Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
starrten zu dem Anwesen herüber.
Zawarima trat zu ihm und folgte dem entsetzten Blick seiner weit aufgerissenen, dunkelgrauen Augen. „Warum hast du Angst vor ihnen?“
„ Sie wollen mich entführen“, stieß Nymus hervor, dem die Luft nicht mehr zu reichen schien. „Ich muss wieder den Nicht-Denken-an-Zauber sprechen. Sonst kommen sie und holen mich!“
„ Stopp! Lass das sein!“, rief Zawarima streng. „Du verschiebst damit nur das Problem. Wenn du das tust, kann dir zwar niemand schaden, aber auch niemand helfen. Noch sitzen sie draußen in ihrem Auto. Sie werden nicht hereinkommen können; denn ich habe um das Anwesen einen Schutzzauber gelegt. Menschen mit bösen Absichten können es nicht betreten. - Setz dich wieder und erzähl mir von dem Entführungsversuch!“
Aber Nymus wollte nicht vom Fenster weichen. „Wenn ich sie im Auto sehe, weiß ich, dass sie noch nicht im Haus sind.“
„Wie du willst. Warte!“ Zawarima holte an einem Lederband, das sie um den Hals trug, einen schwarzen Steinanhänger unter dem Pullover hervor. Während sie ihn mit der linken Hand umfasste, schloss sie für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sagte sie: „Ich habe meinen Verlobten gerufen. Mit diesem Stein kann ich ihm Not signalisieren. Er versucht dann, so schnell wie möglich zu kommen. Er weiß bestimmt einen Rat. Also, Kopf hoch. Und jetzt rede!“
Nymus wurde ruhiger. Er berichtete ihr davon, wie er geblendet worden und daraufhin gestürzt war, wie die Frau auf ihn zugekommen war und kurz danach der Mann, wie sie ihn in ihr Auto hatten befördern wollen, wie er sich befreit und in diesem Haus Zuflucht gesucht und gefunden hatte.
„Beschreib die beiden! Wie sehen sie aus?“, forderte ihn Zawarima auf. „Durch die Autoscheibe kann ich sie nicht richtig erkennen.“
Nymus schilderte ihre fast schwarze Kleidung, die blutrote Bluse der Frau und die blutrote Krawatte des Mannes, und erwähnte auch, dass die zwei auf ihn kalt und starr gewirkt hatten.
Zawarima kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. „Die Ursache für deinen Sturz könnte ein Blendzauber gewesen sein.“
„ Dann wären die beiden ja auch Magier“, rief Nymus, und das Entsetzen kroch ihm wie eine kalte Natter den Rücken hoch bis in den Nacken.
„ Ja. Das Schwarz der Kleidung, das gelegentlich von einem blutroten Akzent, wie hier der Bluse und der Krawatte, durchbrochen wird, lässt auf Schwarzmagier schließen“, erklärte Zawarima.
„ Schwarzmagier? Gibt’s die denn wirklich?“
„ Leider ja.“ Zawarima lauschte. „Ich glaube, mein Verlobter kommt.“
Nymus hörte Schritte auf der Treppe. Schnell schaute er zum Fenster hinaus und in den Mercedes hinein. Er atmete auf, als er die zwei Schwarzgekleideten noch darinsitzen sah. Sie waren es also nicht, die heraufstiegen.
Die Praxistür wurde aufgedrückt und eine Männerstimme rief verhalten: „Zawarima?“
Die Gerufene eilte in den Flur und kehrte kurz darauf mit ihrem Verlobten zurück.
Nymus starrte den Ankömmling aus geweiteten Augen an, genauso wie der Nymus anstarrte.
„ Nymus! Was machst du denn hier?“, fand der große, kräftige Mann zuerst die Sprache wieder.
Er trug – entgegen seiner Gewohnheit – keine Kopfbedeckung, so dass seine bläuliche Glatze zu sehen war, die von einem Ring fülliger, rotblonder Haare eingerahmt wurde. Die Glatze, von einigen Narben verunziert, stammte, wie Nymus erfahren hatte, von einem missglückten chemi schen Versuch.
„ Herr Dr. Luktor!“, rief Nymus aus. Er konnte es nicht fassen. Sein Lehrer ein Magier! „Ich habe nicht gewusst, dass Sie ein Zauberer sind.“
„ Bist du etwa auch einer?“, fragte Poptlok Luktor seinen Schüler.
„ Ja.“
„ Na so was! Eigentlich hab' ich es schon vermutet.“ Er teilte Zawarima mit, dass er Nymus' Sportlehrer sei. „Aber was ist los? Da draußen hocken zwei blutjunge, unerfahrene Schwarzmagier in einem Auto und lassen das Haus hier nicht aus den Augen. Ich habe zur Sicherheit noch einen weiteren Schutzzauber um das Haus gelegt. Hereinkommen können sie also nicht. Haben sie was mit dir zu tun, Nymus?“
Nymus schluckte und nickte.
„Setz dich her! Es ist recht ungemütlich, mit jemandem zu sprechen, der andauernd ängstlich aus dem Fenster guckt.“ Poptlok zog die orangen Vorhänge zu und knipste das Licht an, denn die Sonne stand schon tief, so dass der Raum nur mehr in trübes Licht getaucht war.
Nymus ließ sich auf dem Rand des Sessels nieder, während
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