Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
dass wir nur auf Zeit spielen können, bis der Turmalin seine Schutzwirkung vollständig entwickelt hat.“
„ Wobei der erste Zauber nochmal gesprochen werden sollte; dann, wenn Nymus Mutter wieder etwas ausgeglichener ist. Besser wäre natürlich, wenn Tarmak ihn ausführen könnte. Doch das geht leider nicht.“ Poptlok schaute sinnierend vor sich hin. „Ich würde gern Rodubert und Herzelind informieren, um uns mit ihnen zu beraten.“
„ Das denke ich auch“, stimmte Zawarima zu. „Was meinst du, Nymus?“
„ Ja“, bestätigte der. „Könnt ihr die beiden auch noch was fragen?“
„ Ich glaube, ich weiß, was dir durch den Kopf geht.“ Zawarima runzelte die Stirn. „Du möchtest von Rodubert einen Zauber, mit dem sich dein Vater befreien kann, nicht wahr?“
„ Genau.“
Poptlok schien vom Sinn dieses Vorhabens nicht überzeugt zu sein, denn er erwiderte: „Wir werden Rodubert fragen. Aber mach dir nicht zu viele Hoffnungen! Ein Schwarzmagier muss selbst einen Weg in die Freiheit finden! - Hör zu, Nymus“, er ergriff beide Hände des Jungen, als wollte er ihn festhalten, „du lässt dich schon wieder von dieser dunklen Stimmung erfassen, die dich in die Tiefe zieht und dir jeden Mut raubt. Schau das Problem mal von einer anderen Seite an: Dort ist das Leben deines Vaters, das der zu verantworten hat. Aber hier ist dein eigenes Leben, das du führen musst. Und das ist schwer genug. Natürlich sollst du deinem Vater helfen, wenn du das kannst. Aber verzehr dich nicht dabei!“
Nymus starrte auf die Bettdecke. Hellgraue Quadrate wechselten sich mit dunkelgrauen. Das Licht war nicht hell genug, als dass die Farben zu erkennen gewesen wären.
„ Ich habe mich immer so sehr nach einem Vater gesehnt“, flüsterte er.
„ Du bist nicht so machtlos, wie du dich fühlst“, entgegnete Zawarima leise.
Nymus schaute auf. „Du glaubst, ich kann was tun?“
Zawarima nickte. „Denk an ihn voll Zuneigung und wünsch ihm von Herzen Kraft, gute Ideen und was du meinst, was er sonst noch braucht.“
„ Was ist das für ein Zauber?“, presste Nymus hervor.
„ Gar keiner und vielleicht doch einer der geheimnisvollsten“, lächelte Zawarima.
„ Ich probier's.“ Nymus betrachtete abermals die Quadrate.
Zawarima stand auf und strich ihm sacht über die Schulter. „Tu das! Ich lass' euch zwei jetzt allein. Gute Nacht!“ Leicht und tänzerisch verließ sie das Zimmer.
Poptlok hielt Nymus immer noch an beiden Händen fest. „Glaubst du, dass du für die Heilzauber bereit bist?“
„ Ja“, wisperte Nymus.
„ Dann führe ich sie jetzt über dich aus.“ Poptlok legte dessen Hände behutsam auf das Bett zurück.
Nymus ließ sich auf sein Kissen sinken und schloss die Augen. Er spürte, wie sich nach einer Weile wohltuende Wärme in seinem Körper ausbreitete und alles besänftigte, was noch im Argen lag. Er fiel in einen tiefen, friedlichen Schlaf, aus dem er erst am nächsten Morgen wieder erwachte.
Tarmaks Erinnerungen
Tarmak lag auf seiner mit Stroh bedeckten Pritsche, eng in seinen Mantel und in die schwarze Decke gehüllt, die zur Liegestatt gehörte. Ein seliges Lächeln entspannte sein Gesicht, das in den letzten Jahren tiefe Furchen auf der Stirn und vor allem zwischen Nase und Mundwinkel bekommen hatte. Er war seinem Sohn begegnet! Zwar nur in Gedankenbotschaften, aber immerhin! Und der hatte sich jetzt, am späten Abend, ihm gegenüber geöffnet, obgleich es ihn bedrückte, dass sein Vater Schwarzmagier war.
Diese Begegnung verlieh Tarmak neuen Auftrieb. Nein, er würde nicht aufgeben, er würde kämpfen, bis zum Schluss! Jetzt wusste er, wofür es sich lohnte weiterzuleben! Er machte sich nichts vor. Er würde seinem Sohn kein Vater im eigentlichen Sinn mehr sein können. Dazu war die Zeit abgelaufen. Aber zumindest so etwas wie ein älterer Freund.
Tarmak wunderte sich erneut darüber, dass sein Sohn so wirklichkeitsnah geträumt hatte. Genau so war es gewesen, als er nach dem Kampf gegen Poptlok und Zawarima, an dem sich dem Ende zu auch Lacrima beteiligt hatte, in das Schloss der Schwarzmagier zurückgekehrt war. Er hatte sich nichts vorzuwerfen gehabt. Die Schwarzmagier hatten den Kampf verloren, er war übrig geblieben und hatte versucht, das Beste daraus zu machen. Er verstand nach wie vor Raktar, den Obersten, nicht, der darauf beharrte, dass er die beiden unwichtigen Flüche hätte aufrechterhalten sollen. Das wäre nicht nur auf Kosten seines Lebens gegangen, sondern
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