Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
Atem ging schneller. Abermals fühlte er die Aufregung, die ihn bei diesen Überlegungen erfasst hatte. Er entsann sich, sogar aufgeschrien zu haben, als in ihm der Verdacht aufgekeimt war, dass diese Zettel eine Botschaft an ihn enthielten.
Je mehr er darüber gebrütet hatte, desto sicherer war er geworden, dass es so war. Ihm war ein völlig wahnwitziger Gedanke gekommen: Mit wem hätte Wolfhard in Kontakt treten können, wenn nicht mit der Person, die durch seine Merkzettel den Zauberspruch entdeckte und lernte, mit ihm! Sie beide waren mit größter Wahrscheinlichkeit die einzigen, die sich den Zauber angeeignet hatten. Bedeuteten die Zettel eine versteckte Aufforderung, sich mit Wolfhard über diesen Zauber zu verbinden? Aber Wolfhard war tot. Tarmak war bei dem Duell dabei gewesen. Er hatte seine Leiche selbst gesehen. Und doch verspürte er in dem Moment den dringenden Impuls, Wolfhard über die Gedankenbotschaft zu rufen.
Auf seine Stirn war ein dünner Schweißfilm getreten, als er den uralten Spruch in der fremden Sprache rezitiert und sich dabei Wolfhard vorgestellt hatte, wie der damals, vor 12 Jahren, in der Bibliothek mit ihm gesprochen hatte.
Er war erstarrt, als er tatsächlich Antwort erhalten hatte. Alle restliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und er hatte sich einer Ohnmacht nahe gefühlt. Zum Glück war er wieder auf seinem Bett gelegen.
Tarmak schlug die schwarze Decke seines Kerkerbettes ein Stück zurück. Er lauschte, als könne er in seiner Rückschau ein weiteres Mal hören, was er vor drei Wochen gehört hatte.
„Tarmak!“ hatte er Wolfhards Stimme in sich vernommen, und sie hatte so weich und liebevoll geklungen, dass ihm ein angenehmer Schauder über den Rücken gelaufen war.
„ Wolfhard! Wie ist das möglich!“, hatte Tarmak gestammelt.
„ Hast du noch nicht kapiert, dass mein Tod damals ein Illusionstod war?“, fragte Wolfhard.
„ Nein. Ich verstehe überhaupt nichts. Bist du aus dem Grab gestiegen?“
„ Aber nein“, lachte Wolfhard. „Ich habe ja ziemlich viel gelesen, wenn ich euch anderen auch glauben machte, dass ich gerade mal eine Seite pro Abend schaffte. In Wirklichkeit konnte ich durch die Seiten durchlesen. Und da fand ich den Zauber, der mich gerettet hat: den Kreationszauber. Der liegt auch in dieser alten Sprache vor, und ich habe lange gebraucht, um ihn zu übersetzen und dahinterzukommen, wie ich ihn für mich verwenden könnte. Während ich den immer verzweifelteren Magier gespielt habe, habe ich an meiner Rettung gearbeitet und alles für meinen Abgang vorbereitet. Schließlich habe ich es geschafft, ein Doppel meiner selbst herzustellen, besser gesagt, ein Doppel meines Körpers, das nur tun kann, wofür ich es vorgesehen habe. In meinem Fall sollte es im Kampf gegen Xekon fallen. Sobald die Führungsmannschaft von meinem Tod überzeugt war, war ich frei! Ich bin also kein Schwarzmagier mehr und lebe in Freiheit.“
„ Das gibt’s ja nicht!“ Tarmak atmete vor Aufregung rasend schnell.
„ Ich gehe davon aus, dass auch du die Freiheit suchst?“, hörte er Wolfhard.
„ Ja!“, schrie er. „Wolfhard, sag mir, wie heißt das Buch?“
„ Hör zu! Der Zauber funktioniert nur, wenn du deine Liebesfähigkeit noch nicht verloren hast. Und du musst wissen, für wen du leben willst“, sagte Wolfhard.
„ Für Cordelia und für meinen Sohn“, rief Tarmak, ohne zu überlegen.
„ Du bist Vater? Wissen die Schwarzmagier davon?“, fragte Wolfhard, und Sorge schwang in seiner Stimme.
„ Ja, seit ein paar Stunden. Und sie wollen ihn töten, vor meinen Augen, um mich zu bestrafen. Deshalb habe ich mir schon überlegt, ob ich mich selbst töten soll, damit sie keinen Anreiz mehr haben, ihn umzubringen“, berichtete Tarmak.
„ Wenn deine Liebe stark genug ist, ist das nicht nötig. Erzeug, wie ich, ein Doppel, und lass dieses sterben. Du bist in dem Moment frei, in dem die Führung deinen Tod anerkennt. Wenn ich dich richtig verstehe, stehst du unter Zeitdruck. Ich werde dir eine Übersetzung des Zaubers geben, die du bereits beim Hören auswendig lernen musst. Denn du darfst natürlich aus Sicherheitsgründen nichts aufschreiben. Trotzdem muss der Zauber in der alten Sprache ausgeführt werden. Der gesamte Inhalt sowie der Titel des Buches liegen nur in dieser Sprache vor. Ich teile dir nachher die Signatur und die Seitenzahlen mit. Ich muss den Ordner, in dem ich das aufbewahre, nur erst hervorholen“, sprach Wolfhard weiter. „Und
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