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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Sicherheit noch das eine oder andere Hühnchen zu rupfen. Jetzt verstehe ich auch, warum Siri mich gebeten hat, ihm einen Tierexperten zu besorgen.«

    »Und? Haben Sie einen gefunden?«
    »Ei gewiss doch. Und mit Bären scheint er sich auch auszukennen.«
    »Gut. Hoffentlich ist Siri bald wieder da. Ich kann es nämlich kaum erwarten, der Sache auf den Grund zu gehen.«
    Civilai starrte sie durch seine dicken Brillengläser an. »Dann tun Sie’s doch.«
    »Was?«
    »Der Sache auf den Grund gehen.«
    »Sie meinen, ich...«
    »Siri sagt immer, Sie hätten fünf Mal so viel Grips wie er. Das ist zwar nicht besonders schwierig, aber Sie scheinen mir eine sehr tüchtige junge Dame zu sein. Ich mache die nötigen Papiere fertig, und Sie reden mit dem Mann.« Dtuis Lächeln strahlte heller als die Lampe. »Wenn Sie sich das zutrauen.«
    »Worauf Sie Ihre rote Fahne verwetten können, Onkel.«
    »Gut. Dann ist ja alles klar.«
    »Und wozu brauche ich extra Papiere?«
    »Weil man Ausländer nicht einfach auf der Straße anquatschen kann.«
    »Er kommt aus dem Ausland?«
    »Aus Russland. Wie der Wodka.«
    »Oha.«
    Die allgegenwärtige Angst der Sozialisten vor allen Fremden hatte das ohnehin herrschende Misstrauen noch verstärkt. Obwohl es nur sehr wenige echte Spitzel gab, hielt die Furcht vor vermeintlichen Spionen die Leute schwer auf Trab. Die Laoten wagten es nicht, Ausländer auf offener Straße anzusprechen. Man konnte schließlich nie wissen, wer der Fremde war und was er im Schilde führte.

    Die verbliebenen ausländischen Lehrer und Gastarbeiter mussten erleben, wie die Zahl ihrer Freunde mit der Zeit immer weiter schrumpfte. Zimmermädchen, Gärtner und Chauffeure hatten sich wöchentlich im Außenministerium einzufinden. Dort meldeten sie Autokennzeichen, mitgehörte Gespräche und die Namen verdächtiger Besucher. Die Vorstellung, dass ein Zimmermädchen solche Macht besaß, war erschreckend.
    Obgleich das Politbüro die Finanzspritzen der Sowjets und der Vietnamesen nur allzu gern entgegennahm und ihre Experten regelmäßig als Berater ins Land holte, waren Kontakte zur Normalbevölkerung eher unerwünscht. Und so tat Dtui aus lauter Angst vor dem Treffen mit dem teuflischen Ausländer die ganze Nacht keine Auge zu.
    Sie hatte noch nie mit einem Weißen gesprochen.

10
    DER EXORZISMUS-CONGA
    Die Beleuchtung im kleinen Rathaus von Luang Prabang war romantischer als sonst. Auf Geheiß des Kulturministeriums hatte man zusätzliche Bienenwachslampen herbeigeschafft. Elektrisches Licht kam nicht in Frage, weil es laut Handbuch die natürliche Harmonie der Dinge störte. Das Gebäude war mit weißen Fäden behängt, und entlang der Außenwände standen tönerne Halter mit brennenden Kerzen.
    Der Anblick hätte jedem Touristen einen Höhepunkt des heimischen Diaabends beschert. Nur hätte man ihn nicht hineingelassen. Siri stand im Schatten gegenüber und verfolgte die bizarre Prozession der eintreffenden Hexenmeister, die jeder einem anderen Traum entsprungen schienen und von den beiden Wachen am Eingang gründlich unter die Lupe genommen wurden.
    Wer nicht mit spirituellen Verbindungen aufwarten konnte, wurde abgewiesen und verlor sich im Gedränge der verwirrten Hauptstädter, die sich vor dem Rathaus versammelt hatten. Sie zeigten auf bekannte, aber nur selten gesehene Schamanen, als handele es sich um Stars bei der Oscarverleihung. Die Ankunft eines Mannes, der mit seinem knielangen weißen
Haar an einen Zauberer gemahnte, quittierten die Zuschauer mit bewundernden Ahs und Ohs. Zwei kleine, kugelrunde Frauen kamen mit einem strichdünnen Mann in Rot.
    Siri sah Greisinnen in weißen Gewändern mit Schubkarren voller wunderlicher Gegenstände, Männer mit blickdichten Kapuzen in Begleitung kleiner Kinder, Tiere in Säcken, die gegen ihre bevorstehende Opferung anquiekten, Zimbelspieler, die lärmend um betrunkene Seher herumsprangen, und Transvestiten, deren Schminke greller leuchtete als die Lampen. Der Aufmarsch von Paradiesvögeln und Sonderlingen wurde immer wieder von weisen Frauen und Männern unterbrochen, die zum Schamanismus gekommen waren wie die Jungfrau zum Kind und nicht die Absicht hatten, als Zirkusclowns Karriere zu machen.
    Siri heftete sich ans Ende der Parade und zückte seine Ausweispapiere. Drinnen raubten ihm die Feuchtigkeit und das magische Geruchsgemisch den Atem. Allerlei Weihrauchschwaden wirbelten durcheinander wie Kleider in einer Waschmaschine. Der Kotgestank verängstigter Ferkel

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