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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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tiefes, schlaftrunkenes
Knurren. Dtui schaute auf, sodass ihr der Blickwechsel zwischen Trainer und Dolmetscher entging.
    »Was ist da drin?«
    »Nichts Besonderes. Nur ein Tier.«
    »Was für eins?«
    »Ein Panda.«
    »Warum ist der Käfig abgedeckt?«
    »Herr Ivanic sagt, das Tier ist erst vor Kurzem aus China gekommen, und die Hitze macht ihm, wie uns allen, sehr zu schaffen. Unter diesen Bedingungen kann es passieren, dass der Panda so lange zum Nachttier wird, bis er sich akklimatisiert hat.«
    »Das heißt, tagsüber schläft er, und nachts wird er aktiv?«
    »So ungefähr.«
    »Aber es ist ein Bär.«
    »Ja.«
    »Meinen Sie, ich könnte mir mal seine Zähne ansehen? Ich möchte mir lediglich die Unterschiede vor Augen führen, die Herr Ivanic beschrieben hat.«
    »Er schläft.«
    »Vielleicht schläft er mit offenem Mund. Wie ich.«
    Zwischen den Männern entbrannte eine hitzige Debatte, die keinen Zweifel daran ließ, dass sie sich uneins waren. Herr Ivanic schien nichts dagegen zu haben, solange sie das Tier nicht weckten. Der Russe zog den Stoff ein Stück beiseite, nahm Dtui bei der Hand und trat mit ihr zwischen den Vorhang und die Gitterstäbe. Das dicke Gewebe war ein hervorragender Sonnenschutz. Nur dort, wo der Vorhang nicht ganz bis zum Boden reichte, drang ein wenig Licht herein.
    Sie konnte das ruhig atmende Knäuel im hinteren Teil
des Käfigs kaum erkennen. Das Gesicht war von ihr abgewandt. Sie sah nur die kontrastierende schwarz-weiße Fellzeichnung und einen Haufen ungegessener Früchte. Sie wäre gern so lange geblieben, bis ihre Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, aber plötzlich bemerkte sie, dass Herrn Ivanics Hand von ihrem Rücken langsam südwärts wanderte. Höchste Zeit zu verschwinden.
    Phot wartete draußen. Er rauchte eine Zigarette.
    »Was gesehen?«
    »Nicht viel. Es war zu dunkel. Ich dachte, Pandas wären viel größer.«
    »Sind sie auch. Aber der hier ist noch ziemlich jung. Schwester Chundee …«
    »Nennen Sie mich Dtui.«
    »Dtui, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich würde es begrüßen, wenn Sie die Sache mit dem Panda für sich behalten könnten. Wir haben ihn am Zoll vorbeigeschleust.«
    »Ein illegaler Einwanderer?«
    »Er ist sozusagen bei Nacht und Nebel mit einem Transporter aus Kunming gekommen. Der Papierkram hätte uns Wochen gekostet. Das Tier wäre beim Zoll verhungert, wenn wir den Dienstweg eingehalten hätten. Verstehen Sie?«
    »Ich werde schweigen wie ein Grab.«
    Er übersetzte ihr Gespräch.
    »Herr Ivanic dankt Ihnen für Ihr Verständnis. Er würde sich gern erkenntlich zeigen und Sie zum Abendessen in seine Privaträume einladen.«
    »Das glaube ich wohl. Leider habe ich den Eindruck, dass Herr Ivanic zwar hervorragend mit Tieren umgehen kann, im Umgang mit laotischen Frauen aber nicht sonderlich bewandert ist.«

    »Soll ich das übersetzen?«
    »Ich bitte darum.«
    »Mit dem größten Vergnügen.«

13
    ZWEITER SONNENAUFGANG
    Der zweite Sonnenaufgang kam gegen acht Uhr morgens. Um diese Zeit stand die erste Sonne so hoch am Himmel, dass sie von den siebzehn goldenen Spitzen des Xieng-Thong-Tempels zurückgeworfen wurde. Für die meisten Einwohner Luang Prabangs war dies das Zeichen, sich zur Arbeit aufzumachen – was wiederum erklärte, warum an bedeckten Tagen so viele Leute im Bett blieben.
    Siri saß auf den weißen Stufen vor dem Höhlentempel von Tham Loum, einem schmalen Spalt in einer hohen Felswand, von dem aus man die Mündung des Nam Ou in den Mekong überblickte. Das Erstaunlichste an dieser Höhle war ihr Inhalt: Tausende und Abertausende von Buddhastatuen in jeder erdenklichen Form und Größe. Der Leichenbeschauer hatte den unbewachten Schatz, der sich im Laufe von Jahrhunderten hier angesammelt hatte, bereits bewundert. Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis ein ruchloser Pirat im Schutz der Dunkelheit über den Mekong gerudert kam, um im Auftrag thailändischer Andenkenhändler die Bestände zu plündern.
    Er überlegte, aus welcher Richtung sein Schamanenfreund wohl kommen würde. So weit er hatte sehen können,
war die Höhle nicht besonders tief. Wahrscheinlich war er deshalb so erschrocken, als er hinter sich plötzlich Tiks Stimme hörte.
    »Was machst du da unten,Yeh Ming?«
    »Ich warte auf Sie. Wie sind Sie da raufgekommen, Bruder?«
    »Ich wohne hier.«
    »Dann ist es mir ein Rätsel, wie ich Sie übersehen konnte, es sei denn, ich habe Sie mit einem Buddha verwechselt.«
    Siri kletterte

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