Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
nichts geschehen. Wohl aber eurem Sohn, der bei ihr lebt. Innerhalb der nächsten Wochen wird er herbeigeschafft und vor deinen Augen getötet werden. Das müsste eigentlich als Bestrafung genügen. Du kannst abtreten.“
Tarmak war auf Schlimmes vorbereitet. Aber nicht auf so etwas Schreckliches, Mörderisches. Ihm wurde schwarz vor den Augen. Doch er fing sich wieder. Nur nichts anmerken lassen! Diese widerwärtigen Mistkerle weideten sich sonst nur an ihm. Er versuchte, so gut es ging, seine Gefühle zu verbergen. Er gab sich, wie er es vor langer Zeit eingeübt hatte, demütig, verbeugte sich vor dem Obersten und schritt aufrecht an grinsenden, aber auch betroffenen Gesichtern vorbei, in sein Zimmer zurück.
Hatte der Wächter wirklich ein Haar gefunden? Oder war das nur eine „Masche“? Würden sie ihn beobachten, wohin er flöge oder ginge, weil sie annahmen, er würde jetzt schnurstracks zu seiner Geliebten eilen, um sie zu warnen? Auf diese Weise würden sie den Weg zu ihr am schnellsten entdecken.
Er versperrte diesmal seine Zimmertür mit einem Zauber. Dann warf er sich aufs Bett und schloss die Augen. Er wollte nichts sehen, nicht die grauen Wände, nicht die schwarzen Regale, nicht den schwarzen Tisch, nicht die schwarzen Stühle mit den blutroten Auflagen, nicht den schwarzen Schrank, nicht das schwarze Bett mit dem blutroten Bettbezug. Alles war schwarz, grau oder blutrot. Er hasste diese Farben! Er hatte sich hier noch nie wohlgefühlt. Seit mehr als zwölf Jahren war ihm klar, dass er dieses Leben, das er führte, nicht führen wollte. Die Sehnsucht nach Freiheit wurde im Laufe der Jahre immer stärker. Und jetzt, nach diesen Ereignissen, stand sein Entschluss fest: Er durfte so nicht weitermachen, selbst wenn es ihn das Leben kosten würde. Er musste sich von den Schwarzmagiern trennen.
Zunächst aber standen Cordelia und ihr gemeinsamer Sohn im Vordergrund. Wie konnte er sie vor den Schwarzmagiern bewahren? Er hoffte, dass der alte Schutzzauber, den er vor ein paar Wochen über Cordelia gesprochen hatte, eine ausreichend starke Wirkung entfalten würde. Immerhin war der so mächtig, dass der Oberste gar nicht auf die Idee gekommen war, sie zu opfern. Zu dumm, dass Cordelia ihn diesen Zauber nicht auch über ihren Sohn hatte ausführen lassen! Tarmak war ratlos. Da sah er vor seinem geistigen Auge wieder Zawarima und Poptlok, wie sie ihm geholfen hatten. Er spürte in sich den vermessenen Wunsch, die beiden würden jetzt seinem Sohn helfen. Er hatte einmal etwas über die Macht der Wünsche und Gedanken gelesen. Dabei ging es gar nicht um richtiges Zaubern, sondern einfach nur um Wünschen. Tarmak hatte sich nicht vorstellen können, dass so etwas funktionieren konnte. Doch in seiner derzeitigen Situation blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf diese Möglichkeit einzulassen. Denn er war sich sicher, dass sich die beiden gegen Manipulationszauber gewappnet hatten. Auch fand er den Gedanken viel angenehmer, dass sie seine Wünsche empfingen und sich aus freien Stücken dafür entschieden, ihm beziehungsweise seinem Sohn zu helfen.
Er stand auf und trat ans Fenster. Die Sonne stand noch immer am Himmel, ohne von Nebel verdeckt zu werden. Wie kam das nur? Ach richtig: Xekon war im Kampf gefallen. Er war für die Einnebelung zuständig gewesen. Noch war seine Nachfolge offen. Noch hatte sich keiner gefunden, der seine Aufgaben übernahm. Wie wohltuend das war! Endlich einmal Sonne!
Tarmak atmete mehrmals tief ein und aus. Und dann begann er zu wünschen. Aus der Tiefe seines Herzens rief er Zawarima und Poptlok an, seinem Sohn zu helfen, falls es für sie irgendwie machbar wäre. Er schickte seinen Wunsch der Sonne entgegen und hoffte, die beiden würden den dort finden.
Danach fühlte Tarmak sich besser. Jetzt wollte er darüber nachdenken, wie er hier herauskäme. Wie eine riesige, unüberwindliche Heeresfront stand ihm der Satz vor Augen: „Einmal Schwarzmagier – immer Schwarzmagier.“ Einfach davonfliegen und nicht mehr zurückkehren konnte er sich aus dem Kopf schlagen. Die Schwarzmagier würden ihn auf jeden Fall aufspüren, wenn sie ihn nicht bewusst losgelassen hatten. Und das taten sie niemals freiwillig. Erst der Tod löschte automatisch die Mitgliedschaft.
Bei diesem Gedanken war ihm Wolfhard Luktor eingefallen, Poptlok Luktors Vater. Für den war die Flucht in die Freiheit der Tod gewesen. Wolfhard hatte Xekon zum Zweikampf herausgefordert, und der war ihm absolut
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