte die Treppe des Burgfrieds hinab, als könnte er so vor dem Mann entfliehen. Auch das Burgtor ließ er hinter sich und flitzte den Weg bergab. Es war ihm völlig gleichgültig, ob er das überhaupt durfte, weil der Schutzzauber außerhalb der Burg womöglich nicht mehr wirkte. Frei! Er wollte nur frei sein. Bei der Gabelung nahm er den Trampelpfad und fand sich bald am reißenden Gebirgsbach wieder. Der Regen hatte erneut eingesetzt und tränkte seine Haare und seine Kleider. Nymus achtete nicht darauf. Auf einem der nassen Felsen ließ er sich nieder und starrte in den Bach. Langsam ließ sein Schluchzen nach. Das Wasser schoss an ihm vorbei. Dort, wo es Wirbel gab, mussten Steine darunter liegen. Bestimmt waren sie gewöhnlich sichtbar. Aber der Himmel hatte in den letzten Tagen so viele und heftige Regenschauer ausgeschüttet, dass das Bachbett randvoll war. Nymus wurde ruhiger. Die Fluten schienen einiges an Schmerz, der ihn plagte, einfach mit sich fortzuspülen.
    Er wusste nicht, wie lange er auf seinem Stein gesessen war. Erst als seine Zähne vor Kälte aufeinander schlugen und er wie Espenlaub zitterte, erhob er sich langsam und ging den Weg zurück, den er gekommen war.
     
    Nachdem Nymus seine triefenden Kleider über das Gestänge

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