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Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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entgehen lassen, zumal sie dabei endlich ihr neues Fahrrad richtig ausprobieren konnte. Sie sprang auf und eilte hinaus.
    Mutter fuhr nicht mit. „Ich muss noch was im Haus erledigen. Außerdem ist Jakob noch nicht zurück, und es sollte jemand da sein, wenn er heimkommt.“
    Regine strahlte. Nur sie und ihr Vater!
    Als sie unterwegs eine kurze Rast machten, fragte Regine ihren Vater: „Mal angenommen, nur mal angenommen, du hättest einen Schutzmantel und du hättest Angst um zwei Personen. Welcher würdest du den Schutzmantel geben?“
    Der Vater sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen verblüfft an. „So tiefschürfende Gedanken hast du?“
    In der Familie spielten sie öfters das „Angenommen“-Spiel, das immer mit dieser Floskel: „Ange nommen, nur mal angenommen“ eingeleitet wurde. Besonders bei langen Autofahrten war es ein angenehmer Zeitvertreib, vor allem wenn es so nette Antworten gab wie: „Angenommen, nur mal angenommen, ich wäre ein Löwenbaby, würde ich dich in den Po beißen“.
    Aber hier ging es nicht um ein lustiges Spiel. Schon an der leicht zittrigen Stimme erkannte der Vater, dass seine Tochter ein schweres Problem wälzte.
    „Das hängt von den zwei Personen ab“, antwortete er abwägend. „Gehören diese Personen beide zu meiner Familie? Oder nur eine? Ist die andere ein guter Freund oder eine gute Freundin? Ich würde mich natürlich im Zweifelsfall für meine Familie entscheiden. Und dann muss ich außerdem die Gefahr betrachten: Für wen von den beiden ist sie größer? Vielleicht kann ich einer der beiden Personen helfen, dass sie ohne den Mantel in Sicherheit gelangt. Dann gebe ich ihn selbst ver ständlich der anderen.“
    Regine nickte und starrte nachdenklich auf den Boden. Eine rote Ameise hievte gerade eine Fichtennadel hoch und begab sich geschwind und behende zu dem Ameisenhaufen, der sich nur ein paar Meter entfernt im Bau befand. Sie tat das scheinbar mühelos, obwohl das Gewicht der Nadel für sie gewaltig sein musste. 
    Die Stimme des Vaters klang besorgt, als er seine Hand auf den Arm seiner Tochter legte und fragte: „Regine, willst du mir nicht sagen, was dich so bewegt? Hat deine Frage mit dem Bild gestern Abend zu tun?“
    „Zum Teil. Ich kann jetzt noch nicht darüber sprechen.“ Regine stand auf. „Fahr'n wir weiter? Wir sind nicht mehr weit vom Spielplatz entfernt. Da sind so tolle Schaukeln.“

Wieder beim Zauberer
    Jakob zog sich nach dem Abendessen in sein Zimmer zurück. Papier, Wasserglas und Farben warteten schon auf ihn. Gut gelaunt und voller Lust ergriff er den Pinsel, tauchte ihn ins Wasser und dann in die Farbnäpfchen. Flott war ein Felsen entstanden. Jetzt auf der Plattform ein Tipi! - Aber was war das? Er konnte machen, was er wollte, es entstand kein Indianerzelt. Statt dessen wuchs ein wabenförmiges Gebilde nach oben und wurde ein Turm. Seine Hand formte Zinnen auf das obere Ende. Anstatt des großen Lagerfeuers, das er in das Dorf hatte platzieren wollen, erschuf er eine Laterne, die auf einem Holztisch vor einer Hofbank leuchtete. Sie beschien Ställe und Wirtschafts gebäude, die von einer Mauer mit Zinnen obendrauf umgeben wurden.
    „Das gibt's doch nicht!“, flüsterte Jakob fassungslos. Ihm lief es kalt den Rücken hinab, als seine Hand auch noch das Burgtor über dem reißenden Bach malte und dem steilen Abhang Bäume und Sträucher hinzufügte. An den Himmel setzte sie einen zunehmenden, fast vollen Mond und zahl reiche Sterne.
    Jakob schnappte nach Luft, als ihm klar wurde, dass er die Burg des Zauberers von der anderen Seite gemalt hatte. Wie war das nur möglich? War der Zauberer doch ein Schwarzmagier, der Jakobs Hand verhext hatte, so dass er wieder zu ihm kommen musste? Rasch wandte er seinen Blick von dem Bild ab. Er war so durcheinander, dass er nicht hinein wollte. Er riss das Blatt aus seinem Zeichenblock und begann ein neues Bild. Denn er wollte, wenn Regine nach seinem Werk fragte, ihr auf keinen Fall das gerade entstandene zeigen.
    Er nahm sich fest vor, keine Formen entstehen zu lassen. Er zog den Pinsel nur mehrmals quer über das Papier. Dann kreiste er in kleinen Bewegungen. Nun noch ein paar Punkte. Er führte die Hand über das Blatt wie ein Vorschulkind, das seine Geschicklichkeit üben musste. Dann betrachtete er sein Werk. Es sah gar nicht mal schlecht aus, auch wenn als Grundfarben Grau und Rot vorherr schten. Da gab es auch noch ein bisschen Braun, Weiß, Schwarzgrün und Schwarzblau. Aber keine

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