Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
verstecken, nicht dass es Regine heimlich verschwinden ließ aus lauter Angst um ihn und vor dem Zauberer.
Als er sich in sein Zimmer verziehen wollte, folgte ihm seine Schwester.
„Du Jakob, ich hab' eine Idee. Du hast doch noch den Farbkasten. Mal dir doch einfach ein anderes Bild. Eins, das toll ist, in dem es aber keinen Zauberer gibt. Du könntest dir zum Beispiel das Buch über Burgen holen und einfach eine Burg abmalen“, schlug Regine vor.
„Ja gut, das mach ich“, freute sich Jakob. Denn er brannte darauf, mit diesen Farben noch etwas zu erschaffen. Er dachte jedoch nicht an eine Burg, sondern an ein Indianerdorf im fernen Nord amerika, in den Bergen gelegen, und unten im Tal eine vorbeidonnernde Büffelherde. „Wenn ich wieder heimkomme.“
Er holte seine Inline-Skater hinter der Tür hervor und suchte umständlich nach seinen Knie schützern. Endlich war Regine draußen. Nun musste er schnell sein Burgenbild verstecken. Aber wo? Sein Blick fiel auf die gelb-blau gestreifen Vorhänge an seinem Fenster. Die zog weder die Mutter noch er jemals zu. Denn der Garten war so eingewachsen, dass niemand in sein Zimmer hereinschauen konnte. Mit einer Sicherheitsnadel, die er durch die obere Kante des Papiers bohrte, befestigte er es in einer der Vorhangfalten. Ausgezeichnet! Kein Mensch konnte es entdecken. Er war stolz, ein so gutes Versteck gefunden zu haben.
Regine verließ das Haus mit einer Umhängetasche, in der sie ein Glas mit Schraubverschluss sowie den Vergrößerungsbecher, das Geschenk von Karli, verstaut hatte. Der Himmel war nicht mehr so grau wie am Morgen. Es drangen einzelne warme Sonnenstrahlen durch. Der Wetterbericht hatte eine Wetterbesserung vorausgesagt, so dass sie mit einem sonnigen Wochenende rechnen durften.
Regine schlenderte zum Ausgang der Wohnsiedlung, bog nach rechts auf den Wiesenweg und war nach kurzer Zeit schon am Waldrand. Sie folgte einem schmalen Pfad in den Wald hinein. Bald hatte sie den Tümpel erreicht, wo die Bäume weiter auseinander standen. Sie freute sich, als sie ihn voller Laich vorfand. Tausende von Froscheiern schwammen da, zusammengeballt, in ihrer gallertartigen Schutzhülle. Regine zog das Glas aus der Tasche und fing ein wenig davon ein. Dann schraubte sie es sorgfältig zu. Gerade als sie einen kleinen Teil der Masse in ihren Vergrößerungs becher geben wollte, wurde sie von einem Glitzern abgelenkt. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich an den Rand des Tümpels, wo auf einem bemoosten Baumstamm etwas Schwarzes funkelte. Regine stellte ihre Sachen vorsichtig auf den weichen Boden und eilte zu dem Baum stamm. Ein tief schwar zer Steinbrocken, etwa so groß wie ihre Faust, glänzte im Sonnenlicht. Im ersten Moment dachte sie an ein Stück abgebrochener Kohle. Doch die sah matt und unscheinbar aus im Vergleich zu diesem Stein, der schillerte und blinkte, als ob eine starke Energie in ihm wirkte, ja als ob er selbst eine mächtige Kraft wäre. Regine war sehr überrascht; noch nie hatte sie einen so aus drucksvollen Stein gefunden. Zögernd streckte sie ihre Hand nach ihm aus. Er fühlte sich kühl an. Ob sie ihn mitneh men durfte? Sie hob ihn respektvoll hoch. Wie schwer er war! Sie beschloss, ihn mitzunehmen. Eigentlich hatte sie eher das Gefühl, dass es umgekehrt war, dass der Stein beschlos sen hatte, mit ihr mitzukommen. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Gedankenverloren packte sie ihre Sachen zusammen und trat den Heimweg an.
Als sie den Wald verließ, bemerkte sie Frau Kux. Die sammelte Frühjahrskräuter und schon erste Baumblätter in ein Spankörbchen, das sie am linken Arm trug.
„Grüß Gott, Frau Kux“, grüßt Regine höflich.
„Grüß dich, Regine. Warst du im Wald?“
„Ja. Ich hab' ein bisschen Laich geholt. Den will ich in unseren Holzbottich im Garten schütten.“
„So was hab' ich früher auch gemacht“, lächelte Frau Kux. „Es ist schön, die Tiere beim Wachsen zu beobachten.“ Sie seufzte, als sie sich an ihre eigene Kindheit erinnerte. „Überhaupt kann man im Wald allerhand entdecken.“
Sollte Regine ihr von dem Stein erzählen? Noch ehe sie darüber nachgedacht hatte, hatte sie schon begonnen: „Ich hab' im Wald einen besonderen Stein gefunden. Ich weiß nicht, was das für einer ist. Kennen Sie sich mit Steinen aus, Frau Kux?“
„Ja, ein bisschen. Zeig doch mal!“ Frau Kux trat neugierig näher.
Regine holte den Steinbrocken hervor und legte ihn auf ihre flache Hand. Er blitzte auf und spielte mit dem
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