Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
Träume tun?“ Nymus fühlte sich ihnen hilflos ausgeliefert.
„ Zulassen“, war Poptloks knappe Antwort.
„ Ich weiß, du hast zu Zawarima gesagt, dass ich da durch muss. Aber ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr.“ Nymus ließ seinen Kopf sinken. „Nochmal so einen Traum wie heute Abend überlebe ich nicht mehr.“
Poptlok setzte sich neben ihn. „Du hast das Schlimmste schon überstanden. Ich glaube nicht, dass du heute Nacht nochmal Todesangst haben wirst.“
„Woher weißt du, dass ich Todesangst hatte?“
„ Du hast schrecklich geschrien. Es war klar, dass du im Traum deinen Tod vor Augen hattest. In Verbindung mit deinem entzündeten Hals nehme ich an, dass du entweder erwürgt oder aufgehängt werden solltest, stimmt das?“
Nymus nickte. „Es waren Schwarzmagier. Sie wollten mich auf ihrem Schlosshof an den Galgen bringen.“
„Hast du erfahren, warum?“, hakte Poptlok nach.
„ Ich sollte für einen sterben, der zu ihnen gehört“, flüsterte Nymus. Die Angst kroch schon wieder seinen Körper nach oben, legte sich wie eine Würgeschlange um seine Brust und nahm ihm den Atem.
„ Warum solltest du für ihn sterben?“
Nymus zuckte mit den Schultern. Er konnte und wollte noch nicht über seine Träume sprechen. Zu sehr quälte ihn der Gedanke an den Berichterstatter und dessen Ähnlichkeit mit ihm selbst.
Poptlok ergriff Nymus' Hand. „Vielleicht erfährst du ja heute Nacht den Grund. Lass deine Träume zu! Du musst wissen, wie du dran bist!“
Nymus holte tief Luft. „Ich probier's.“
Poptlok lächelte ihm aufmunternd zu und drückte seine Hand, ehe er ihn allein ließ. Die Tür blieb geöffnet.
Eine folgenschwere Begegnung
Als Nymus seinen Schlafanzug anzog, fiel sein Blick auf den Umhang, der von seinem Vater stammte und den Zawarima oder Poptlok auf einem Kleiderbügel an den Schrank gehängt hatte. Er starrte ihn gedankenversunken an. Er hatte sich so darüber gefreut, als er ihn vor ein paar Tagen erhalten hatte. Und jetzt musste er sich eingestehen, dass er ihn unheimlich, ja sogar wie eine schwere Last empfand. Gerade als er den Drang verspürte, ihn zusammenzurollen und ganz nach unten in die Reisetasche zu schieben, hielt er inne. Er kam sich plötzlich wie ein Verräter vor. Er hatte sich doch immer nach seinem Vater gesehnt, und jetzt, da der Verdacht der Schwarzmagie auf diesem lag, wollte er nichts mehr von ihm wissen? Er kannte ihn doch noch gar nicht, er wusste nicht, wie der als Mensch wirklich war. Und vielleicht war er ja doch kein Schwarzmagier.
Nymus zog entschlossen den Umhang vom Bügel und legte ihn, wie die Tage zuvor, über seine Bettdecke. Er wollte nicht ungerecht sein. Erst wenn er wusste, wer sein Vater war, konnte er ihn ablehnen – oder aber ihn annehmen.
Nachdem er das Licht gelöscht hatte, lag er lange wach im Bett. Er lauschte dem Rauschen des Regens. Wind brauste fauchend durch die Bäume; einige ächzten und stöhnten. Vom Zimmer drüben kam das gleichmäßige Atmen des schlafenden Poptlok. Sonst war alles still.
Nymus dachte an seine Mutter. Ob sie wohl schon wieder zu Hause war? Oder noch bei Onkel Waldemar? Ob seine Großmutter wohl wieder in ihr altes Haus neben Onkel Waldemar, das Großvater und sie als Ferienwohnsitz behalten hatten, gezogen war und nicht mehr mit seiner Mutter zurückkehrte? Er sah abermals, wie die Sargträger Großvater hinab in das Grab sinken ließen, sah sich selbst Erde darüber häufen und fühlte sich erneut von der Krähe auf jener Fichte nahe beim Grab angestarrt. Die wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Wenn sie seine Mutter so genau beobachtet hatte und dabei wirklich geweint hatte, war sie vielleicht der Geliebte der Mutter und damit sein Vater. Mutter hatte immer betont, wenn Großvater sie ermahnt hatte, ihr Leben neu aufzubauen und sich auch für eine neue Partnerschaft zu öffnen, dass sie diesen Mann nach wie vor liebe und keinen anderen wolle. Also konnte der so schlecht nicht sein, selbst wenn er Schwarzmagier war. Vermutlich litt er genauso wie seine Mutter unter der Trennung. Warum aber hatten sie sich getrennt, wenn sie sich doch liebten? War es wegen der Zugehörigkeit zu den Schwarzmagiern?
Spät in der Nacht übermannte Nymus doch noch der Schlaf. Und gegen Morgen begann er intensiv zu träumen:
Nymus stand in einem dunklen, abschüssigen Gang. Nur an den in die Felsen gehauenen Wänden spendeten Talgfunzeln etwas Licht. Nymus folgte ihm bis vor eine steinerne Treppe, die in
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